Girlschool – Rüsselsheim, Walter Kölbel Halle


Eigentlich wollte sich ja Lindi von seiner großzügigen Seite zeigen und Girlschool auf seiner jüngsten BRD-Tournee präsentieren, wie er das (selbstlos, versteht sich) bereits mit Eric Burdon und Helen Schneider vorexerziert hat. Doch die vier Mädchen aus London zeigten “ What’s his name?“die kalte Schulter, wollten sich nicht als schmückendes Beiwerk für Udos panische Nächte (neben Fritz Fetzer, bunten Kulissen und modischen Accessoires) hergebe und verzichteten somit zugunsten Inga Rumpfs auf diese Form von „Entwicklungshilfe“.

Diese kleine Anekdote zeigt schon: Girlschool sind selbstbewußt. Müssen sie auch sein. Denn bislang hatten sie, abgesehen von England, kaum Gelegenheit, sich ihrem Publikum auf direktem Wege zu präsentieren. Eine Clubtournee durch deutsche Lande, beispielsweise wurde wieder abgesagt. Und so kam es, daß ich Girlschool nach dem Uriah-Heep-Gig in London und dem Bilzen Open Air (schönes Festival!) als Vorgruppe von Rush (iiüh!) bereits zum dritten Male vor fremden Publikum (in Rüsselsheim vor allem besoffene Amis) erleben mußte.

Jedesmal aber meisterten Girlschool die Situtation mit Souveränität und konnten – neben chauvinistischen Statements wie .Für ’ne Mädchenband ganz gut“ auch viel ehrlich gemeinten Beifall einheimsen.

Girlschools Hard Rock ist sympathisch frisch, natürlich nicht frei von Klischees, dafür ohne Posen auf die Bühne gebracht. Drei Leadsangerinnen sorgen für genügend Abwechslung im Sound, wobei Bassistin Enid Williams mit ihrem schwarzen Powerorgan am meisten überraschte. Kelly Johnsons Sologitarre ist aggressiv und messerscharf – und gemeinsam mit Kim McAuliffe kommt es zu sauberen Wechselspielen und melodischen Unisono-Passagen wie im Gun-Klassiker „Race With The Devil“. Eine solide und konsequente Angelegenheit, nicht nur im direkten Vergleich mit der zum Stil erhobenen Richtungslosigkeit von Rush …