Im Gleichklang mit sich selbst
Bloß nicht wiederholen: The Kooks haben deshalb nachjustiert. Herausgekommen ist Gute-Laune-Musik, die mehr Schrägheit vertragen könnte.
Kaum hatten sich The Kooks 2004 am Brightoner Institute of Modern Music kennengelernt und – der Legende nach beim Klamottenkauf – beschlossen, eine Band zu gründen, damit sie ihre schicke Garderobe auf der Bühne präsentieren können, wurde ihnen auch schon ein Plattenvertrag angeboten. Bis dahin hatten sie lediglich einen Strokes-Song auf einem Schulkonzert gecovert, ein paar eigene Songs auf eine Demo-EP gepresst und diese dann an einen vermeintlichen Booker geschickt. Der hatte sich allerdings als Labelmanager entpuppt. Sie hätten sich damals mehr Zeit gewünscht, erzählt Sänger, Gitarrist und Songschreiber Luke Pritchard am Telefon. Schnell unterschrieben haben sie den Plattenvertrag trotzdem.
Nach zwei erfolgreichen Alben – Inside In/Inside Out von 2006 und dem breitbeinigeren Konk von 2008 – war es wirklich Zeit zum Nachjustieren: „Man kommt leicht an einen Punkt, an dem man immer die gleiche Musik rauskloppt.“ Für Melodien hatte das mittlerweile in London lebende Quartett von Anfang an ein Händchen. Aber offenbar war ihr Retro-Indie-Pop, in dem viel späte Sechziger und frühe Siebziger, ein bisschen New Wave und ein wenig Ska steckte, sogar ihnen selbst irgendwann zu harmlos.
Zeit für Experimente also. Zeit, die sich The Kooks für ihr neues Album Junk Of The Heart auch genommen haben. Viel neue Musik haben er, Hugh Harris und Pete Denton entdeckt, sagt Pritchard. „Ich höre jetzt auch Elektronik.“ LCD Soundsystem gefalle ihm und das neue Album von Little Dragon.
Und auch die Arbeitsweise haben sie verändert. „Es gab eine klarere Aufteilung.“ Pritchard schwärmt, wie frei und gut alles lief. Nach Rückkehr von Drummer Paul Garred, der wegen einem Nervenleiden im Arm ausgestiegen war, stimmte auch die interne Chemie wieder.
Die Leichtigkeit, die Luke Pritchard wiederentdeckt hat, findet sich im Sound wieder. Junk Of The Heart ist ein Gute-Laune-Album geworden, das manchmal eine flirrende Atmosphäre entwickelt. Richtig überraschend klingt das Ergebnis trotzdem nicht. Ein bisschen mehr von der Schrägheit, auf die ihr Name anspielt, würde den Kooks nach wie vor gut tun. Stephanie Grimm
Albumkritik S. 100