Fish


Kaum runter von der Bühne, muß der Schotte schon wieder schaffen. Und ausgerechnet dieser heiklen Aufgabe hat er sich zu entledigen. Der Gedanke an einen erneuten Blind Date läßt den ehemaligen Marlllion-Sänger erschaudern. Zu gut hat er eine frühere Hörprobe und seine vorlauten Kommentare noch in Erinnerung. Petri Heil also dieses Mal...

J. J. Cale: „Shanghaid“

„Absolut keine Ahnung, wer das sein könnte. Eins aber weiß ich: daß ich einen derart nichtssagenden Song nicht sonderlich mag. Wie bitte, J. J. Cale ist das? Kaum zu glauben. Klingt für mich eher wie eine belanglose B-Seite einer belanglosen Gruppe.“

Scorpions: „Can’t Explain“

„Muß irgendeine dieser Rockbands ‚Marke Europe‘ sein. Vielleicht sogar Europe selbst? Auf jeden Fall ist’s keine englische Band. Der Sänger kommt nämlich mit der Sprache offensichtlich nicht zurecht, kein natürliches Fee’ing. Was, die Scorpions sollen das sein? Ach du meine Güte! Scheiße, Klaus, verzeih mir.“

Marillion: „Hooks In You“

„Das war zu befürchten, das konntet ihr mir wohl nicht ersparen. Ich weiß nicht so recht, was ich dazu sagen soll. Jedenfalls ist das eine gelungene Single, die ins Ohr geht. Als ich den Song zum ersten Mal hörte, bin ich nicht darauf gekommen, daß es Marillion ist. Zuerst hab‘ ich auf Foreigner oder eine ähnliche Preisklasse getippt. Wie gesagt, eine gute Single, auch wenn ich den Text nicht ausstehen kann.“

Fat Boys: „Get Down“

„Schrott. Das müssen die Beastie Boys oder Run DMC sein. Schrecklich. Ich kann mit dieser ganzen Rap-Scheiße einfach nichts anfangen. Schnell weiter.“

Eurythmics: „Don’t Ask Me Why“

„Woher kenne ich diese Stimme? Mag ich sehr, auch der Song ist gut arrangiert. Annie Lennox? Klar! Schließlich kommt sie aus Schottland. Woher auch sonst?“

Tears For Fears: „Sowinq The Seeds Of Love“

„Brilhant, wie alle Titel auf diesem Album. Obwohl – oder weil – die Songs verdammt stark an die Beatles erinnern. Großartig! Ich hatte noch gar nicht richtig mitbekommen, wie gut der Typ wirklich singen kann. Hoffentlich hört er bald auf, sonst läuft mir noch mein Schlagzeuger zur Konkurrenz weg.“

Kylie Minogue: „Never Too Late“

„Stock, Aitken und Waterman! Das ist ohne Zweifel unsere allseits gelungene Kylie Minogue. Ich hasse dieses Mädchen – kein Feeling, keine Ausstrahlung, einfach gar nichts. Ich wundere mich immer wieder, wie Stock, Aitken und Waterman mit solchem Bullshit derartige Kohle machen können.“

Chris Rea: „The Road To Hell“

„Ganz klar: Chris Rea und „Road To Hell“. Für eine Single ist das eigentlich ein untypischer Song. Wie dem auch sei: Ich mag Reas Stimme. Und frage mich, warum Stimmen wie die von Rea, Cocker oder Chapman gerade bei euch auf dem Kontinent so gut ankommen. Auch die Produktion ist exzellent. Vom Gitarrensound her lassen natürlich eindeutig die Dire Straits grüßen.“

The Pogues: „Misty Morning, Albert Bridge“

„Die Pogues, da gibt’s kein Vertun. Ich mag zwar den Song, habe aber irgendwie das dumpfe Gefühl, daß sich die Jungs festgefahren haben: Jede neue Platte klingt inzwischen wie die vorhergehende. Da sind mir die Waterboys schon um einiges lieber.“

The Ramones: „I Believe In Miracles“

„Das konnten Hunderte von Bands sein. Wer von den Hundert ist es nun? Die Ramones? Trotzdem: Es gibt Gruppen wie Sand am Meer, die einen solch wenig individuellen Sound produzieren. Mein Verdikt: unwichtig.“

Deborah Harry: „I Want That Man“

„Keine Frage, das ist eindeutig Debbie Harry – erstaunlich gute Nummer. Ich bin ganz baff, wie gut und zeitgemäß die Dame auch heute noch klingt. Und was lernen wir daraus? Auch jenseits von 40 kann man also noch durchaus vernünftige Popmusik machen.“