Fleissiger Flattermann
Aus dem "Emergency Room" in die Herzen von Hollywood. In der Movie-Metropole gilt George Clooney heute als "next leading man". Für die Rolle des Batman nahm der fleißige Filmstar die 100-Stunden-Woche auf sich.
Mit der Popularität ist das so eine Sache in der launischen Welt von Hollywood. Wer gerade der Größte ist unter den Schönen und Reichen aus der Filmwelt, kann im Grunde niemand so genau sagen. John Travolta oder Tom Hanks? Michelle Pfeiffer oder Sharon Stone? Nicolas Cage oder Al Pacino? Fragen über Fragen. Wäre da nicht ein 36jähriger Frauenliebling aus den Hollywood Hills. George Clooney als Kinderarzt in der Krankenhaus-Serie „Emergency Room“ ein Guter, ein Böser dagegen indem Kinofilm „From DuskTill Dawn“ — gilt inTinseltownalsder“next leading man“. Kein Wunder also, daß Clooney eine Rolle angeboten wurde, die weltweit Kultcharakter besitzt. Nach Michael Keaton und Val Kilmer darf Clooney nun als Batman das Kinopublikum begeistern. Ab dem 26. Juni flattert die berühmte Fledermaus in „Batman und Robin“ (letzterer gespielt von Chris O’Donnell) über die deutschen Leinwände. Grund genug, mit dem Mann in dem animalischen Kostüm ein tierisches Gespräch zu führen. Mr. Clooney, wie fühlt man sich denn so als Fledermaus?
Der Anzug ist ätzend, ein einziges Elend. Aber Michelle Pfeiffer hat mir diesbezüglich ein paar gute Ratschläge gegeben. Zuvor hatte sie mir erzählt, daß ihr Catwoman-Kostüm in „Batman Returns“ die völlige Härte gewesen war, einfach brutal. So gab sie mir zum Beispiel den Rat, unbedingt pinkeln zu gehen, bevor ich in den engen Gummianzug schlüpfe. Das war denn auch wirklich ein hilfreicher Tip. Trotzdem, das Batman-Outfit wäre eigentlich Grund genug,die Rolle nicht zu spielen. Wirklich wahr.
Klingt ja nicht gerade nach großer Begeisterung.
Nur, was das Kostüm betrifft.Wenn du das Gummizeug dann aber nach fünf Monaten endlich ausziehen kannst, und du weißt, daß du bald darauf im Kino der nächste Batman bist, dann ist das schon eine ziemlich gute Sache, dann war es die Mühe wert.
„Batman und Robin kommt mit einer Spitzenbesetzung in die Kinos. Regisseur Joel Schumacher hat nur die erste Garde verpflichtet. Chris 0′ Donnell als Robin, Alicia Silverstone als Batgirl, Uma Thurman als Poison Ivy, Arnold Schwarzenegger als Mr. Freeze. Hat man da nicht selbst in der Rolle des Batman einen schweren Stand?
Bisweilen steht Batman im Schatten derer, die im Film die fiesen Typen spielen, wie zum Beispiel jetzt bei Arnold Schwarzenegger in der Rolle des Mr. Freeze.
Führen derlei Umstände denn nicht schon beim Dreh zu Frustrationen?
Nein, denn diese Dinge sind ein Teil der Vorstellung, ein Teil des Geschäfts. Der Hauptdarsteller ist nicht die interessanteste Figur bei den Batman-Projekten. Hinzu Kommt, daß ich ja vielleicht nicht mal der bisher interessanteste Batman sein werde. Aber immerhin habe ich mit einem großartigen Regisseur und mit erstaunlichen Schauspielern zusammengearbeitet.
Apropos Arbeit: Sie gelten als extrem fleißig, als einer, der es schafft, mehrere Projekte gleichzeitig unter einen Hut zu kriegen. Warum arbeiten Sie so schwer?
Nun, weil man das Eisen schmieden muß, solange es heiß ist, solange man gute Karten hat. In diesem Geschäft öffnen sich dir nur ein paar wirklich wichtige Türen. Und diese Chancen mußt du nutzen, solange du die Möglichkeit dazu hast. Die Wahrheit ist doch: Ich werde als Schauspieler nicht für sehr lange Zeit so heiß sein wie heute. Es ist einem schlichtweg nicht erlaubt, besonders lange im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses zu stehen. Irgendwann finden dich die Leute langweilig.
Und für diese Zeit sorgen Sie jetzt schon vor?
Ich habe eine eigene Produktionsgesellschaft gegründet und die Pilotsendung für eine NBC-Serie geschrieben. All diese Dinge mache ich, weil ich weiß, daß die Zeit kommen wird — in sechs oder sieben Jahren vielleicht, in der die Dinge für mich anders laufen werden. Nimm nur meine Tante Rosemary Clooney. In den 50er Jahren war sie eine berühmte Sängerin, bekam 15 Goldenene Schallplatten. Und dann, mit dem Aufkommen des Rock’n’Roll, war sie ziemlich schnell weg vom Fenster und das, obwohl sie keine schlechtere Sängerin war als zuvor.
Ihr momentaner Arbeitseifer fordert seinen Tribut. Was geben Sie auf? Freunde? Frauen?
Den Golfurlaub mit Freunden beispielsweise. Aber es werden Zeiten kommen, in denen das wieder möglich sein wird. Im Moment jedoch gilt meine ganze Aufmerksamkeit der Arbeit. Es gibt eben Zeiten, in denen man die Verantwortung trägt für den Verlauf seines ganzen restlichen Lebens.
