HipHop-Recap: mit OG Keemo und Ufo361
Was können die neuen Werke von OG Keemo und Ufo361? Hier gibt's beide Platten im Check.
Die erste Januarwoche startet in Sachen Single-Release eher ruhig. Doch bei den Alben sieht es schon anders aus: OG Keemo hat sein drittes Werk namens FIEBER und Ufo361 sein Mixtape SONY veröffentlicht. Wir haben für euch reingehört.
OG Keemo – FIEBER
Zwei Tage vor dem zweijährigen Jubiläum seines zweiten Albums MANN BEIßT HUND, einem Rap-Meisterwerk aus Wortspielereien und Metaphern, veröffentlicht OG Keemo sein neuestes Werk FIEBER. Auch jetzt hat der 31-Jährige wieder die Instrumentals von seinem Stammproduzenten und besten Freund, Funkvater Frank, machen lassen. Aber warum sollte man auch etwas ändern, das zweifellos funktioniert? Soundtechnisch liefert OG Keemo hier nämlich erneut souligere Tracks wie auch aggressive Trap-Stücke, also einige auditive Leckerbissen.
Mehr zur Platte: FIEBER startet zunächst mit einem Sample-Loop. Dabei ist ein Telefonklingeln, eine hustende Frau und zum Schluss noch das Wort „Fieber“ zu hören. Dann kommt mit „Tasche“ ft. Souly der erste Track, der mit einer fast schon märchengleichen Melodie einsteigt und mit wütendem Beat und Rapstil wegklatscht. OG Keemo erklärt in dem Song, sich seine „Taschen“ mit Geld voll zu machen und verpackt dies in Ansagen wie: „Ich war überall drin, außer in ’nem Schutzprogramm/ Meine Vorväter kamen mit Rucksack aus dem Mutterland / Und ihr Erbe riecht ein Fuffi und zieht schwarze Hoodies an“.
Der Rapper zeigt sich auf dem Album wieder mal wortgewandt – aber eben nicht so, wie man es von ihm gewöhnt ist. Eher böse und angesauert. Super durchdacht und konzeptionell durchorganisiert wie MANN BEIßT HUND ist es also nicht. OG Keemo legt inhaltlich eher den Fokus auf die Basics des Rap-Games: Geld, Erfolg und Macht. Trotzdem sorgen Tracks wie „Bee Gees“ für versierte Punchlines und Rap-Texte auf höchstem Niveau.
OG Keemo liefert somit bekannte Qualität und überrascht zugleich auch mit neuen Feature-Partner:innen. So steuerte nicht nur Rin einen Part bei, sondern auch Shindy – ein Gast-Beitrag, der durchaus unerwartet daherkommt, weil der Musiker zuvor wie bei seinem Produzenten auch seine Stamm-Feature-Leute hatte.
Der Titeltrack gibt zudem Freestyle-Vibes und bringt zusammen, was auch das Album unterstreichen soll: OG Keemo ist zurück und gibt uns feinsten, aggressiven Rap mit Köpfchen. Ein Manko ist allerdings, dass die Platte trotz der 19 Songs nicht einmal 38 Minuten lang andauert.
Ufo361 – SONY
Bereits im September 2023 kündigte Ufo361 sein Mixtape SONY an und veröffentlichte seither regelmäßig Singles, die einen Vorgeschmack auf das Werk geben sollten. Bei insgesamt neun vorgelegten Songs kam durchaus der Gedanke auf, ob Ufo361 damit nicht vielleicht doch schon den Hauptbestandteil der Tracklist zur Verfügung stellte. Aber mit 20 Albumstücken haben Fans nun doch noch einige neue Sachen zu hören.
Jetzt aber wieder zurück zum Anfang: Ufo361 wechselte 2023 gemeinsam mit seinem eigenen Label zu Sony Music. Diese Veränderung zelebriert der Deutschrapper auch direkt mit einem Mixtape, welches er wie das Majorlabel betitelte. Dieses neue Kapitel erfordert auch einen neuen Ufo361 und genau das kündigt er im Albumopener „MOF“ an: „Der alte Ufo ist gestorben / Ich werde euch niemals gehorchen, nein“.
Wer den aggressiven, sich textlich wiederholenden Rapstil von Ufo361 feiert, wird mit der Platte nicht enttäuscht. Hier und da lässt der 35-Jährige auch andere Einflüsse zu. „VNVKIN“ weist einen rockigen Unterton auf, während „biker_jacket/chromeheartscrosses“ mehr auf elektronische Beats setzt. Neben heftigeren Trapbangern wie „VIVIENNE WESTWOOD“ mit Straßenrap-Fler, der an US-amerikanischen HipHop erinnert, liefert Ufo361 auch manchmal Autotune, um die upgespacte Atmo zu unterstreichen.
Zwar gibt es nur vier Gastbeiträge, doch holte er sich für diese internationale Künstler:innen, wie die zwei britischen Rapper Lancey Fox und Destry Lonely, heran und verschaffte sich damit auf breiterer Ebene Aufmerksamkeit. So wird das Mixtape nicht nur auf Release-Listen für Deutschrap, sondern ebenfalls auf der englischsprachigen Rap-Veröffentlichung aufgezählt.