Handwerker


PAUL WELLER Wild Wood

(Metronome 828 435-2) Ein Mann, der die Popmusik um unvergessene Momente bereichert hat. Nach den Werken der erfolgreichen Bands Jam und Style Council und langem Tauziehen hinter den Kulissen erschien im letzten Jahr das mit Spannung erwartete Solodebüt des Sängers und Gitarristen aus der englischen Grafschaft Surrey. Was Verkaufszahlen betrifft, konnte es jedoch nicht an frühere Erfolge anknüpfen. Was zur Folge hatte, daß an Weller die Unsicherheit zu nagen begann. „Has My Fire Really Gone Out?*, grübelt er in einem seiner neuen Songs. Doch der Mann kann beruhigt werden. Denn sie lodert noch, die Flamme der Kreativität. Daß sie nicht erloschen ist, ist unter anderem Wellers spontaner Flucht aufs Land zu verdanken. In einem abgelegenen Studio in Oxfordshire gewann er Abstand vom üblichen Rummel der Musikbranche, aus der ihn auch immer wieder der Ruf nach einer Jam-Reunion ereilte. Auf dieses Ansinnen antwortet er nun mit der besten Platte seit OUR FAVOURITE SHOP von Style Council.

WILD WOOD verzichtet auf jene wenig inspirierten Anleihen bei den Altmeistern des Soul, mit denen das vorhergehende Album nicht eben zu glänzen vermochte. Statt dessen brilliert Weller mit einer Sammlung entspannt gespielter Songs. Obwohl bisweilen zu rockendem Aufbrausen entschlossen, läßt der Engländer doch akustisch vornehme Zurückhaltung dominieren. Ein Sound, in den sich Drummer Steve White und Young Disciples-Bassist Marco Nelson nahtlos einfügen. Besonders erfreulich: Maschinen blieben bei den Aufnahmen draußen vor der Tür — Weller, der Handwerker.

Das erfrischend minimalistische Konzept dient nicht nur dem Seelenfrieden des angeknacksten Popidols, sondern auch dem seiner Zuhörer. Eine rundum geglückte Mischung aus Rock, Folk und dezent untergehobenen schwarzen Elementen verleitet zu häufigem Konsum. Da macht es kaum einen Unterschied, ob es im Hause Weller stürmisch zugeht wie auf .Sunflower“ oder doch eher ruhig wie auf den Songs mit akustischer Instrumentierung.

Was zählt, ist die Leidenschaft, mit der der 35jährige Brite bei der Sache ist. Mit Blick auf die Erfolgsaussichten von WILD WOOD beinahe bedauerlich aber, daß Weller hit-trächtige Singlehappen im ländlichen Exil von Oxfordshire zurückgelassen hat.