Gestatten Frank Laufenberg


Gar nicht so einfach, sich vorzustellen. Es gibt zwar feste Regeln die man aber besser nicht anhält, da es sonst leicht langweilig wird. Also muss man sich vorstellen, dass man sich einem Freund vorstellt. Das geht aber auch nicht so richtig, weil ein Freund jemand ist, mit dem man längere Zeit zusammengelebt hat und der einen dehalb schon kennt. Jemand, den man nicht mag, stellt man nur seine Zuckerseiten vor um sich in ein möglichst günstiges Licht zu setzen. Also stellt Ihr Euch vor, Ihr hättet noch nie etwas von Frank Laufenberg gehört, was für etliche sicher auch zutrifft.

ZURÜCK IN DIE ROCKERZEIT

Ich interessiere mich schon lange für Popmusik und die Typen, die sie machen. Mit 14 begann ich, mir eine eigene Plattensammlung zuzulegen. Mit 16 hatten ein paar Freunde und ich einen eigenen Fan-Club. Das alles spielte sich in Köln ab, denn dort bin ich aufgewachsen. Wir nannten uns ‚Cliff Richard & the Shadows Club‘ – nicht, weil wir alle fürchterlich auf Cliff und seine Begleitgruppe standen, sondern weil ich schon damals spitz hatte, dass die Plattenfirmen die Clubs mit Postern, Autogrammkarten und anderem Werbematerial versorgten. Die Plattenfirma, die Cliff und die Shadows in Deutschland vertrat (und immer noch vertritt), sitzt in Köln – was für ein Zufall. Cliff war für damalige Verhältnisse ein ausgesprochen progressiver Typ – wir nahmen uns also seiner an und brachten eine eigene Club-Zeitschrift heraus. Es wurde alles getan, was zu einem vernünftigen Verein (jedem Deutschen sein eigener Verein) gehört, über diesen Club und die Plattenfirma – die ich später noch sehr häufig von innen sehen sollte – wuchs auch mein Interesse an anderen Interpreten. Langsam aber sicher legte ich mir ein eigenes kleines Archiv zu. Ich sammelte alles, was ich über die Musik und ihre Interpreten finden konnte: Platten, Zeitungsausschnitte, Fotos und halt alles, was man über die Stars auch heute noch in den einschlägigen Zeitschriften finden kann und sammelt. Dabei stellte sich nach Jahren heraus, dass man die meisten Unterlagen kaum noch gebrauchen konnte – die Plattensammlung brachte mich jedoch in den Funk und zu einer eigenen Sendung. Aber zuerst fiel einmal unser Club auseinander. Man suchte sich eine Freundin und hatte es satt, sich an Clubabenden über irgendwelche Stars zu unterhalten. Man hatte seinen eigenen Star und machte das Beste darau – oder auch nicnt. Auch mir wurde die Vereinsmeierei zu viel und bald löste sich der Club auf. Ich sammelte weiter Platten und Pressematerial.

DIE ERSTEN DISKO- THEKEN

Dann machte in Köln die erste Diskothek auf und ich ging staunend hin. Kurz darauf hatte ein anderer cleverer Geschäftsmann die Idee, so einen Laden auch in einem Vorort zu eröffnen. In Köln-Ehrenfeld machte die zweite Diskothek auf und in dieser ‚Bruchbude‘ (Name des Lokals traf aber auch ansonsten zu) begann meine Karriere ¿ als Disk-Jockey. Später wurde ich DJ im ‚Black Horse‘ (das war der Laden, der zuerst geöffnet hatte) und in anderen Kölner Diskotheken. Nebenher machte ich hauptberuflich eine Lehre als Versicherungskaufmann. Es dauerte nicht lange und ich hatte es satt, Abend für Abend hinter einer Diskothek zu stehen und Platten aufzulegen und dazu ein paar Sprüche zu klopfen, ohne weiter auf die Interpreten und Musikrichtungen eingehen zu können. Meine Lehrzeit war (in doppelter Hinsicht) zu Ende, ich war fertiger Versicherungskaufmann und bewarb mich bei der Plattenfirma, die Cliff Richard und die Shadows noch immer vertrat, um als Promotion-(Werbe-)mann in der Abteilung zu arbeiten, die die Disk-Jockeys betreute. Man nahm mjch an und schon bald vergrösserte sich mein Aufgabengebiet.

