Hoffnungsträger
Manu Chao sammelt auf Reisen musikalische Inspirationen wie andere Leute Souvenirs - und hofft, die Welt ein bisschen zu verbessern.
José Manual Arturo Tomas Chao alias Manu Chao ist im Juni 40 Jahre alt geworden – und damit bereits ein Urgestein unter den Weltmusik-Punks. Seinen beeindruckend langen Vornamen hat der Sohn spanischer Emigranten, der in Paris geboren wurde, seiner galizischen Oma zu verdanken. „Mein Vater war Kommunist, aber meine katholische Großmutter wäre gestorben, wenn mich meine Eltern nicht getauft hätten“, berichtet der zweisprachig aufgewachsene Manu. „Ich bin zwar in Frankreich geboren worden, aber zu Hause wurde immer Spanisch gesprochen. Mein Interesse an der englischen Sprache wurde durch mein Faible für Rock’n’Roll geweckt. Ich wollte einfach mehr als nur ‚I love you‘ sagen können und habe deshalb sehr viele Bücher gelesen.“ Das sprachliche Interesse von Manu Chao findet auch in den Songtexten seinen Niederschlag, die er nicht nur in Spanisch, Französisch und Englisch, sondern zudem in Portugiesisch abfasst. „Echte Fremdsprachenpraxis bekam ich aber erst durch den Erfolg meiner damaligen Band Mano Negra. Plötzlich hatte ich Gelegenheit, mich mit der englischsprachigen Presse zu unterhalten. Die Journalisten waren also meine Lehrer“, scherzt Manu rückblickend. Der wilde „Patchanka“-Stilmix aus Rock, Ska und Folk von Mano Negra, die den anarchischen Zug von The Clash mit der innovativen Musikalität eines Frank Zappa paarten, war neben den ebenfalls multikulturellen Les Negresses Vertes Ende der 80er bzw. Anfang der 90er Jahre das mit Abstand Spannendste, was die populäre Musik Frankreichs zu bieten hatte.
Mano Negra lösten sich Mitte der Neunziger auf. Aber nach jahrelangen Reisen durch die Kontinente meldete sich Manu vor drei Jahren eindrucksvoll mit seinem Solodebüt „Clandestino“ (Hitsingle: „Bongo Bong“) zurück. Das erfolgreiche Comeback fiel zwar etwas weniger ekstatisch aus als seinerzeit die Musik von Mano Negra. Jedoch gelang es Manu, aus den musikalischen Elementen, die er auf seinen Reisen aufgelesen hatte, ein einzigartiges Soundspektrum zu kreieren. Innerhalb dieser Koordinaten bewegt sich auch „Próxima Estaciön: Esperanza“, Manus neues Album. Der Titel („Nächste Station: Hoffnung“) ist Programm: „Ich wünsche mir, dass immer mehr Menschen sich bewusst werden, wie viele Dinge in der Welt aus dem Ruder laufen. Ich jedenfalls möchte an den Zuständen etwas ändern. Ohne diese Hoffnung würde ich an nichts mehr glauben. Da könnte ich auch gleich sterben.“ www.ark21.com/manu_chao