„Die Ossis haben euch Bananen mitgebracht, Digger!“ – Feine Sahne Fischfilet entern das Hurricane am Sonntagnachmittag mit dem Bananenboot. Trompeter Max lässt sich von den Zuschauern so weit tragen, bis Monchi doch ein Machtwort sprechen muss: Ihn brauchen sie noch. Dabei habe die Band noch kurz vor ihrem Auftritt Angst gehabt: „Mal gucken, ob noch einer Bock hat“ – die letzten großen Festival-Shows sind schließlich schon eine Weile her. Wie das Meer an mitklatschenden Händen aber zeigt, sind die Sorgen völlig unbegründet.
Einem Rollifahrer, der sich vom Publikum tragen lässt, gelingt es, eines der fliegenden Bühnenbiere aufzufangen – das Motto „Alles auf Rausch“ zieht auch 2024 noch prima. Süß: Zum Song „Niemand wie ihr“ holt Monchi seine Eltern auf die Bühne und die legen einen kleinen Foxtrott hin.
Der finale Tag beim Hurricane hat darüber hinaus viel nostalgischen US-Punk zu bieten: Mit Sum 41 und The Offspring kommen Erinnerungen an frühere Jugendpartys hoch. Viele zieht es aber auch zum großen Riesenrad, denn bei schönstem Sonnenschein und guter Musik lässt sich noch einmal ein hervorragender Blick auf das bis auf ein paar hartnäckige Schlamm-Patches abgetrocknete Festivalgelände werfen. Wer hätte gedacht, dass das Wochenende nach dem regnerischen Freitag noch eine so sommerliche Wendung nehmen könnte.
An dieser Stelle findest du Inhalte aus Instagram
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.
Deichkind beim Hurricane: „Kein Mensch ist illegal“
In den ersten Reihen vor der River Stage schwenkt ein Deichkind-Fan eine Fahne, die den Ton der Show angibt: „Kein Mensch ist illegal“ – und ja, die Welt ist fertig, aber „wir gönnen uns das Privileg der Hoffnung“. So rollen die Rapper zu „Bück dich hoch“ auf mit den Buchstaben „FCK AFD“ beklebten Bürostühlen über die Bühne, beeindrucken mit einstudierten Choreos und blinkenden Tetraeder-Helmen und gehen mit der Crowd ein paar Gesangsübungen durch. Auch wenn die FOMO angesichts der Deutschlandtrikot-Schwemme am Sonntag bei einigen Fußballfans sehr groß sein muss, will sich keiner diese Show entgehen lassen. Spätestens als das Fass reinrollt und sich seinen Weg durch die Menge bahnt, gibt es kein Halten mehr.
Der Sonntag auf der River Stage endet mit Krawall und Remmidemmi, konkret mit einer Kissenschlacht im Riesendonut, während auf der Bühne zahlreiche kostümierte Deichkinder mit Hüpfburg, Fahnenschwenkroboter und einem Bernie-Sanders-Pappaufsteller den kollektiven Abriss zelebrieren. „What the world needs now is love, sweet love“ säuselt es im Anschluss aus den Boxen – die bunte Truppe verschwindet mit einem langsamen Cancan hinter einem überdimensionalen Poop-Emoji.
Auch bei Bring Me The Horizon scheint heute Elterntag zu sein: Sänger Oliver Sykes holt seinen Vater auf die Bühne, der im Metalshirt mit ihm den Song „Antivist“ mitbrüllt, zwar nicht immer textsicher, aber immerhin das C-Wort kommt mit Inbrunst raus. Ein stolzer Moment für die Band: „Es ist das erste Mal, dass wir Headliner sind!“ Noch vor zwei Jahren spielten sie auf der gleichen Bühne ein umjubeltes Set bei strahlendem Sonnenschein, jetzt beenden sie mit viel Pyro und Lasern ein Festivalwochenende, das wieder einmal keine Wünsche offenließ. Genreübergreifend, inklusiv, friedlich und diverser denn je zeigt das Hurricane, dass es zurecht zu den besten Open-Air-Events des Landes zählt.
Die besten Bilder vom Sonntag in der obenstehenden Galerie sehen!