Elvis sitzt daneben


Als Knabe entdeckte Sune Rose Wagner alte US-Filme; Musik dagegen spielte in seinem Elternhaus keine Rolle. „Einer meiner Lieblingsfilme ist Hitchcocks „Fenster zum Hof“, außerdem „Wenn der Postmann zweimal klingelt“ und „The Big Sleep“. Zur Zeit steh‘ ich auf ‚Das unbekannte Gesicht‘ mit Humphrey Bogart. Und meine Lieblingsschauspielerin ist Lauren Bacall“, zählt der cineastische Däne auf. Ein Film brachte ihn auch zum Rock ’n‘ Roll: „Eine Szene in ,The Wild Life‘, die in einem Strip-Schuppen spielte. Eine Frau mit Riesenbrüsten kommt auf die Bühne, dazu lief ‚The Girl Can ‚t Help lt‘ von Linie Richard. Er sang so roh, die Frau tanzte nackt. Ich fühlte mich, als hätte der Blitz eingeschlagen!“

Von da an besuchte der kleine Wagner regelmäßig die Leihbibliothek des dänischen Städtchens nahe der deutschen Grenze, die über eine gutsoraene Plattensammlung verfügte. Sune holte sich alles von Linie Richard, in Lexika stieß er auf Namen wie Bill Haley & The Comets, Carl Perkins, Jerry Lee Lewis, Eddie Cochran. Von den 5oern führte sein Weg in die 60er. „Über Hendrixstand im Lexikon: wohl der beste Gitarrist, der je gelebt hat. Also lieh ich mir Electric ladyland aus. Wasfür grandiose Musik! „Der Griff zur Klampfe“ war die zwingende Konsequenz.

Die klassische US -Popkultur ist bis heute die entscheidende Ideenquelle seiner Band The Raveonettes (nach dem Buddy-Holly-Song „Rave On“). Das Cover von pretty in Black ähnelt einem Sixties-Filmplakat; neben Sune steht Sängerin Sharin Foo, eine bestechend schöne Blondine mit dänisch-chinesischen Eltern. Als Gäste dabei: Moe Tucker, Schlagzeugerin von Velvet Underground, Martin Rev (Suicide) und Girl-Pop-lkone Ronnie Spector. Pretty In Black ist ein Breitwand-Nostalgietrip mit Anleihen bei Surf-Bands, Girl-Groups und Rockabilly, voller Romantik, Schmalz und Hall, atmosphärisch wie ein Howard-Hawks-Schwarzweißfilm. Bei soviel Rückbesinnung darf der King selbst nicht fehlen: „Elvis konnte so herrliche Schnulzen singen. Für ‚The Heauens‘ stellte ich mir vor, ich komponiere ihm eine Ballade. Ich schrieb eine Melodie, die ihmgefallen könnte, und sang mit meiner besten Elvis-Stimme. Es fühlte sich an, als säße er neben mir.“

www.theraveonettes.com