Bei diesen internationalen Rapper:innen sollte man mal reinhören
Wir haben für euch die spannendsten HipHop-Exporte aus Finnland, Südafrika und Co. zusammengefasst.
Am 11. August 1973 schmiss DJ Kool Herc zusammen mit seiner Schwester Cindy die erste HipHop-Party „Back to School Jam“ in der Bronx und legte damit den Grundstein für das Genre. Genau heute vor 50 Jahren wurde HipHop also geboren. Seitdem hat sich einiges verändert. Nicht nur sind mit der Zeit die vier Elemente des HipHops entstanden, sondern es wurde auch kräftig mit dem Genre herumgespielt. Anlässlich der Feierlichkeit haben wir uns die heutige internationale Rap-Szene angeschaut und ein paar Rapper:innen aus aller Welt resümiert, die ihr euch auf jeden Fall anhören solltet.
Griechenland: Negros Tou Moria
Kevin Fans Asong alias Negros Tou Moria ist ein griechischer Rapper ghanaischer Abstammung. Obwohl er in Griechenland geboren wurde, lebte er bis zu einer Gesetzesänderung 2015 ohne die griechische Staatsbürgerschaft. Diese Änderung erleichterte es nämlich Griech:innen der zweiten Generation Papiere zu bekommen. Die Erfahrung, ohne solche in einem Land zu leben, verarbeitet der Rapper in seiner Musik. Zusätzlich ist Negros Tou Moria Mitglied des Musikkolletivs „307 Squad“, dessen Musiker:innen verschiedener ethnischer Herkünfte sind und es sich zur Aufgabe gemacht haben, ihre jeweiligen Wurzeln in den griechischen Rap mit einfließen zu lassen. Dabei entwickelt Negros Tou Moria den sogenannten „Rembetiko“ weiter – ein griechischer Musikstil, der oftmals als „griechischer Blues“ bezeichnet wird – und ergänzt diesen durch eigene Raptexte.
Makhado (Südafrika): Sho Madjozi
Sho Madjozi ist nicht nur Rapperin, sondern auch Sängerin, Songwriterin, Schauspielerin und Dichterin. Die südafrikanische Künstlerin, die mit bürgerlichem Namen Maya Christinah Xichavo Wegerif heißt, lässt in ihrer Musik die Tsonga-Kultur aufleben. Tsonga ist eine Ethnie in Südafrika, die Madjozi repräsentieren möchte. Dafür trägt die Rapperin oft die traditionelle Kleidung sowie von Fulani- und Tuareg-Frauen geprägte Frisuren. Für ihren kulturellen Beitrag in der Musikindustrie schaffte es Sho Madjozi in die „Forbes 30 Under 30“ Afrikas. Neben Englisch rappt die Künstlerin ebenfalls auf Swahili und ihrer Muttersprache Tsonga.
Chile: Ana Tijoux
Ursprünglich ist Ana Tijoux in Lille, Frankreich geboren. Der Grund dafür: Ihre chilenischen Eltern sind vor der Militärdiktatur unter Augusto Pinochet ins Exil nach Frankreich geflohen. Nach der Wiederherstellung der Demokratie kehrte die Familie 1993 nach Chile zurück. Dort machte sich Anamaría Merino Tijoux Ende der 90er einen Namen als Rapperin. Vorerst zusammen mit der HipHop-Gruppe „Makiza“, später dann auch als Solo-Künstlerin. Ana Tijoux kritisiert in ihren Raptexten die Objektifizierung von Frauen und äußert sich feministisch und antikolonialistisch. Dabei nutzt sie das Genre, um in eher provokanterer Manier auf das Patriarchat aufmerksam zu machen und sich Sexismus entgegenzusetzen.
Italien: Marracash
Marracash ist auf Sizilien geboren und in dem mailändischen Viertel Barona aufgewachsen. Sein Künstlername, der unter anderem auf der marokkanischen Stadt Marrakesch basiert, bezieht sich jedoch nicht auf die Wurzeln des 44-Jährigen. Denn der Rapper und Musikproduzent Fabio Bartolo Rizzo ist italienischer Abstammung. Seinen Namen wählte er aufgrund seines Aussehens, das oftmals dafür sorgte, dass er ebenfalls diskriminierende Erfahrungen machen musste. Über diese spricht Marracash in Tracks wie „NON SONO MARRA – La pelle“ und macht sich gemeinsam mit dem Feature-Partner Mahmood über ignorante Verwechslungen von beiden lustig.
