ELO Electric Light Orchestra
Es ist weit mehr als ein krampfiges Wortspiel, wenn man das „L“ von ELO mit Lynne statt mit „Light“ gleichsetzen möchte. Seit 1970 besteht die Band, seit etwa elf Jahren ist Jeff Lynne, Songwriter, Leadsänger, Gitarrist und Produzent, ELO. Das Monopol Lynnes auf sämtliche orchestralen Manöver dieses profitablen Pop-Unternehmens ELO scheint beispiellos. Der aus einfachsten Verhältnissen stammende, 1947 in Birmingham geborene Bierund FußbaJl-Fan, hat es mit Geschäftssinn und einem nicht zu leugnenden Talent für eingängige Melodien zum Multimillionär gebracht.
Es ist bekannt, daß die Textund Musik-Autoren von erfolgreichen Popsongs die wahren Großverdiener der Branche sind. So wird Rmgo Starr immer ein „armer“ Mann bleiben – verglichen mit Paul McCartney oder der Lennon-Erbin Yoko Ono, die mit jeder drittklassigen Cover-Version eines Beatles-Songs reicher werden – und das auf Generationen. So wird ein berühmter Mann wie Joe Cocker, der nie ein einziges Stück schrieb, womöglich als ausgebrannter Sozialfall enden.
Man muß sich die Dimensionen der geschäftlichen Seite der Popmusik verdeutlichen, um ein Phänomen wie Jeff Lynne zu begreifen. Doch man kann ihm kaum anlasten, daß er die Chancen, die sich ihm boten, nutzte. Fast 90 Prozent Einkommenssteuer in Großbritannien haben inzwischen ausgerechnet den Lokalpatrioten und fanatischen Anhänger des Fußballclubs Birmingham City zum widerwilligen Exilanten werden lassen. Bis vor kurzem wohnte Lynne mit Frau und zwei Kindern offiziell in Los Angeles und durfte sich nur 60 Tage im Jahr in England aufhalten.
Auf seinem Landsitz in Warwickshire lebt Jeff Lynne zurückgezogen von der Londoner Szene, die er, im Herzen ein Provinzialist, immer nur notgedrungen in Kauf nahm, aber nie mochte. Sicher: Eigene Tennisplätze, ein paar deutsche Luxuslimousinen leistet sich Lynne, der selbst unter Freunden als extrem geizig gilt, schon. Er mag die monatelange Kleinarbeit im Tonstudio; Tourneen und – vor allem – Interviews hält er sich aber nach Möglichkeit vom Leibe. Jahrelang hatte Lynne dem sogenannten Co-Leader von ELO. Schlagzeuger Bev Bevan, die Rolle des Sprechers überlassen.
Bevan, Gründungsmitglied und nach eigener Einschätzung Jeffs Unteroffizier“, spricht oft und gerne über seine Vom -Tellerwäscher – zum – Millionär Karriere. Er genießt offen Ruhm und Reichtum, und war zugleich gewitzt genug, sich vertraglich hohe Umsatzbeteiligungen an ELO zu sichern, als die Band noch mit lauer Resonanz durch die Clubs reiste. Gerüchte, wonach Jeff Lynne im vergangenen Jahr versuchte, den alten Freund und wohl lästigen Mitverdiener an ELO, der nie einen einzigen Song schrieb, vornehm auszubooten, müssen Gerüchte bleiben.
Die Gelegenheit, mit „Mr. ELO himself“, Jeff Lynne, ein Interview zu machen, ergab sich Ende Mai dieses Jahres in einem Londoner Hotel.
Es schien eine gute Idee, mit dem als wortkarg und distanziert verschrieenen Jeff Lynne zunächst ein wenig über Fußball ins Gespräch zu kommen. In breitestem Birminghamer Idiom erklärte er anschließend, warum er keine Interviews mag; “ Was ich in den vergangenen anderthalb Tagen geredet habe, reicht wieder für ein paar Jahre.
Ich weiß einfach oft nicht, was ich sagen soll. Ich mag es, im Studio zu arbeiten, und das ist so ziemlich alles. Fragen nach meiner Musik sind sowieso selten; und dann auch noch oft die falschen. Unwichtige Einzelheiten eben.
