Instrumentenkunde : Der Mini-Moog


Die Technik: Robert A. Moogs modulare Synthesizer, 1964 vorgestellt und ab 1967 in Serie gebaut, waren die ersten gebrauchstüchtigen Geräte ihrer Art: Erzeuger künstlicher Klänge, die wie ein Tasteninstrument gespielt werden konnten. Moogs Geheimrezept: die „subtraktive Synthese“, was komplizierter klingt, als es ist. Das Prinzip: Bestimmte Schaltkreise-Oszillatoren genannt-produzieren Rohklänge, regelbare Filterentfernen die nicht gewünschten Klanganteile, übrig bleibt genau der Sound, den der Knöpfchendreher will. Bildlich gesprochen: Ist der Grundklang „grau“, der Spieler will jedoch „schwarz“, kann er die „weißen“ Klanganteile einfach rausfiltern. Nach diesem Prinzip arbeiteten alle frühen Synthesizer, auch der 1970 vorgestellte Minimoog- Weil immer nur ein Ton gespielt werden konnte, spricht man von monophonen Synthesizern. Polyphone, also mehrstimmige, Synthis erschienen erst Mitte der 70er.

Die Geschichte: Revolutionär am Minimoog war nicht das immense Klangspektrum – das lieferten bereits Moogs Synthi-Module -, sondern dass man zum Transport keinen Kleinlastwagen benötigte. Das Modularsystem bestand aus zahlreichen Einzelgeräten, die aufwändig miteinander verkabelt werden mussten und enorm viel Platz benötigten. Das erinnerte an das NASA-Kontrollzentrum in Houston und verschaffte tollkühnen Männern das wohlige Gefühl, komplexe Technik zu beherrschen, aber bühnentauglich waren die Module kaum, vom Preis ganz zu schweigen. Moogs Idee, die abgespeckten Klangerzeuger und Filter in ein handliches Keyboardgehäuse mit 44 Tasten und konservativen Holzzargen zu packen, erwies sich als Volltreffer. Der Minimoog, bis 1981 in rund 12.000 Exemplaren hergestellt, war die Blaupause für den kompakten, praxistauglichen, halbwegs bezahlbaren Synthesizer. Mitbewerber EMS hatte mit dem VCS3 bereits 1969 ein ähnliches Konzept verfolgt, scheiterte aber daran, dass das Ding grässlich klang und für Musik nahezu unbrauchbar war. Auch der Minimoog hatte seine Tücken: Stimmstabilität war nicht seine Stärke, die Klangerzeuger neigten zum Jaulen. Erst 1978 sorgten neue Oszillatoren für spürbare Besserung.

Die Anwender: Als der Minimoog im Sommer 1970 vorgestellt wurde, waren die Reaktionen zunächst verhalten: Keyboarder-ein damals eher konservatives Völkchen, in quälenden Klavierstunden auf perfekten Fingersatz gedrillt – misstrauten der kleinen Kiste. Sie konnte nur ein Gag sein, und dafür war sie zu teuer. Erst als Jazzrocker wie Jan Hammer und Chick Corea sowie Progrocker Rick Wakeman am Minimoog brillierten, änderte sich das: Moogs Kleiner mit dem extrem fetten, warmen Sound war das „Muss-haben-Teil“ der Mitt-70er. Abba hatten einen, Herbie Hancock, Kraftwerk, Tangerine Dream und Pink Floyd ebenfalls. In den 8oern zunehmend ausgemustert, weil digitale Synthis preisgünstiger wurden, erlebte der Minimoog mit dem Techno der 90er ein Comeback, wurde vor allem für Bassläufe eingesetzt, zu den damaligen Usern gehörten Apollo 440, The Prodigy, Coldcut und The Orb. Moogs „Voyager Performer“ gilt als legitimer Erbe, zudem gibt es den Minimoog heute auch als virtuelles Instrument für den PC – seine Sounds leben also weiter.