USA: Sa-Roc
Ursprünglich studierte die aus Washington D.C. stammende Rapperin Biologie. Aber sie kehrte der Materie relativ schnell den Rücken zu und gelangte zum HipHop. Seither nutzt die 41-Jährige das Genre, um über marginalisierte Gruppen zu rappen und Themen wie Intersektionalität hervorzuheben. In ihren Raptexten klärt sie über die Zeiten der Sklaverei und die Diskriminierungen Schwarzer Frauen bis heute auf. Dabei spricht Sa-Roc ebenfalls über Sexismus in der HipHop-Szene und möchte mithilfe ihrer Werke die „königliche Natur“ Schwarzer Frauen zelebrieren.
Finnland: Noah Kin
Denjenigen, die in der Vergangenheit mal ein Konzert von Wiz Khalifa oder Kendrick Lamar besucht haben, könnte der Name Noah Kin ein Begriff sein, denn der Rapper spielte bereits als Opener der beiden US-Größen. Geboren in Norwegen, mit nigerianischen Wurzeln, dominiert er das Rap-Game seiner finnischen Wahlheimat. Er lässt HipHop auf Trap und Cloud Rap treffen und rappt seine Texte nicht auf Finnisch, sondern auf Englisch. Bereits mit 12 Jahren schrieb Noah Kin Texte und produzierte Beats. Sein Debütalbum NO MATTER THE SEASON folgte dann im Alter von 15 Jahren und wurde von der finnischen Presse als „das HipHop-Album des Jahres“ (2011) angepriesen. Seither folgten für den finnisch-nigerianischen Rapper nicht nur Touren mit den erwähnten US-Rappern, sondern auch eine eigene Radio-Show und erste Schauspielererfahrungen in Filmen.
Spanien: Kase O.
Kase O. gilt in Spanien als Rap-Legende, von der sich häufig noch immer Rapper:innen inspirieren lassen. Die Rap-Karriere begann für Kase O., der mit bürgerlichen Namen Javier Ibarra Ramos heißt, durch seinen älteren Bruder Brutal, der Teil der Gruppe Gangsta Squad war. Bereits im Alter von 13 Jahren veröffentlichte Kase O. sein erstes Demo und erlangte in seinem Kiez dafür einige Aufmerksamkeit. Zwei Jahre später folgte dann sein zweites Werk DOS ROMBOS, mit dem er sich auch auf nationaler Ebene einen Namen in der HipHop-Szene machte. Bis 2016 veröffentlichte er insgesamt sieben Studioalben in Zusammenarbeit mit der spanischen Rap-Gruppe Violadores del Verso und fünf Solo-Projekte. In diesen zeigt der 43-Jährige immer wieder neue Facetten seiner Musik. So veröffentlichte er 2011 die LP KASE O. JAZZ MAGNETISM, in der er HipHop mit Jazz-Elementen kombiniert.
UK: iamddb
Diana De Brito ist iamddb. In Lissabon geboren, wuchs De Brito in Manchester auf und begann dort schon mit sieben Jahren Songtexte zu verfassen. Die Rapperin lässt in ihren Werken gleich mehrere Genres aufeinandertreffen. So verbrachte die 27-Jährige einige Monate im Herkunftsort ihres Vaters Angola, um die dortige Jazzmusik besser kennenzulernen. Diese fließt bis heute in ihre Rapmusik ein. Sie selbst bezeichnet ihr Genre als „Urban Jazz“, zu dem sie eine gleichnamige Single auf ihrem Album SWERVVVVV.5 (2019) veröffentlichte. Dabei verbindet sie Rap mit Gesang und lässt HipHop auf R&B mit einem Touch Jazz treffen.
