Foals: Antidotes


Was macht man, wenn man im Jahr 2008 den Verdacht hegt, ein großer Teil des britischen Pop sei ziemlich austauschbar? Unser Leser Christian Frei rät: Man versuche es mit ANTIDOTES, dem Debütalbum der Foals.

Was macht man, wenn man im Jahr 2008 den Verdacht hegt, ein großer Haufen des aktuellen Insel-Outputs sei ziemlich austauschbar und ähnlich? Richtig, man versucht es mal mit ANTIDOTES, dem Debütalbum der Foals und merkt schon bald, dass die Band mit den meisten anderen gar nicht konkurrieren kann, geschweige denn vergleichbar ist, die neu entdeckte die altbekannten aber allesamt herzuspielen vermag, was Präzision und Schubkraft angeht.Wir haben es hier mit erstklassigem Material zu tun, technisch wie kompositorisch. Das Getriebe dieser Band läuft perfekt, die Musiker sind fantastisch aufeinander eingespielt. Im Auto bringt man den Fuß nicht mehr vom Gas, im stillen Kämmerlein zuckt man unweigerlich mit dem Knie und gar nicht auszudenken, was dieser Adrenalin-Kick auf der Tanzfläche mit einem anstellt. Beispiele gefällig? Im wahrsten Sinne des Wortes startet die Party mit „The French Open“ und dem Aufschrei „un peu d’air sur la terre, d’air sur la, d’air sur la, d’air sur la terre!“. Luft also!?? Doch genau das ist es, was einem das Quintett aus Oxford in den folgenden 47 Minuten selten vergönnt. Es geht Schlag auf Schlag. Zeit, um Luft zu holen bleibt kaum.„Cassius“ und „Red Socks Pugie“ sind die ersten Hits. Letzterer hat einen Refrain, der sich mit Gewalt in die Hirnwindungen hämmert und jede einzelne Synapse um Gnade winseln lässt. Der treibende Beat tut sein letztes dazu. Und wenn das Lied dann langsam ausklingt und man glaubt, die Band gönne einem die verdiente Pause, peitscht einen die Base von „Olympic Airways“ wieder an und nimmt einen mit zur nächsten Tour de france. Es herrscht eine ständige, beflügelnde Unruhe.Man kann das Album durchhören und findet zu jedem Augenblick einen Grund, mit dem Kopf zu wippen oder einfach nur erstaunt aufzuhorchen. Immerzu gibt es da etwas zu entdecken, eine versierte Gitarrenfigur, ein Beine machender Schlagzeug-Part, flächendeckende Synthesizer, ein funky Basslauf oder messer- scharfe Bläsereinwürfe. Und vor allem: jede Menge Drive!!! Wer alles zusammen haben will, dem seih „Heavy Water“ ans Herz gelegt.Bei „Two Steps Twice“ passiert ES dann wieder. Was ES ist, muss jeder selbst hören. Minutenlang wird man darauf vorbereitet. Das Lied klingt aus, steigert sich aber wieder, immer weiter, Backgroundchöre ebnen den Weg, die Snare setzt wieder ein und dann bei Minute 3:10 mündet dieser pure Wahnsinn in einen weiteren Orkan des Funkrock. Und man hüpft innerlich. Auch äußerlich, sofern das Umfeld es zulässt. Es pustet einen weg!!! Das Leben kann so einfach sein.So funktioniert das, liebe Kolleginnen und Kollegen von der Britpopfraktion!!! Video:

Christian Frei – 15.12.2008