Ja, ja, wunderbar!


Was, zum Teufel, haben die Bands Ja König Ja und Ja, Panik miteinander zu tun? Nun...

Geht’s eigentlich noch? Am besten einfach darüber lachen. Ernsthaft. Denn mit welchem herbei philosophierten Konstrukt will man das hier, die hier denn zusammen erklären? Da bleibt nur der Zufall. Der es unbedingt will, dass zwei ziemlich unbeschreibliche, vielleicht sogar exzentrische, durch kaum mehr als ein affirmatives „Ja“ im Namen verbundene deutschsprachige Bands fast gleichzeitig vor kurzem tolle Platten veröffentlicht haben.

Ja König Ja können glücklicherweise über solche journalistischen Hilfeschreie lachen. Ebba Durstewitz findet es sogar „niedlich, wie immer weiter versucht wird, unsere Musik irgendwie zu kategorisieren“. Und wenn Schreibern gar nichts einfällt, „dann kommen immer dieselben Vergleiche mit Steely Dan und Brian Wilson“, sagt Jakobus Siebels. Dann lieber gleich sein lassen. Selbst von der eigenen Musik sind Ja König Ja schnell gelangweilt. Wie dann wieder die notwendige Spannung entsteht, zeigt der Verlauf des Interviews. Die zwei spielen sich Bälle zu, widersprechen sich gegenseitig, schweifen ab und aus, dozieren über den Geniekult der Romantik und die selbstverständliche Verankerung von Pop im britischen Alltag („Da spielt dann eben die Oma Smiths-Stücke auf dem Klavier!“). Wenn es so auch im Studio zugeht – dann kann auch mal „Quatsch“ rauskommen. Das sei als Kompliment gemeint, sagt Durstewitz t: „Es gibt Quatschquatsch, so entsteht ein Instrumentalstück wie,Kann man denn davon leben?‘. Und bei einem todernsten Stück wie ‚Ach Golgatha‘ reagiere ich dann auch so: ,Was ist denn das für ein Quatsch?’Aber vielleicht ist das auch so ein Dreh, sich selbst von etwas zu distanzieren, indem man es immer noch eine Spur weiter treibt.“ Allzu theoretisierend braucht man sich die Seilschaft der verflixten demnach nicht zu nähern, „weil man das einfach in sich aufsaugen muss, den Quatsch“, sagt Siebels, genauso assoziativ wie die Texte entstehen, sollte man sie auch rezipieren“. Oder kurz: „Wer verstehen will, wird verstehen.“ Meint zumindestens der bekannteste Fan der Band: Dirk von Lowztow.

Ja, Überleitung! Denn „prominente“ Unterstützer – Jens Friebe, Britta, der deutsche Indie-Kardinal Alfred Hilsberg – können auch Ja, Panik mit ihrem zweiten Album The taste and the money vorweisen. Und auch das Indie-Rock-Quintett aus Wien hat mit journalistischen (Kon-)Texten zu kämpfen. Andreas Spechtl kann und will das nicht allerdings nicht ganz so gelassen sehen. Der Sänger, Gitarrist und Texter von Ja, Panik reagiert leicht genervt auf „Querverweise“ und den „großen Bezug“, die Journalisten seiner Meinung nach stets herbeidichten. Und mit der „Hamburger Schule“ braucht man ihm gar nicht erst kommen. „Dafür war ich wirklich viel zu jung“, sagt der 24-Jährige, „Ich habe mich damit rückblickend beschäftigt, wie man sich haitauch alte Clash-Platten kauft. Für mich ist das ein Moment der Popgeschichte, dar aus hat sich bei uns aber nichts entwickelt.“ Gut, wir schreiben trotzdem: Solch ein kantiger Sound, sich abwechselnde, unberechenbare Noise- und Melodie-Ausbrüche und solche überformte poetische Sprache waren im Zusammenspiel länger nicht mehr zu hören. Und zuletzt im Zweifelsfall auf frühen Veröffentlichungen des LADO-Labels. Oder, um es auch hier kurz zu machen: Ja, Panik spielen. Mit Musik und Sprache, Übertreibungen und (Erwartungs-) Haltungen. Letztere sind über ein eigenes Sechs-Punkte-Programm auf ihrer Myspace-Seite definiert, dies sei, so Spechtl, „eine kleine Defensivtechnik, du schreibst Leuten – insbesondere Journalisten -ja fast schon vor, was sie zu denken haben.“ Danke, soviel „Hilfe“ muss gar nicht sein. Geht dannja doch immer irgendwie.

»>www.jakoenigja.de; ja-panik.com

»>albumkritiken me 5/08