Derzeit sind Sie aber so beschäftigt, daß Sie nicht mal Zeit für Ihr Hausschwein haben. Was sagt Max zu so einem Herrchen?
Das Schwein ist vor allem in der Urlaubszeit nervös,also eigentlich das ganze Jahresende über. Da ist dieser ständig wiederkehrende Albtraum, indem der arme Max Probleme da mit hat, einen Apfel zu finden, den er sich unter den Rüssel schieben könnte. Ist doch verständlich, oder?
Von Max mal abgesehen – haben Sie denn überhaupt kein Privatleben?
Im Moment nicht. So ist eben dieses Geschäft.. Wenn jemand kommt und sagt ich hab‘ hier was für dich. Das wird deiner Filmkarriere einen weiteren Schub geben, aber du mußt sieben Tage in der Woche dafür arbeiten“. Wie entscheidest du dich dann? Natürlich machst du es! Wenn du es aber nicht machst, verpaßt du möglicherweise ein wirklich große Gelegenheit.
Stimmt es, daß Ihre Tante Rosemary vor langer Zeit mal orakelt hat, daß ihr Sohn Miguel Ferrer aber auch Sie selbst bereits in jungen Jahren als Schauspieler prädestiniert gewesen seien, weil beide, Miguel und auch Sie, auf Befehl weinen konnten?
Diese Übung hatte Miguel eigentlich besser drauf als ich. Miguel hat mir im Grunde beigebracht, wie man wirkungsvoll weint. Du willst wissen wie? Er hat mir einfach meine Sachen weggenommen! Aber im Ernst: Ich glaube, Miguel und ich wußten schon früh, daß wir in unserem Leben irgendwas im Entertainment Business anstellen wollten. Miguel beispielsweise hat lange Zeit als professioneller Schlagzeuger gearbeitet.Als ich 21 war, kamen Miguel und sein Vater Jose Ferrer nach Kentucky, wo ich aufgewachsen war, um dort einen Film zu machen. Ich kannte meinen Cousin zwar nicht besonders gut, weil ich ihn nur ein paarmal im Jahr zu sehen bekam, liebte ihn aber trotzdem. Miguel und sein Vater besorgten mir eine Rolle in ihrem Film, und ich entschied mich dazu, Schauspieler zu werden. Danach bin ich nach Hollywood umgezogen.
Wo haben Sie denn gelebt in Ihrer ersten Zeit als Neu-Kalifornier?
Im Haus von Tante Rosemary in Beverley Hills. Ich hatte kein Geld, habe also Jobs im Haus übernommen und mit meinen Cousins Parties gefeiert.
Inzwischen zählen Sie zu den Großen in Hollywood, haben aber keine Zeit mehr, Parties zu feiern.
Sieben Tage in der Woche zu schuften, ist absolut ätzend. Zu dem Zeitpunkt, zu dem wir dieses Interview führen, macht das 100 Stunden die Woche. Das ist wirklich brutal.Trotzdem: Ich habe auch schon Tabak geschnitten, um meinen Lebensunterhalt zu finanzieren. Und da ist das, was ich momentan mache, immer noch sehr viel angenehmer jedenfalls langfristig betrachtet.
Der große George Clooney hat tatsächlich mal auf den Tabakfeldern seine Dollars verdient?
Meine Großeltern besaßen eine große Tabakfarm in Perryville, Kentucky. Was bedeutete, daß wir das ganze Jahr über gepflanzt, gepflegt und geerntet haben erbärmliche Jobs. Im August wird der Tabak geschnitten. Damals brachte mir das fünf Dollar die Stunde ein. In Anbetracht der Tätigkeit ein wirklich guter Lohn in den späten 70er Jahren.
Nach Ihrer ganzen Erfahrung mit Tabak rauchen Sie?
Nein. Ich hatte neun großartige Tanten und Onkels. Acht von ihnen sind am Rauchen gestorben. Sie waren alle erst Mitte 60. Ich habe mal geraucht zu einer bestimmten Zeit. Wenn ich trank, habe ich geraucht. Aber ich bin schon früh zu der Erkenntnis gelangt, daß es tödlich ist, ein Raucher zu sein. Außerdem war mir klar, daß der Abschied vom Rauchen für mich das einzige war, was mir tatsächlich ein längeres Leben bescheren könnte. Das war klar, nach den Erfahrungen, die ich mit meiner Familie gemacht hatte.
Wie begegnen Ihnen ganz normale Menschen, wenn sie den berühmten George Clooney zufällig auf der Straße treffen?
Hängt ganz vom Einzelfall ab. Manche Leute, die mich aus dem Fernsehen oder von Filmen her kennen, meinen, ich sei kleiner als auf der Leinwand. Andere wiederum sagen, daß ich größer wirke als im Film. Und dann sind da die,die völlig erstaunt sagen „Ich wußte ja gar nicht, daß Sie so viele graue Haare haben“. Generell aber sind die Leute nett zu mir.
Und wie geht man als gefeierter Star mit den unterschiedlichen Reaktionen der Leute um?
Ich kann die Reaktionen der Leute verstehen, wenn sie jemandem begegnen, den sie aus dem Fernsehen oder von Filmen her kennen. Sie schauen dich zwar an, halten sich aber trotzdem irgendwie zurück. Ich selber denke in solchen Situationen „Hey, relax, das gehört zum Business. Wenn ich 30 Sekunden mit ihnen reden kann, ist alles völlig okay“.