Foreigner: „Schöne Aussicht“ Hamburg


Ein Konzert von Foreigner ist wie ein Prozeß: Die ganze Beweislast liegt bei der Band, die an diesem Abend angetreten ist, jeden noch so begründeten Verdacht hinsichtlich ihres Comebacks von der Bühne zu fegen. Hat Sänger Lou Gramm überhaupt noch das nötige Pfund in der Stimme? Und vor allem: Kann das einstige Flaggschiff des Mainstream-Rock mit dem neuen Album ‚Mr. Moonlight‘ den inzwischen verblichenen Ruhm früher Hits wieder aufmöbeln ? Fragen über Fragen, die sich die 200 geladenen Gäste stellen. Zwölf Titel und ein gewaltiges Brett aus den Boxen sollen die passende Antwort liefern. Ob dieses Phonorkans – oder aufgrund stimmlicher Probleme – Lou Gramm jedenfalls hat gleich zu Beginn deutlich Mühe sich durchsetzen zu können. Besonders dann, wenn Gevatter Mick Jones und seine drei neuen Jungs, Bruce Turgon am Bass, Mark Shulman an den Drums und Keyboarder Jeff Jacobs, heftig auf die Tube drücken – und dabei rockige Evergreens wie ‚Double Vision‘, ‚Juke Box Hero‘ und ‚Hot Blooded‘ zutage fördern – geht der kleine Lockenschopf, nicht nur optisch regelmäßig unter. Klar, der Mixer hätte es hören und richten müssen, doch vermutlich hatte er den Auftrag, dem Publikum erst einmal das Ohrenschmalz aus den Gehörgängen zu pusten. Und daran hält er sich kompromißlos. Artiger Beifall geleitet Foreigner, Ausgabe 1994, von der Bühne. Und die Erkenntnis, daß es noch großer Anstrengungen bedarf, ehe die Band wieder über jeden Zweifel erhaben sein wird. Das Urteil: ein Comeback auf Bewährung.