Nigeria: Falz
Der nigerianische Rapper und Schauspieler fand durch seine Schulband „The School Boys“ zur Musik. Ab 2009 ging er anschließend dem Rap und Afropop auf professioneller Ebene nach und veröffentlichte im selben Jahr sein erstes größeres Werk SHAKARA: THE MIXTAPE. 2014 erlangte er mit seinem Track „Marry Me“ featuring Poe und Yemi Alade seinen Durchbruch. Im gleichen Jahr erschien sein Debütalbum WAZUP GUY. Seit 2015 ist Falz ebenfalls als Schauspieler aktiv und spielte in mehreren Filmen und Serien mit.
Frankreich: MHD
Fußballfans dürfte MHD vielleicht ein Name sein, denn der Rapper machte 2016 Werbung für Adidas und präsentierte in diesem Zuge das Trikot von Real Madrid. Mohamed Sylt alias MHD stammt aus dem 19. Pariser Arrondissement und lässt dies oftmals in seine Musik einfließen. So wurde er 2012 Teil des Rap-Kolletivs „19 Réseaux“ und veröffentlichte 2018 seine LP 19. Sein Sound mixt französischen HipHop mit Afro Trap und Coupé Decalé (eine Musikform, die 2003 in der Pariser Diaspora von Musiker:innen aus der Elfenbeinküste erschaffen wurde). Bereits mit seinem Debütalbum, welches nach ihm benannt ist, gelang MHD sein Durchbruch, sogar auf internationalem Level. 2019 machte der Rapper allerdings damit Schlagzeilen unter Mordverdacht zu stehen, da er zusammen mit drei weiteren Tatverdächtigen in eine tödlich verlaufende Schlägerei in seinem Distrikt verwickelt gewesen sein soll. MHD selbst bestritt dies und wurde 2020 nach 18 Monaten Untersuchungshaft wieder freigelassen.
Neuseeland: JessB
Die aus Neuseeland stammende Jess Bourke mixt ihren HipHop-Sound mit Rhythmen, die von der afrikanischen Diaspora inspiriert sind. Im Laufe ihrer Karriere hat sie zwei EPs, BLOMM (2018) und NEW VIEWS (2019), als auch ihr Mixtape 3 NIGHTS IN AMSTERDAM (2020) releast. Die Rap-Newcomerin erhielt 2019 bei den MTV Music Awards die Auszeichnung in der Kategorie „Bester Neuseeländischer Akt“ und macht sich derzeit in der Musikbranche immer mehr einen Namen.
Portugal: Nenny
Marlene Fernanda Cardoso Tavares oder kurz: Nenny, begann bereits im Alter von neun Jahren mit dem Schreiben von Songtexten. Geboren in Portugal, zog sie später mit ihrer Mutter nach Frankreich und anschließend nach Luxemburg, in der Hoffnung, dort auf bessere Lebenskonditionen zu treffen. Sie verarbeitet diese Erfahrungen musikalisch und rappt in Tracks wie „Dona Maria“ über ihre hartarbeitende Mutter, die versucht, ihren Kindern ein besseres Leben zu bieten. Dabei macht Nenny Gebrauch von HipHop Tuga, einer portugiesischen HipHop-Variante, die melodische Stile wie Fado und afrikanische Musikkomponenten integriert. Dazu fügt sie außerdem einen R&B-Teil.
Australien: A.Girl
Hinenuiterangi Tairua, bekannt unter ihrem Künstlernamen A.Girl, ist eine australische Rapperin, Sängerin und Songwriterin. In Sydney geboren, ist A.Girl Teil einer Māori-Familie. Bei Māori handelt es sich um polynesische Ureinwohner:innen des neuseeländischen Festlandes. Erstmals kommt die Rapperin durch ihre erste Band ONE LOVE mit Musik in Berührung. Diese bestand aus ihren Familienmitgliedern und machte Reggaetracks. Später wird A.Girl Teil der Gruppe Unique and Trill, mit der sie bei „X Factor Australia“ und „Australia’s Got Talent“ auftrat. 2019 veröffentlichte sie dann ihre Debütsingle 2142 als Solokünstlerin. In ihren Tracks übernimmt sie sowohl die Rap- als auch die Gesangsparts und erschafft klassischen HipHop mit einem Touch R&B.