Francoise Hardy


Francoise Hardy, um die es nie still war, obwohl sie lange keinen international erfolgreichen Song hatte, versucht in Deutschland einen neuen Start. Sie schloss jetzt mit der Phonogram Hamburg einen Exklusivvertrag für Deutschland, Österreich und Holland. Titel aus drei Langspielplatten werden zur Premiere neu in Deutschland veröffentlicht, darüber hinaus erscheint eine Single in Deutsch.

Am 17. Januar 1944 wurde Francoise in Paris geboren. Sie besuchte dort das Internat „La Bryere“. Sehr früh schon interessierte sie sich für Musik, kaufte sich eine Gitarre und begann, auf kleinen Veranstaltungen der Schule zu singen. Nach Abschluss ihrer Schulzeit ging sie zur Pariser Universität und sang abends in Kneipen und Kellern. Dort entdeckte sie ein Producer der französischen Schallplattenfirma „Vogue“; und Francoise brach ihr Studium ab. Sie stieg plötzlich und kometenhaft auf. Innerhalb jener Viertelstunde, als General de Gaulle sich zu einer Fernsehsprache verspätete – es war vor sieben Jahren – und Francoise vom französischen Fernsehen als Lückenfüller erwählt wurde, hatte die Nation ein neues Idol.

Von einem cleveren Manager, Lionel Rock, beraten, gründete Francoise Hardy eine eigene Produktionsfirma: „Asparagus“. Ihre Aufnahmen gab sie in Frankreich der Vogue für den Vertrieb, englische Fassungen der United Artists. Für ihren deutschen  Start schnitt Langspielplatte zwölf Titel zusammen, die bisher in Deutschland unbekannt waren. Zu dieser Platte erscheint auch die erste deutsche Single. Dafür schrieben Ralf Arnle in Hamburg und Udo Jürgens die Texte. Francoise Hardy findet es lächerlich, als Symbol gesehen zu werden. Sie hält sich für ein hässliches Mädchen mit Komplexen, das zu groß ist und zu wenig Figur hat. Ihre Stimme mag sie nicht – sie findet sie alltäglich. Sie lächelt kaum, weil sie Angst hat, ihr Gesicht zu verzerren und unnatürlich zu wirken. Ihren Erfolg kann sie sich nicht erklären und hat nur die eine Angst, wieder von der Bühne gedrängt zu werden. Heute besitzt sie alles, was sie braucht: „Ich fahre Rolls Royce – einen ganz alten natürlich. Aber ich habe Angst, zu schnell zu fahren.“ Und nach ihrer Spitzengeschwindigkeit gefragt, antwortet sie verschämt: „Höchstens 90 Kilometer, wenn die Straße ganz frei ist…“ Francoise Hardy gehört zu den wenigen Künstlern, die eigentlich keine Hit-Sänger sind und dennoch auch in größten Sälen vor dem Publikum allein und direkt bestehen können. Sie ist ein Symbol, auch wenn sie es nicht wahrhaben will.

Selbst wenn ihre swingenden Tralala-Träumereien eine Masche sind, die ausgetüftelt oder errechnet wurde, dann sind sie aus der Retorte zu Lebendigkeit geworden und haben das Mädchen Francoise Hardy geprägt. Doch kaum jemand wird ernsthaft an die Masche, an das Erdachte glauben können. Francoise ist ein scheues, in sich geschlossenes Mädchen, das von seinen Wünschen singt. Und da ihre Wünsche genau so sind wie die ungezählter Mädchen, die wohl nicht scheu, nicht verschlossen sind, aber ihre Träume nicht singen können, identifizieren sich diese vielen Mädchen mit der hellen Stimme aus Paris.