Rehm müsste schießen …
In Monatsmagazinen, deren Kompetenz ohnehin auf anderen frohen Farbfeldern der Freizeitkolorierung liegt, Tage nach dem Finale der Fußball-WM trotzdem noch einmal auf ebendiese zurückkommen. Selbst bei Drucklegung noch ohne einen Schimmer davon, ob sich jenes Land, in das wir per Zufall geworfen wurden, überhaupt erst mal ins Halbfinale „gemüllert“hat. Das ist mal feist. Nein? Ach kommen Sie! Schließlich konnte kaum ein Halbsatz in den letzten Tagen der Produktion des ME 8/2010 formuliert werden, ohne dass ein Kickerexperten-Kommentar vom Nachbarschreibtisch dazwischenfunkte – fahrig-schwitzige Hände beim Ausfüllen der Tippspieltabelle – und selbst der Chefredakteur trägt Originaltrikot mit Adler drauf auf dem Betriebsausflug zur Bundesteamspielbesichtigung im Biergarten – das ganze Leben: WM, WM, WM (Und der ballsportskeptische Kollege Rehm müsste schießen! Aber auf wen? Er kann ja nicht die ganze verrückt gewordene Redaktion meuchlen.)
Und jetzt schauen Sie aber mal: Von ein, zwei unvermeidlichen Verweisen auf das gleichzeitig populärste und unpopulärste Musikinstrument der vergangenen vier Wochen abgesehen wurde der ME 8/2010 ein nahezu WM-freies Heft! Denn wir haben professionell dicht gemacht. Schon vorne in der Spitze kauft Pfeil dem bekanntlich auf einen beeindruckend opulenten Auftritt bedachten kanadischen Titelverteidiger Arcade Fire den Schneid ab. Rohleder ledert das drei Meter große Britpopungeheuer Ashcroft roh ab. Arno Frank lässt auf der Außenbahn die schnellste und vor allem gefährlichste Maus des Pop, Brian Burton, nicht aus seinem Schatten. Und der beharrliche Doppelsechser Marcel Anders/Reiner Reitsamer engt trotz gefürchtet unkonventionellen Spiels die Kreise von Devo ein. Dass sich die spontane Verpflichtung von Stars wie Chloë Sevigny, Airen und Olli Koch positiv aufs Mittelfeld auswirken würde, haben Beobachter freilich schon früh prophezeit. Was soll man sagen: Es war all den Aufwand wert. Der ME ist Weltmeister! Und der Ball rund. Spricht der Flurfunker: Na und.