AUF TOURNEE

Ich sollte nicht nur die Disk-Jockeys in den Lokalen mit Informationen versorgen, sondern auch zu den DJs der Rundfunkstationen Kontakte knüpfen und wahren. Ausserdem sollte ich mit den internationalen Künstlern, die nach Deutschland kamen, um eine Tournee zu absolvieren, zusammen reisen – ihnen helfen, sich in fremden Städten zu orientieren und sie auch in den Orten, wo Funkanstalten waren, den entsprechenden Leuten vorstellen und für Interviewtermine sorgen. So lernte ich die gesamte Bundesrepublik und Luxembourg gut, Österreich ein wenig kennen. Besonders gerne erinnere ich mich an Tourneen mit den ‚Nice‘, Bobby Gentry, Joe South, ‚Deep Purple‘, ‚Steppenwolf‘ und (weil er ein echt dufter Zeitgenosse ist) an Adamo. Unangenehme Stories gäbe es auch viele zu erzählen – aber daran erinnere ich mich lieber nicht mehr.

DIE ERSTE RUNDFUNK- SENDUNG

Nun, während der Touren und Besuche bei den Rundfunkanstalten lernte ich natürlich auch viele Redakteure kennen und schätzen. Und einer, ein Mitarbeiter des Süddeutschen Rundfunks (SDR), fragte mich, ob ich nicht eine gute Idee für eine regelmässige Sendung hätte. Ich hatte – und lange bevor Oldtimer – Sendungen in allen Rundfunkhäusern gemacht wurden, stellte ich aus den alten Platten, die ich gesammelt hatte, die Sendung Oldies but Goodies‘ zusammen. Mit Erfolg, wie die Hörerpost bewies. Die Sendungen laufen heute noch – allerdings werden sie nicht mehr von mir gemacht. Im Januar 1970 begann im 3. Programm des SWF der Pop-Shop. Walther Krause, der noch heute der Chef ist, war vorher beauftragt worden, sich ein Konzept für eine tägliche 3-Stunden-Jugendsendung einfallen zu lassen.

Ihm war einiges eingefallen und im Januar 1970 war er auf der Suche nach neuen Leuten, denn er konnte unmöglich jeden Tag 3 Stunden am Mikro sitzen. Er probierte verschiedene Leute aus – und im Februar 1970 auch mich für eine Woche. In der darauffolgenden Woche war ich schon wieder für 3 Tage da und im Mai 1970 begann ich als fester Redakteur für diesen Sender und diese Sendung. Die Vorlagen für die Sendungen ‚Facts und Platten‘, die vom Mai 1972 bis zum Mai 1973 gelaufen sind, habe ich zu dem Buch Facts und Platten‘ umgearbeitet. Leider ist mir der Preis für dieses Werk ein wenig zu hoch. Ernst Voggenreiter, der Verleger, hat mir jedoch glaubwürdig versichert, dass daran nichts zu ändern ist.

WAS FEHLT JETZT NOCH?

In dieser Vorstellung fehlt sicher noch der eine oder andere Punkt, den man noch erläutern könnte und müsste. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich wüsste und durch Euch erfahren würde, was Euch noch interessiert. Viele Fragen (wie man in den Pop-Shop kommt, wer, wo und wie gearbeitet wird) werden durch ein weiteres Buch beantwortet, das ich Euch empfehlen kann. Es heisst Schlager, Pop und Showgeschäft‘ und ist im Otto Maier Verlag Ravensburg erschienen. Die Autoren sind Karl-Heinz Kögel, Walther Krause und Jürgen Veitig, also Leute, die was vom POP SHOP verstehen, weil sie lange mitarbeiten bzw. mitgearbeitet haben. Solltet Ihr das Buch schon gelesen und immer noch Fragen haben, bin ich gerne zu einer Beantwortung bereit, wenn die Frage allgemein interessiert. Die Adresse, über die Ihr mich erreichen könnt: MUSIK EX-PRESS, 5 Köln 41, Vitalisstr. 389-391

ANREGUNGEN

Ansonsten werde Ich ab heute in jeder Nummer des MUSIK EXPRESS versuchen, über interessante Dinge aus dar Musik-Branche zu berichten. So habe ich z.B. für das 1. Fernsehprogramm einen Beitrag erarbeitet, der sich mit ‚linken‘ Managern in der BRD beschäftigt. Der Beitrag war (habt Ihr Ihn gesehen?) ein bisschen zu kurz, man könnte hier einmal etwas länger auf das Thema eingehen, denn ich bin der Ansicht, dass zwischen Managern und managen himmelweite Unterschiede bestehen können. Ein Manager, der Künstlern Arbeit vermittelt, hat nichts mit einem Manager zu tun, der Methoden anwendet, die einfach ‚link‘ sind. Vielleicht mehr darüber? Oder warum die Platten in England nur halb so teuer sind wie hier? Oder, oder. .. ? Es gibt sicher viele Themen, die man aufgreifen kann – aber wie gesagt, ich nehme Eure Anregungen gerne entgegen.