Ich hasse es einfach, wenn man mich falsch zitiert, irgendeinen kleinen Kommentar aus dem Zusammenhang reißt und zur Schlagzeile aufbläst. Es läuft darauf hinaus, mich als Idiot hinzustellen. Und das mag ja wohl niemand.“
Meinem Gelöbnis des Fairplay folgte die vermeintlich heikelste Frage des Gespräches; jene nach seinem absoluten Alleinvertretungs-Anspruch für eine Band, die seit 13 Jahren dem Publikum als Kollektiv präsentiert wird; die Frage, ob es angesichts des finanziellen und kreativen Gefälles innerhalb der Gruppe nie interne Auseinandersetzungen, quasi stille Palastrevolutionen gegeben habe.
Die clevere Nonchalance, mit der Jeff Lynne diese und ähnlich kritische Fragen – ausweichend – beantwortete, gaben einen Eindruck davon, wie es dieser recht einfach denkende Mann so weit bringen konnte.
Ja, bis zu einem gewissen Grade ist ELO eine One-Man-Band. Das hat sich so ergeben, es hat mir immer gefallen und macht mir heute noch Spaß. Natürlich bin ich offen für andere Ideen, aber letztendlich liegen Entscheidung und Verantwortung bei mir. Keiner in der Band kam je mit einem Song zu mir Also mache ich es. Es war eben nie diese Art Band, die ihre Nummern zusammen erarbeitet.
Jeff Lynnes erstaunliche Autokratie bei ELO ist das Resultat eines harten Lernprozesses im Zusammenwirken mit der drängenden Aufsteiger-Mentalität eines unterprivilegiert Geborenen.
Lynne galt schon als lokale Gitarren-Größe, als er 1966 seinen ersten professionellen Gig spielte. Mit seiner Band The Idle Race machte er sich schnell einen Namen in Birmingham und Umland.
Lynnes Chance kam, als er 1970 ein Angebot des Sängers und Multi- Instrumentallisten Roy Wood annahm, in die erfolgreiche Popband The Move einzusteigen.
Dort allerdings blieb er immer „zweiter Mann“ neben dem exzentrischen Wood, der wilde Kostümierungen und Indianerbemalung liebte und das Image der Move nach Belieben vom superharten Mod-Act (Vorbild: The Who) zum bizarren Flower-Power-Outfit veränderte.
Drummer Bev Bevan, schon bei Move dabei, schreibt in seinem 1980 erschienenen Buch „The ELO-Story“ von den Versuchen fast jeder Band zu jener Zeit, irgendwie Schlagzeilen zu machen. Roy Wood war auf Wodka, Lynne auf (kästenweise) Bier und Bevan auf Cognac, als The Move auf der Bühne Fernsehgeräte zerschlugen, oder als ein ausrangierter Sportwagen mit zwei strippenden Mädchen unter dem Jubel der Fans mit der Axt zerkleinert wurde.
Zugleich schrieb Wood auch einige Hits; mit der Single „Flowers In The Rain“ etwa gelang der Move gar ein etwas zwiespältiger Publicity-Coup: Auf der Hülle war eine Karikatur des damaligen britischen Premierministers Harold Wilson abgebildet, gegen deren Verbreitung dieser promnt klagte.
Im Jahre 1970 übernahm einer der härtesten Manager des Rock-Business, Don Arden, die Geschäfte der Move. Doch schon bald hatten die Bandmitglieder genug davon, auf Tourneen stupide die Move-Hits spielen zu müssen. Man – und das war zunächst noch der inzwischen Cello spielende Roy Wood – wollte dem damaligen Trend gemäß experimentieren. Psychedelische Phantastereien im durch Drogen erweiterten Bewußtsein verlangten nach Neuem.
Roy Wood und Jeff Lynne kamen überein, mit der kommerziellen Move eine Zweit-Band zu finanzieren, die mit Streichern und Waldhörnern arbeiten sollte, die – so damals Roy Wood „da weitermachen will, wo die Beatles mit ,I’m A Walrus‘ aufgehört haben“. Der bombastische Name des ambitionierten Projektes: The Electric Light Orchestra.
