HUMORLOS ABGESCHLOSSEN


Hirnflimmern on the road. Leaving Wiesbaden, home of Helene Fischer, der allererfolgreichsten allerdeutschesten Allesfrau aller Zeiten, bei der keiner überrascht wäre, wenn sie ab nächster Woche auch noch das Familienministerium übernehmen und die „Tagesthemen“ moderieren würde. Die wohnt in Wiesbaden. Man hört, es gibt auch Neider. Leute, die wollen, was Helene Fischer hat. Ausstrahlung. Einen Hit, den weite Teile der alkoholkonsumierenden Bevölkerung auf den Straßen singen. Eine feste Beziehung mit Florian Silbereisen.

Auf der Autobahn dann einmal mehr die große Frage: Wer kassiert eigentlich mal diese Ausländer ab, die mit ihren ausländischen Mistkarren unsere helenefischerdeutschen Straßen kaputt fahren? Nein, nur Spaß. Viel drängender: Wo ist der Radiosender, bei dem nicht nach wenigen Minuten das Fahrersitzfleisch übersäuert? Klar, es ist seit ca. einigen Jahrzehnten nicht mehr ganz zeitgemäß, ohne selbstbestimmtes Musikprogramm zu reisen, aber so ist unser Familienmobil nun mal ausgestattet. Die Folge: Zapperei im Ozean von Schrottpop. Dazwischen die Inseln der Vergessenen, wo man es 2014 noch für vertretbar hält, „Cherish“ von Kool &The Gang und „A Groovy Kind Of Love“ in der Rotation zu führen. En passant wird ein weiteres Argument gegen Coverversionen offenbar: Coverversionen verleiten Radio-DJs – respektive die Leute, die die Bots der Dudelradios füttern -dazu, nicht das Original zu spielen! So hört man etwa „Big Yellow Taxi“ von Counting Crows, und während der Hintern einschläft, fragt man sich:“Warum spielen die nicht das Original von Joni Mitchell?“ Nun: Weil es eine Coverversion gibt. Klar,

Big Yellow Taxi“ ist ein krasses Beispiel, ist die Counting-Crows-Version doch „angesoult“. Das Schlimmste überhaupt sind „angesoulte“ Covers (sieht man von „verjazzten“ Covers ab, von denen wir hier pietätvoll schweigen möchten). Aktuell grausam etwa diese neue Version von Lykke Lis „I Follow Rivers“(vulgo „Dipsibaby“). Einer dachte sich: „Hm, würde dieses Lied nicht gewinnen, wenn ich es auf so eine gefühlsmännerhafte Art mit ,soulfullen‘ Verzierungen neu ,ein’sänge?“ Die Antwort ist selbstverständlich nein, aber das hat ja noch kaum einen Coverheinzen davon abgehalten, seinem Unwesen nachzugehen.

Der Rest des Radioprogramms wird in diesen Tagen nach dem 13. Juli großzügig aufgefüllt mit den „offi ziellen“ WM-Songs von ARD und ZDF. Wobei ich die ARD gar nicht zu sehr kritisieren möchte -es ist ja schon ein Fortschritt, dass nicht Revolverheld beauftragt wurden. Die Versuchung war sicher groß, aber man nahm die Herausforderung an: Wir werden doch auch woanders einen unerträglich pathetischen Selbstabfeierungsschlager herkriegen! Auftritt Andreas Bourani. Der singt so „emotional“, dass er nicht mal alle Silben seines Refrains rausgepresst kriegt („ein Hoch auf uns, auf dieses Leeeeeeeeah“). Unsere Partner werden begeistert sein.