J. J. Mosalini – Hamburg, Logo


Wenn eine Musik so kunstvoll ist, daß sie konzentrierte Zuhörer braucht, andererseits aber so lebendig, daß man sie keinesfalls in einen Konzertsaal stecken mag, wo ist solche Musik am besten aufgehoben? Die Szenekneipe Logo wurde nur deshalb zum angemesse nen Ort für die Justvolie Avantgarde musik des Mosalini-Tnos, weil dessen Auftritt die anfangs lärmende Menge unweigerlich in Bann schlug – so sehr, daß sie in der Pause die übliche Hintergrund-Lärmkonserve in spontaner Empörung nieder zischte.

Bandoneon-Virtuose Mosalim und sein Pianist Gustavo Beytelmann sahen aus, als wären sie einer Gitanes-Reklame entsprungen: durchtriebe ne Kneipen-Clowns, Jose im attraktiven Sinne, Gustavo eher beamtet gemütlich.

Beide besitzen die Fähigkeit, noch die banalsten Melodiefetzen zu umwerfenden Kabinettstückchen zu arrangieren. Dabei folgt auf süßliche Sentimentalität beizeiten ausgelassene Rhythmik, forciert von Kontrabassist Jean Paul Celea, der sonst mit Kagel und Stockhausen zu arbeiten pflegt, aber auch mit Didier Lock wood oder John McLaughlin.

Jazz, atmosphärische „Filmmusik“, Rock und neutönerische Klänge hier gehen sie zwanglos und abwechslungsreich ineinander über. Stücke von der bemerkenswerten LP sind auf ein Vielfaches an Länge gedehnt, mit zahllosen_neuen Ideen versetzt, so daß man sie nur phasenweise wiedererkennt So schwer das Knopfakkordeon zu spielen ist(verschiedene Töne erklingen, je nachdem, ob man zieht oder preßt an welchem Ende man die unübersichtlichen Perlmuttknöpfchen drückt, so souverän brilliert Meister Mosalini mit diesem tangotypischen Instrument Wenn er den flexiblen Wunderkasten auf bis zu dreifache Länge entfaltet, der Balgen sich ¿ windet und wieder schrumpft, dann gewinnt das auch optisch eine mitreißende Theatralik.

Mit unübersehbarem Spaß an der Sache warfen sich die drei die Bälle zu – auch der smarte Jüngling am Baß mit dem archaischen Eigenbau-Verstärker und den zwei überladenen Notenpulten fand sich ins stets transparente Zusammenspiel.