Geschichte: Einstürzenden Neubauten


1980 zunächst als offenes Kollektiv um die Schulfreunde Christian Emmerich alias Blixa Bargeld und Andrew Chudy IN.U./Endruh Unruh] ins Leben gerufen, formierten sich die Einstürzenden Neubauten mit Axel Hacke und den Abwärts-Mitgliedern FM „Mufti“ Einheit und Mark Chung bald zum festen Quintett. Mit ihrem radikalen Gegenentwurf zum herrschenden NDW-Halligalli, ihrer Idee einer dezidierten Un-Musik, erzeugt mit konventionellem Instrumentarium sowie Schrott-Schlagwerken, zweckentfremdeten Maschinen und Muftis Tonband-Sample-Experimenten, stoßen sie in Deutschland außerhalb des Subkultur-Mikrokosmos Westberlin früh auf Unverständnis. Nach Erfolgen im angloamerikanischen Ausland, wo ihre pyromanischen, extrem physischen Live-Auftritte Begeisterung hervorrufen, folgen allmähliche Akzeptanz auch in der Heimat und ein Liebäugeln mit dem hiesigen Kulturbetrieb, der die kathartischen Neubauten-Exzesse als originären Ausdruck deutscher Befindlichkeit begreift: 1985 finanziert das Goethe-Institut eine Japan-Tournee und schickt sie 1986 zur Weltausstellung nach Vancouver, Theaterregisseure wie Peter Zadek engagieren die Band. Von ihrer Punk-Klientel des Ausverkaufs bezichtigt, wandeln die Neubauten gegen Ende der 80er selbstbewusst ihr Profil, wissend, dass man nicht ein Leben lang auf Ölfässer dreschen kann. „Der rotzige Bertiner Dandy ist zügig zum Royal- Yuppie einer multinationalen Kultur-Intettigenzia geworden“, schreibt die FAZ 1989 über den cleveren Selbstinszenator Bargeld, der in den 80ern mit Gummikluft und Speedfreak-Look ganze Goth-Generationen inspirierte. Die 90er sahen die Neubauten in personeller Umstrukturierung und Zampano Bargeld Inebenbei seit 1984 Mitglied von Nick Caves Bad Seeds) weiterhin auf Hassliebe-Kurs mit dem Kultur-Establishment.