Interviews lehnen sie ab. Belle & Sebastian möchten nur mit ihrer Musik überzeugen


Der fröhliche Schotte mit dem kurzrasierten Schädel und dem Bierbecher versteht die Welt nicht mehr: „Fünfzig Pfund hat mein Ticket gekostet! Fünfzig verdammte Pfund!“ Den seiner Meinung nach viel zu hohen Preis hat er für die Fahrt von Glasgow nach London gezahlt, wo er sich Belle & Sebastian ansehen möchte, die angeblich schönste Blüte im wild wuchernden Garten des Britpop. Dabei hat das kryptische Oktett mit den rockenden Kollegen der Britpop-Zunft ungefähr so viel zu tun wie das einsame Mauerblümchen mit einem Strauß roter Rosen. Leise und zurückhaltend geht’s zu auf der aktuellen LP „The Boy With The Arab Strap“, nur hin und wieder unterbrochen von elektronischen Experimenten und Northem-Soul-Elementen. Unterm Strich ist das Album – wie schon das vergriffene Debüt „Tigermilk“, die schwer erhältlichen EPs „Lazy Line Painter Jane“,“Dog On Wherels“ und „3…6…9 Seconds Of Light“ sowie das zweite Album „If You’re Feeling Sinister“-von geradezu surrealer Schönheit. „The Boy With The Arab Strap“ geriet zu einer Melange aus frühem Nick Drake, der obskuren 80er-Combo Felt und den frühen Housemartins. Die lakonische Liebesaffäre zwischen zerbrechlichem Folk und Lyrics, die diesen Namen verdienen, will durch keines der Bandmitglieder gestört werden. Denn wer Magie zerstören will, der braucht nur über sie zu sprechen. Daher erscheinen zu Interviewterminen mit Belle & Sebastian willkürlich ausgewählte Bekannte der schottischen Band, Schafe – oder überhaupt niemand. Keinesfalls aber Keyboarder Chris Geddes, die charmante Isobel Campbell oder Belle & Sebastian-Mastermind Stuart Murdoch (30). Dafür ranken sich um so mehr Legenden um die pressescheuen Künstler, die angeblich als Hausmeister in einer Kirche wohnen oder als Gärtner auf einem schottischen Friedhof beschäftigt sind. Verweigerung den Medien gegenüber, so wissen wir seit Van Morrison, kann dem Mythos von Musikern zuträglich sein. Auch deshalb gemessen Belle & Sebastian schon heute den Status von Kultkünstlern. Gut nur, daß sie in erster Linie durch die Qualität ihrer Musik überzeugen.