Interview

Jason Derulo im Interview: „Nur für Geld würde ich keine Musik mehr machen“


Jason Derulo im Gespräch über seinen Durchbruch, Dauer-Druck, Zukunftsträume & den berühmten Songtag.

Mit der Single „Whatcha Say“ gelang Jason Derulo 2009 der internationale Durchbruch. Anschließend landete er weitere Chart-Hits mit Tracks wie „Swalla“ feat. Nicki Minaj, „Mary Me“, „Trumpets“ und „Talk Dirty“ feat. 2Chainz. Sein Kennzeichen war dabei insbesondere der Tag am Anfang des Songs, in dem der 33-Jährige seinen eigenen Namen sang. Auch sein hoher Output ermöglichte ihm mehrere erfolgreiche Stücke, denn auf sein 2011 erschienenen Album FUTURE HISTORY folgte fast jährlich eine Platte – bis zu seinem bislang letzten größerem Werk EVERYTHING IS 4 (2015). Die Gründe dafür liegen zum einen in seinen zahlreichen Nebengeschäften, zum anderen aber auch bei Problemen mit seinem ehemaligen Label.

Wir trafen Jason Derulo zum Interview und sprachen mit ihm ausgiebig über genau diese Label-Schwierigkeiten, seinen Songtag, potenzielle zukünftige Projekte (Stichwort: Filme!) und darüber, was ihm sonst noch so an Leidenschaften im Kopf herumschwirrt.

Ski Aggu und Charlotte Stahl im Interview: „TikTok wird immer wichtiger“

MUSIKEXPRESS: Du sollst bereits mit fünf Jahren Interesse an der Musik gezeigt haben. Wie genau entwickelte sich diese frühe Leidenschaft?

Jason Derulo: Es hat angefangen als ich zum ersten Mal Michael Jackson im Fernsehen sah. Ich war wie hypnotisiert und dachte direkt, dass ich genau das auch machen möchte. Ich erinnere mich, wie ich das damals genau so zu meiner Mutter meinte und sie nur „Ja, okay Baby“ erwiderte. Aber seitdem bin ich immer an dieser Sache drangeblieben.

Als Achtjähriger hast du schon Songs geschrieben. Kannst du dich an deinen allerersten Track erinnern?

Mein erstes Lied hieß „Crush On You“. Den werde ich niemals vergessen, weil ich den für ein Mädchen in meiner Klasse geschrieben habe, in das ich verliebt war. Ich wollte ihr deswegen irgendetwas schenken, aber weil ich kein Geld hatte, habe ich ihr einen Song geschrieben. Damit begann meine lange Reise des Songwritings.

2009 hattest du dann deinen Durchbruch mit „Whatcha Say“, im Alter von 18 Jahren. Wie war es für dich in so einem frühen Alter plötzlich so viel Aufmerksamkeit zu bekommen?

Ich habe die Aufmerksamkeit nicht wirklich gespürt. Es gab so viel Druck ein One-Hit-Wonder zu sein und wohin mein Leben jetzt führen würde, dass ich nur darauf fokussiert war, mehr Musik zu machen. Ich war deswegen jeden Tag im Studio und wollte einen neuen Song erschaffen, der genauso ein großer Erfolg sein würde. Als ich „Whatcha Say“ herausbrachte, hielt ich ihn für einen großartigen Track, aber nicht für den größten der Welt. Deswegen habe ich mich selbst unter Druck gesetzt und das in einer Situation, die schon mit viel Druck beladen war.

Schon bevor du volljährig warst, hast du eine Musikakademie abgeschlossen und dich dahinter geklemmt Musiker zu werden. Also noch mehr Druck?

Da gab es nicht wirklich Druck von außen. Ich habe mich ganz alleine dazu entschlossen, mich dahinter zu klemmen. Ich hatte definitiv keine normale Kindheit, aber ich hatte mich dazu entschieden. Ich hätte jederzeit mit meinem Bruder zum Spielen rausgehen können, aber ich bevorzugte es, zu Hause zu bleiben und Songs zu schreiben. Ich hatte mir in den Kopf gesetzt, wer ich sein wollte, und ich plante schon meinen Durchbruch mit zehn Jahren als ich noch neun war (lacht). Und als das nicht klappte, habe ich dennoch jedes Jahr aufs Neue damit gerechnet. Ich bereitete mich also immer darauf vor – als ob der Moment gleich morgen kommen würde. Und in der Zwischenzeit sind meine Fähigkeiten dann wirklich immer besser geworden.

Youtube Placeholder

An dieser Stelle findest du Inhalte aus Youtube
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

Du hast mit „Sing Your Name Out Loud: 15 Rules for Living Your Dream“ ein Ratgeberbuch für mehr Erfolg veröffentlicht. Welchen Tipp möchtest du hier mit uns teilen?

Es ist wichtig, leidenschaftlich bei etwas zu sein und seine Intentionen dahinter zu kennen. Wenn zum Beispiel meine einzige Absicht hinter meinen Auftritten und Songs Geld wäre, dann würde ich gar keine Musik mehr machen. Vielleicht wäre ich dann bereits zufrieden mit dem, was ich habe, aber ich würde auch nicht weiter über mich hinauswachsen wollen. Aber ich möchte nun mal Songs kreieren, die anderen genauso helfen wie mir. Sei es ein Mann, dem „Mary Me“ bei seinem Heiratsantrag hilft, die richtigen Worte zu finden. Oder „Ridin’ Solo“, der bei der Trennung hilft. Oder „Talk Dirty“, der auf Partys einfach die Stimmung hebt.

