Fairthless


Clubmusik für den konventionellen Bühnenauftritt herrichten? Nichts einfacher als das, sagen Faithless. Das Londoner Kollektiv beherrscht den Umgang mit verschiedenen Dance-Stilrichtungen und versteht es, diese im flotten Wechsel zu präsentieren. Da ist einmal Maxi Jazz, der Rezitator, der Zermonienmeister, der Autor meditativer und hypnotisierender Raps. Da sind Gitarrist Dave Randall und das Rhythmuspaar, die für klassisches Bandfeeling sorgen. Da ist die hauptberufliche House-DJ-Frau Sister Bliss, die an den Keyboards genau jene melodisch-euphorisierenden Lautfolgen zum Besten gibt, dank derer sich „Insomnia“ 1996 zum Welthit entwickelte. Aber da ist – live zumindest – nicht mehr der medienscheue Produzent und Studiotüftler Rollo Anderson, der sich künftig auf die Rolle des Spiritus rector beschränken will.

Einen Ideengeber im Hintergrund brauchen Faithless inzwischen. Die Sponaneität und das Chaos, mit der die Band in ihre Karriere stolperte, ist einem gesunden Mehr an Organisation gewichen. Nirgendwo wird das so deutlich wie bei den Auftritten. Faithless waren in den letzten zwei Jahren mit ihrem Debütalbum „Reverence im Gepäck in der ganzen Welt unterwegs und sind ein eingespieltes Team. Der Sound wird daher nicht verkrampft technisiert dargeboten wie bei ähnlich inspirierten Kollegen. Faithless spielen die Songs nicht nur, sie spielen auch mit ihnen. Passagen werden gedehnt, Soli sind erlaubt, und Maxi Jazz redet sich stellenweise in Trance. Das betäubt einmal die Sinne, geht zum anderen aber auch kraftig in die Beine. Eine geschickte Doppelstrategie. Fans, die nur mit den Hit-Singles vertraut sind.jubeln im ersten Moment begeistert, wenn „Insomnia“, „Salva Mea“ oder der neue Hit-Kandidat „God Is A DJ“ ertönen. Wenn sie es sich aber genau überlegen, werden sie rasch feststellen, daß Faithless alle Voraussetzungen geschaffen haben, um eine ernstzunehmende Dance-Institution von Dauer zu werden, in die man wirklich Vertrauen setzen kann.