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Deutschsprachiger Neo-New-Wave-Pop in gut.

Wenn man Tom Hessler vor ein paar Jahren in München im Atomic Cafe getroffen hat, konnte man nur so mit den Ohren schlackern, mit welchem Selbst bewusstsein dieser exaltierte Bengel den Rockstar raushängen ließ. Lautstark posaunte er über seine Augsburger Band Kafka herum, dass sie „in einem Jahr“ in eben diesem renommierten Club auf der Bühne stehen würden – wir würden uns noch wundern. Geworden ist daraus natürlich nichts, und heute kann Tom selbst darüber lachen; „Ich hab‘ bei Kafka gespielt, seit ich 75 Jahre alt war. Ich war damals ein totales Großmaul, aber die Musik, die wir gemacht hoben, war ziemlich mies. Wir waren alle viel zu verpeilt.“ Mit der zweiten Inkarnation – einer Band namens Starter – überwarf sich Tom nach der zermürbenden und wieder erfolglosen Arbeit am sehnlich erwünschten Durchbruch. Nach vier Jahren bierseliger Rock’n’Roll-Träume waren Band, Führerschein und Freundin weg, und Tom blieb nichts anderes übrig, als aus Augsburg zu fliehen. „Ich war sauer auf Bayern. Und ich wollte kein Großmaul mehr sein.“ Ein paar Wochen lang half er als Gitarrist bei Paula aus, bevor er im März 2005 an der Hamburger Musikhochschule drei junge Männer traf, die wie er aus der Provinz gekommen waren: Frieder Weiss aus Reutlingen, Benedikt Schnermann aus Wuppertal und Deniz Erarslan aus Bremen. Gemeinsam versuchten die vier, die Songs in ein Rockbandformat zu übersetzen, die Tom am Computer elektronisch zusammengefrickelt hatte. Als im Januar in Berlin die Aufnahmen über die Bühne gingen, wardaraus etwas geworden, das der ehemalige Oasis-Fanatiker Tom Hessler, was seine Herangehensweise an Musik angeht, am liebsten in einer Reihe mit den Sternen, den Goldenen Zitronen, The Robocop Kraus und Von Spar sieht. Er leitet nun die erste ernst zu nehmende deutschsprachige Neo-New-Wave-Kapelle – seine Band klingt nach eigenem Empfinden „wie eine Landjugend mit Grossstadtsehnsucht“… Da haben wir natürlich gleich zwei Hype-Themen übereinander“, gibt Tom entschuldigend zu, „deutsche Texte und New Wave. Aber auch wenn’s unglaubwürdig klingt: Das ist Zufall.“ Vor ein paar Jahren hätte ihm das wahrscheinlich noch kein Mensch geglaubt. Michael wopperer Fotos FOTOS (Labels/EMI)