„Guck mal, so schön grau“: Das Ruhrgebiet hat jetzt eine Safari
Im Ruhrgebiet hat die Stadtrundfahrt ein interessantes Update erfahren – sowohl was Form als auch was Inhalt angeht. Wer mit „truck tracks“ auf Entdeckungsreise geht, fährt nicht mit einem dieser immer etwas müde wirkenden Cabrio-Doppeldeckerbusse, sondern mit einem LKW, der umgebaut wurde. Da, wo normalerweise Bananen, Kühlschränke oder Zementpulver transportiert werden, sitzen jetzt Menschen und sehen durch die große Spiegelscheibe das, was an ihnen vorbeirauscht. Und das ist die Stadtlandschaft von Reckling- und Oberhausen, von Mülheim an der Ruhr, von Duisburg, Dortmund, Essen.
Der Mehrwert liegt freilich an anderer Stelle: Auf die übliche Frontal-Erklärung von Sehenswürdigkeiten wird verzichtet, stattdessen erfährt man bei dem vom Künstlerkollektiv Rimini Protokoll kuratierten Projekt an verschiedenen Orten verschiedene Kunst, die die betreffenden Orte eher mittelbar behandelt. Das vorm Fenster oder auf der Leinwand Gesehene vereint sich an den 49 Haltepunkten, die die verschiedenen Touren bedienen, mit Beiträgen von Künstlern aus aller Welt. Wie das klingt? Mal nach Radio Gaga, mal nach Soundscape, mal nach Field Recording aus dem Freibad, aber stets interessant – und durchaus auch kontrovers. So wurde an einer Station in Duisburg, der Stadt des Love-Parade-Unglücks, errechnet, wie viel Platz ein Mensch zum Überleben braucht.