Inga Rumpf
Während das Barometer in München bereits so weit gestiegen war, daß selbst die Goldfische nach Sauerstoff schnappten, sorgte Inga Rumpfs neue Band Wilde Ehe für frischen Wind ohne wilde Szenen.
Der Name läßts bereite vermuten; Inga singt jetzt deutsche Lieder, getextet von Ex-Ehemann und Jetzt-Mitmusiker Niko Müller. „Liebe, Leid und das Leben an sich“ nennt sich das Programm der Wilden Ehe, mit dem sie derzeit auf Deutschlandtournee sind. Und es ist am besten dann, wenn es um das Persönliche, Intime – wie etwa „So gut wie du“ oder „Ganz viel Gefühl“ – und nicht ums Allgemeine geht.
Stimmlich stimmte alles bei Inga Rumpf, verteidigte sie ihren Titel „Deutschlands Rock-Lady Nr. 1“ lässig gegen die Neue Welle-Konkurrenz. Für die Verjüngungskur von Band, Musik und Texten hat sie sich von allen Trends nur das angeeignet, was zu ihr paßt. Inga sang deutsch so leidenschaftlich, wie sie früher ihre englischen Texte interpretiert hat, wenn auch die deutschen nicht immer rundum gelungen sind.
Da bündelten sich manchmal Polemik und Klischees über Fnedensangst und Kontroll-Neurosen zu sehr. War das Intro zu „Kopf oder Zahl“ schon deshalb interessant, weil Computer fragte und Musikerm antwortete und die Musik wie eine Rhythm ’n‘ Blues-Adaption von Kraftwerk klang, so erinnerte „Stop, Mr. USA!“ eher an ein Singspiel grüner Pfadfindergruppen.
Intuitiv schien Inga das zu merken und sang deshalb – noch immer rauh und sehr schwarz angehaucht – über die Texte hinweg, daß sich die einzelnen Worte verloren.
Wie sie selbst spielte auch die Band geradeaus, kompromißlos, begeistert. Die trotz modischer Zutaten blues- und rockonentierte Musik ist straffer, schneidender, wilder geworden. Man kann sich vorstellen, daß bis zur geplanten Plattenaufhahme im Herbst das eine oder andere überflüssige Wort abgesungen und ausselektiert ist. Denn nötig hat Inga die großen, drohenden Wortgebärden nicht. So wie sie da auf der Bühne stand, sachlich und mit hanseatischem Understatement, vertrat sie ihren Standpunkt selbst: Vital und unbestechlich.
Ingeborg Ingeborg Schober BAUHAUS