HIM
Hamburg, Große Freiheit 36
Die Erwartungen schieben sich vor die Bühne der Großen Freiheit und kreischen sich ein bisschen warm. Die Erwartungen sind aus fast allen Ecken Europas angereist, sie sind unter zwanzig und weiblich, sie tragen Schwarz und sie erwarten IHN, Ville Hermanni Valo, HIM himself. Der stellt heute hier mit seiner notorisch ungut aussehenden Band das neue Album Love Metal vor. Man nennnt so etwas Record-Release-Konzert; Weil das eine ziemlich einmalige Sache ist, dürfen nur per Los ermittelte Hardcore-Fans und Teile der Medienmeute dabei sein. Die Große Freiheit ist zu drei Vierteln voll. In den Ecken und an der Bar stehen Männer und schauen abschätzig auf den dünnen Mann mit Kopfsocke, der da gerade unter Getöse die Bühne betritt, der beschrieen wird von den Freundinnen oder Töchtern der Männer, die denken: „Dieser Hanswurst? Also bitte. „Der Hanswurst bewegt sich kaum, er singt statisch die neuen Lieder, die laut sind, nach Metall schmecken, sich vorsätzlich entfernen vom Pop. Der Hanswurst will keiner sein, kein Teeniestar. Er verdreht heimlich die Augen, wenn die Mädchen kreischen. Er redet kaum. Die Band spielt routiniert, also langweilig. Die Erwartungen hyperventilieren wegen Ville, nicht wegen der vertrackten neuen Lieder. Erst als HIM zum Schluss ein Medley alter Hits bringen, geht’s richtig ab. Und dann nach Hause – die Erwartungen heiser, Ville genervt.