Haldern Pop


In Rees-Haldern bebt die Pferdewiese. Was nicht bedeutet, dass in der niederrheinischen Provinz kein Platz für Exotik ist.

Wir sagen ja nicht, dass das Haldern kein richtiges Festival ist. Es ist halt nur: nicht prollig, nicht lärmig, nicht von A bis Z durchgebrandet. Im Vergleich zu vielen Mega-Veranstaltungen steht hier, so klischiert das klingen mag, tatsächlich „die Musik im Vordergrund“. Zum Beispiel am Donnerstagabend: Eben ist das Festival eröffnet worden, mit drei Konzerten in der katholischen Dorfkirche! Und so sitzen hier nun Dorfbewohner – über 50 ist der Eintritt umsonst – und Festivalbesucher einträchtig in den Bänken, lauschen den Isbells, Springer Parker und Moddi und hinerlassen weder Kippen noch Bierdosen. Insbesondere die sakral andächtigen Sound-Exkursionen des Isländers Moddi sind quasi für die Kirche gemacht, ein perfekter Auftakt.

Am Freitag ist dann auch die Hauptbühne geöffnet. Was vom Tag in besonderer Erinnerung bleibt: der Pappmaché-Stein, den Bodi-Bill-Sänger Fabian Fenk anstelle normaler Klamotten trug. Außerdem der elektronisch grundierte Geisterspuk-Indie der Antlers sowie der Hymnus von Dry The River – ein Name, den man sich merken sollte. Ein Name, den man sich nicht mehr erst merken muss, ist Warpaint. Seit anderthalb Jahren sind die Musikerinnen nun auf Tour, und statt die Schnauze schön langsam voll zu haben, werden sie einfach immer besser. Zum x-ten Mal spielen sie am Samstag im Spiegelzelt „Undertow“, „Composure“ und „Bees“. Doch die Art, wie Jenny Lindberg dabei mit den Hüften wippt und mit Stella Mozgawa zu einer Einheit verschmilzt, während die Sirenen Emily Kokal und Theresa Wayman den Saal in kollektive Hypnose versetzen, hat eine Frische, als wäre seit der Veröffentlichung ihres Debüts kein Tag vergangen. Das begeistert auch James Blake, der davor und danach mit einem der Mädchen turtelt. Mit welchem? Wird nicht verraten. Schaut’s euch doch selbst an – nächstes Jahr beim Haldern.