Im Gegenwind
Als Künstler gibt sich Moses Pelham zartbesaitet.
Da kommt seine Stimme pünktlich zum ausgemachten Termin durchs Telefon – und klingt überraschend entspannt dafür, dass der Mann nach Ansicht vieler Beobachter inmitten eines zerbröckelnden Imperiums hockt. Und dafür, dass er nach eigener Aussage immer noch leidet: geteiltes LEID 2 heißt das neue Soloalbum von Moses Pelham. Es kommt immerhin sechs Jahre nach GETEILTES LEID, dem offiziellen Solodebüt des einstigen Rödelheimer Hartreimers und immer noch sendungsbewussten Chefs der Frankfurter Hitschmiede 3p, die in den letzten Jahren einige Nackenschläge zu verkraften hatte. Da war der spektakuläre, langwierig vor Gerichten ausgetragene Streit mit Moses‘ einstigem Zögling Xavier Naidoo, die Trennung von seinem Mit-Hartreimer Thomas Hofmann und schließlich der Flop des jüngsten Albums von Sabrina Setlur- alles Dinge, die einem Erfolgsbesessenen wie Pelham bestimmt nicht die Laune verbessern. Aber, sagt Moses, dies sei nicht der Grund dafür, dass sein neues Werk so heißt wie es heißt: „Ich habe in meiner Kunst schon immer um Mitgefühl für mich geworben, wollte immer durch meine Kunst mein Leiden kommunizieren. Der Brockhaus definiert, ‚Leid‘ sinngemäß als „Bewusstwerden des Menschen‘ – und darum geht’s mir.“ Dabei ist der Hörer durchaus eingeladen, das mit dem Mitgefühl auch auf sich selbst zu beziehen:
„Wer mir zuhört, wird entdecken, dass ich auch für ihn Mitgefühl habe. Er kann das ‚ich‘ in den Texten als sein ‚ich‘ verstehen. Wir leiden schließlich fast alle. „Der geschäftliche Gegenwind dagegen scheint den sonst gerne mal dünnhäutigen Mann mit der bulligen Optik nicht in Depressionen zu stürzen: „Ich bin kein Schönwetter-Kapitän. Im Gegenteil: Vielleicht brauche ich manchmal Gegenwind, um überhaupt erst das Beste aus mir herausholen zu können. Wenn mein Werk in Gefahr ist, spüre ich erst recht, wie viel es mir bedeutet. Wer3p abschreibt, liegt völlig falsch.“ Moses Pelhams Fels in der Brandung ist nach den Abgängen von Xavier Naidoo und Thomas Hofmann immer mehr sein langjähriger Mitproduzent Martin Haas: „Er wird von Jahr zu Jahrwichtiger für mich.“ Auch beim nächsten Projekt von 3p: dem dritten Album von Glashaus.