History


Zwischen 1965 und 1967 lösen in Großbritannien drei Exil-Amerikaner Gefühlswallungen unter weiblichen Teenagern aus. Die familiären Bande der Walker Brothers sind so authentisch wie die von vielen Fans für bare Münze genommene britische Staatsbürgerschaft. Scott Walker (9.1.1943 in Hamilton, Ohio) heißt eigentlich Noel Scott Engel. Der New Yorker John Walker (12.11.1943), bürgerlich John Maus, agiert als Spatteen mit Schwester Judy in einem Folkduo. 1963 begegnen sich Scott und John in L.A., gründen mit Al Schneider The Walker Brothers Trio. Die Initialzündung in England wird von dritter Seite eingeleitet: Der Kalifornier Gary Leeds (9.3.1942), Schlagzeuger der Garagen-Rock-Combo The Standells, erhält den Auftrag, den in England hippen Texaner PJ. Proby auf Tour zu begleiten. Dabei kreuzt Gary den Weg von Manager Maurice King. Garys Pilzkopf-Freunde Scott und John werden nach London eingeflogen – ein Plattenvertrag läßt nicht lange auf sich warten. Der Underground-Boom, aber auch Scotts zunehmend paranoides Verhalten auf den Medienrummel bescheren 1967 einen Erfolgseinbruch. Scott und John beginnen Solokarrieren, wahrend Gary vergeblich sein Glück mit der Psychedelic-Band Rain sucht. Allein Scott gelingt es, sein Publikum bei der Stange zu halten. Mit Brei-Interpretationen, anspruchsvollen Eigenkompositionen und als Präsentator einer TV-Show. 1975 folgt die Reunion des Urtrios, die drei Jahre später abrupt endet. Seither gilt der zurückgezogen in London lebende Scott Walker als wundersames Pop-Phantom mit Hang zum Kryptischen, das nebenberuflich auch mal ein Album von Pulp und einen Soundtrack produziert. (mik)