Youtube Placeholder

An dieser Stelle findest du Inhalte aus Youtube
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

Eine Sache, für die du auch bekannt geworden bist, ist dein Tag. Meist verwenden Produzenten so etwas, wie kam das bei dir zustande?

Ich war 18 und wollte meine erste Single herausbringen. Die sollte meine Einführung als Musiker in die Welt sein. Bis dato hatte ich aber noch keinen melodischen Tag gehört. Also habe ich mir gedacht, ich probiere das mal selbst aus und schaue, ob etwas hängenbleibt. Bis ich dann bei dem gelandet bin, den heute alle lieben. Aber ich hätte auch nie gedacht, dass es so eine große Sache wird.

Findest du es denn gut, dass Menschen bei dir automatisch den Tag im Kopf haben?

Anfangs dachte ich, es sei das Beste der Welt, doch mit der Zeit entwickelte es sich zur schlimmsten Sache. Menschen kamen auf mich zu und sangen ständig genau so meinen Namen und das war wirklich verdammt nervig. Aber mit den Jahren habe ich dann auch verstanden, dass es einfach mein Ding geworden ist und ich denke, es ist von unschätzbarem Wert, dass Leute etwas haben, womit sie mich verbinden. Mir wurde die Macht dieser Marke erst richtig bewusst, als wir uns in der Pandemie-Phase befanden und einige Leute eine Petition an mich richteten, um den Tag zurückzubringen, weil ich mich jahrelang zurückgezogen hatte.

Lollapalooza 2023: Die besten Fotos und Momente des Festivals
Youtube Placeholder

An dieser Stelle findest du Inhalte aus Youtube
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

Apropos zurückziehen: Seit FUTURE HISTORY von 2011 erschien fast jährlich ein Album von dir – bis 2015. Nach EVERYTHING IS 4 wurde dein Output weniger. Weshalb?

Ich hatte eine Menge Ärger mit dem Label, bei dem ich damals war. Es war eine sehr zermürbende Situation, in der ich sie nicht mehr mochte und sie mich auch nicht mehr. Es war ein jahrelanger Kampf, um aus dem Vertrag herauszukommen. Und ich wollte meine Musik wirklich nicht mehr in die Hände dieser Leute geben. Der zweite Grund ist auch, dass ich finde, dass ein großes Projekt, wie ein Album, nach so einer langen Auszeit eine einzigartige Möglichkeit eines Comebacks verdient.

Ist denn ein Comeback bereits in Planung?

Ich habe schon etwas Besonderes dafür geplant: Eine TV-Show, die mit einem neuen Album verknüpft ist. Praktisch eine Audio-TV-Show. Ein romantischer Thriller – dafür habe ich sogar mit den Produzenten von „Twilight“ dran gearbeitet. Das ist etwas, was ich noch nie gemacht habe. Aber ich denke, die Musik hat das verdient. Das alles kommt übrigens alles im November.

Neben der Musik hast du noch viele andere Projekte. In einem Interview meintest du mal, dass dein erfolgreichstes Business gleichzeitig absolut „unsexy“ sei. Es handelt sich dabei um eine Autowaschanlage. Woher kam die Idee?

Ich wünschte, ich könnte sagen, dass es meine Idee war, aber die kam von einem Freund von mir. Es ist dasselbe Prinzip wie bei Netflix: Du zahlst eine monatliche Gebühr und kannst dafür immer dein Auto waschen. Wir haben bereits mehrere Standorte in Amerika und jetzt würde ich es gerne über die Grenzen bringen – zum Beispiel nach Deutschland. (lacht)

Chris von Christine & The Queens über Stimmen (Interview)

Was steht sonst noch auf deiner Bucket List?

Ich würde wirklich gerne Filme machen.

Vor oder hinter der Kamera?

Ehrlich gesagt beides. Ich bin in einer Phase meines Lebens, wo ich keine Sachen mehr machen möchte, für die ich keine Leidenschaft empfinde. Und wenn andere Leute die Fäden in der Hand haben, bin ich oft mit vielem einfach nicht einverstanden. Ich glaube, jeder arbeitet anders und ich mag es einfach meinen kreativen Beitrag leisten zu können. Und wenn ich nur das tue, was mir jemand sagt, dann macht das weder Spaß noch bringt mich das auf einen Erfolgskurs.

Phoebe Waller-Bridge im Interview: „Die harte Arbeit hört nie auf“

Was siehst du außerdem noch, wenn du in deine Zukunft blickst?

Ich sehe eine Menge Musik und Output. Und ich glaube der Anfang von allem wird 2024 sein und ich freue mich darauf. Früher war ich darauf aus, alle sechs Monate einen Song zu veröffentlichen – doch jetzt hat ein neues Zeitalter angefangen. Die Leute wollen immer mehr und fragen mich am Veröffentlichungstag einer neuen Single schon nach der nächsten. (lacht) Aber ich glaube auch, dass die Artists, die in der Lage sind, mehr zu produzieren, dadurch auch mehr Chancen haben.