Exklusiv: Roger Rabbit redet
Ein Hase springt aus der Leinwand. Perfekt simulierte
Kamerabewegungen und die Kombination mit Schauspielern machen Hollywoods neueste Trick-Figur zum Ereignis. Die wahren Hintergründe schildert der Star persönlich…
Hollywood ist bevölkert von verlogenen Egoisten. Und Steven Spielberg ist der verlogenste von allen. Irgendwann muß die Wahrheit ja ans Licht. Aber der Reihe nach, damit ich mich nicht zu schnell zu sehr ärgere.
Angefangen hat alles vor 60 Jahren. Papa Walt war der erste, der Toon Town entdeckte. Toon Town liegt gleich hinter Hollywood und es leben nur (Car) Toons da. Mickey und seine riesige Sippe, Donald, Daffy, Yosemite Sam, Schweinchen Dick, Bugs — alle eben. Toon Town ist irrsinnig bunt und es gibt nur ein Gesetz: Alles dreht, alles bewegt sich, alles geht!
Von mir aus hätte das ewig so bleiben können. Hier Hollywood, da Toon Town. Wir machten den Menschen immer gerne das vor, was ihnen so ungeheuren Spaß bereitete: sich gegenseitig die Birne einschlagen, von der Dampfwalze plattpressen lassen, Dynamit-Stangen in der Hand explodieren lassen und so weiter. Für einen Bund Karotten oder ein paar Erdnüsse waren wir zu allem bereit.
Doch mit einem Mal war alles anders: Jessica Rabbit, meine hinreissende Frau, ging fremd. Die verräterischen Fotos lagen vor mir, kein Zweifel möglich. Umgebracht hätte ich diesen Kerl am liebsten! Am nächsten Tag war er wirklich tot. Und mir sollte die Schuld in die Schuhe geschoben werden!
Es blieb mir gar nichts anderes übrig: Ich mußte den wahren Mörder finden. Ich brauchte Hilfe. Sam Marlowe war in der Trinkeranstalt. Der einzige, der in Frage kam, war Eddie Valiant (Bob Hoskins, d. Red). Der kann fast so grimmig gucken wie der böse Wolf und fast soviel einstecken wie Goofy — besonders wenn es um Bourbon geht.
Für einen Toon wie mich war das nicht einfach. 23 Mal den zentnerschweren Kühlschrank auf den Kopf krachen lassen — kein Problem! Aber mich so hautnah zwischen Menschen bewegen? Die sind alle viel zu langsam für mich und zu unbeweglich und sie singen und lachen und tanzen zu wenig.
Und manche machen mir richtig Angst, der düstere Doom {Christopher Lloyd, d. Red.) zum Beispiel, der mit Toons kurzen Prozeß macht: Ab in das Faß mit Terpentin.
Für mich war das wie ein Horror-Trip in eine andere Welt. Eine Jagd um mein nacktes Leben.
Und dann kommt Steven Spielberg und tut so, als wäre das alles sein Werk (Regie: Robert Zemeckis, d. Red.). Paperlapapp! Weil er sich bei den eingeschnappten Haien und den verhunzten Außerirdischen nicht mehr sehen lassen kann, hat er jetzt den alten Schwindel von Tricks und tausend Zeichnern zerstört und unser Geheimnis gelüftet. Wird schon sehen, was er davon hat!
Toon Town wird nie wieder sein wie früher. Dafür muß jetzt die Toon-Gewerkschaft her, die Toon-Charts — ein Toon kann alles tun. Donald Duck for President!