Harvey Weinstein plädiert auf „nicht schuldig“ in neuer Anklage wegen sexueller Gewalt


Der Filmproduzent weist die neuen Vorwürfe von sich. Es war sein erster öffentlicher Auftritt seit der Not-OP.

Harvey Weinstein sieht sich erneut einer schweren Anschuldigung wegen sexueller Gewalt gegenüber. Am Mittwoch, den 18. September, erschien der 72-Jährige vor dem Obersten Gericht in Manhattan und plädierte auf „nicht schuldig“, nachdem ihm eine neue Anklage vorgelegt wurde, die auf Vorwürfen von 2006 basiert.

Weinstein soll in einem Hotel in Manhattan eine Frau zum Oralsex gezwungen haben. Diese neue Anschuldigung wurden von einer Grand Jury bestätigt.

Die jüngsten Entwicklungen in dem Fall Weinstein werfen erneut Schatten auf den Mann, der nicht nur als Pionier der Filmindustrie bekannt wurde, sondern auch als zentrales Symbol der #MeToo-Bewegung. Mehr als 80 Frauen haben ihn über die Jahre hinweg der sexuellen Belästigung, des Missbrauchs und der Vergewaltigung beschuldigt.

Erste öffentlicher Auftritt seit Not-OP

Die aktuelle Anhörung ist der erste öffentliche Auftritt des Filmproduzenten seit seiner Notoperation am Herzen am 9. September, bei der er aufgrund von Komplikationen ins Bellevue Hospital in New York eingeliefert wurde. Seine Anwälte hatten erfolgreich beantragt, ihn aufgrund seines angeschlagenen Gesundheitszustands in der Krankenstation des Gefängnisses unterzubringen, anstatt ihn nach Rikers Island, dem berüchtigten Gefängnis in New York, zurückzuschicken.

Neue Anklage, alte Anschuldigungen

Die neue Anklage basiert auf den Aussagen einer anonymen Frau. Die Anwältin der Jane Doe, Lindsay Goldbrum, betonte, dass ihre Mandantin bislang nicht öffentlich über den Vorfall gesprochen habe und auch weiterhin anonym bleiben möchte. „Ms. Doe wird jedoch bereit sein, bei der Verhandlung vor Gericht auszusagen, um ihre Wahrheit zu erzählen und Weinstein zur Rechenschaft zu ziehen“, erklärte sie.

Die Staatsanwaltschaft strebt nun an, die neue Anklage mit den bereits bestehenden Vorwürfen zu bündeln und die Fälle gemeinsam vor Gericht zu verhandeln. Weinsteins Anwälte dagegen plädieren dafür, die Anklagen getrennt zu behandeln, um die einzelnen Fälle besser verteidigen zu können. Eine Entscheidung darüber soll Anfang Oktober 2024 getroffen werden.

Bereits im Jahr 2020 wurde Harvey Weinstein in New York wegen Vergewaltigung und sexueller Nötigung zu 23 Jahren Haft verurteilt. Ein Urteil, das als Wendepunkt der #MeToo-Bewegung galt und ein symbolisches Ende für eine Ära des Schweigens darstellte. Diese Verurteilung wurde jedoch im April 2024 vom Obersten Gerichtshof des Bundesstaats New York aufgehoben, nachdem festgestellt wurde, dass im ursprünglichen Prozess Verfahrensfehler gemacht wurden.

Harvey Weinstein weiterhin in Haft

Trotz der Aufhebung seines Urteils in New York bleibt Weinstein weiterhin inhaftiert. Grund dafür ist eine separate Verurteilung in Kalifornien. Im Februar 2023 wurde er in Los Angeles in einem anderen Verfahren wegen sexueller Gewalt zu weiteren 16 Jahren Haft verurteilt.

Diese Verurteilung basierte auf den Aussagen mehrerer Frauen. Darunter Evgeniya Chernyshova die sich als „Jane Doe No. 1“ identifiziert hat. Die Jury befand ihn in diesem Verfahren für schuldig, in drei Fällen gewaltsame sexuelle Handlungen vorgenommen zu haben, darunter Vergewaltigung und orale Zwangshandlungen.

Neben Chernyshova haben zahlreiche weitere Frauen gegen Weinstein ausgesagt, darunter namhafte Stars wie die Schauspielerin Jessica Mann, die auch in dem kommenden Prozess wieder vor Gericht erscheinen will. Mann erklärte kürzlich: „Als Harvey das erste Mal schuldig gesprochen wurde, habe ich meine Stimme gefunden. Ich werde sie weiterhin nutzen, um zu beweisen, dass mein Leben wertvoll ist. Das ist etwas, das Harvey mir niemals nehmen kann.“

Trotz der zahlreichen Anschuldigungen und Verurteilungen beteuert Harvey Weinstein weiterhin seine Unschuld. Sein Verteidigungsteam argumentiert, dass alle sexuellen Handlungen einvernehmlich gewesen seien und dass die Staatsanwaltschaft eine „Kampagne“ gegen ihn führe.

Sein Sprecher, Juda Engelmayer, äußerte sich kritisch zu den neuen Anklagepunkten und bemängelte, dass keine klaren Details zu den Vorwürfen vorlägen. „Wir wissen nicht, wer, wo oder was“, erklärte Engelmayer in einer Stellungnahme. Er bezeichnete die erneuten Anschuldigungen als einen „offensichtlichen Versuch der Staatsanwaltschaft, neue Zeugen durch die Hintertür einzuführen, nachdem das Berufungsgericht die vorherigen Beweise als unzulässig eingestuft hat“.