Jeff Lynne, der bei unserem Gespräch mit diesem Zitat zum vermutlich 100. Mal konfrontiert wird, verbessert mich ironisch:
„Der Spruch ist nicht 10, sondern inzwischen 13 Jahre alt. Aber es stimmt: Damals war das genau, was wir vorhatten. Gute Songs, voll orchestriert. Ich finde, wir (Lynne!) haben uns ganz gut geschlagen. „
Jeff Lynne, der heute noch jedes Album -von Paul McCartney kauft, jeweils mindestens vier oder fünf Stücke auf einer Platte für genial hält, meint trotzdem, daß die meisten von McCartneys Songs heute oft nicht so gut sind, wie sie sein könnten. Und er fügt lachend hinzu. „Lennon/McCartney haben sich auf wunderbare Weise gegenseitig gebraucht und befruchtet. Ich habe nie mit jemandem zusammengearbeitet. Vermutlich wäre ich heute doppelt so gut!“
Bei der Gründung von ELO im Oktober 1970 war in jedem Fall noch so ziemlich alles schlecht. Roy Woods egomane Allüren, das Problem, gute Streicher für eine Rock ’n‘ Roll-Band zu rekrutieren, die leidige Routine-Arbeit mit Move nahmen dem Projekt jeden Elan. Die damals mühsam zusammengesuchte Besetzung gab im April 1972 ihr erstes Konzert: Roy Wood, mit weißer Perücke auf allem herumspielend, was verfügbar war; Jeff Lynne (Gitarre, Gesang); Bev Bevan (Schlagzeug); Richard Tandy (Baß, inzwischen Keyboards); Bill Hunt (Piano, Waldhorn); Andy Craig (Cello); Hugh McDowell (Cello); Wilf Gibson (Violine).
Ein von Roy Wood geschriebener Song („10538 Overture“) plazierte sich im August 1972 recht gut in den britischen Charts; das erste Album von ELO, in Europa einfach unter dem Gruppennamen, in Amerika als NO ANSWER veröffentlicht, war hingegen ein Flop.
Einen heilsamen Schock und die Chance zur Umstrukturierung von ELO bedeutete Ende 1972 der überraschende Austritt von Roy Wood. Der gründete mit einigen abgeworbenen ELO-Musikern die Gruppe Wizzard Wood lag zweifellos richtig, als er öffentlich seine Entscheidung begründete: „ELO macht jetzt richtig auf ernst, wir (Wizzard) wollen Spaß haben.“
Ich fragte Jeff Lynne, ob er noch in Kontakt zu dem einstigen spintus rector von ELO stehe, von dem in den vergangenen Jahren nur wenig zu hören war.
„Oh ja, ich sehe ihn recht häufig. Wizzard ist natürlich längst gestorben, und ich glaube, Roy wußte lange Zeit nicht, wo es für ihn langgehen sollte. Aber er spielt noch, sicher. Ich glaube, demnächst macht er etwas mit dem London Philharmonie Orchestra. Roy ist immer noch ein sehr vielseitiger Mann.“
Mit der Veröffentlichung der Single „Roll Over Beethoven“, einer wenig originellen Mixtur aus Chuck Berrys Rock ’n‘ Roll-Klassiker und den Anfangsmotiven aus Beethovens Fünfter Symphonie, gelang ELO 1973 ein erster Durchbruch. Das Album ELO II verkaufte sich in beachtlichen Stückzahlen.
Jeff Lynne, an den Don Arden die Leitung der Band mit den Worten: Jetzt kannst du zeigen, was m dir steckt“ übergeben haben soll, übernahm ohne zu zögern Woods Position. Er hat seither sämtliche ELO-Songs, Text und Musik, geschrieben.
„Schreiben“ heißt allerdings bei dem Nicht-Notisten und völligen Autodidakten Lynne vor allem: eine Melodie-Idee haben. All die komplexen, bis zu fünfstimmigen Chor-Arrangements, die aufwendigen Streicher-Partituren (ELO arbeitete auf ELDORADO etwa mit einem 20 Mann starken Chor und einem 30köpfigen Orchester) gehen auf das Konto von ELO-Arrangeur Louis Clark. Er war von Anfang an die graue Eminenz hinter dem erfolgreichen Songwriter Lynne.
Es ist also auch im Fall von Jeff Lynne nichts Ehrenrühriges, einen musiktheoretisch erfahrenen mastermind im Hintergrund zu beschäftigen. Man kann ihm glauben, daß die eigentliche Melodieführung, die mehrstimmigen Chor-Phantasien, die Dramaturgie der einzelnen Songs auf seine Einfälle zurückgehen.
Jeff Lynne ist ein Technokrat aus Überzeugung, der sich monatelang in Studios vergraben kann, ein besessener Perfektionist, der an dem Klang eines Wortes Tage arbeiten kann, nach zähem Ringen endlich fertiggestellte Chöre wieder löschen läßt, Texte umschreibt, ein neues Effektgerät mit einarbeitet. Und so klingt vieles bei ELO irgendwie ingenieurhaft, getüftelt, wenig lebendig.
Wären da nicht immer wieder Song-Melodien, die beim ersten, beiläufigen Anhören schon festkleben, die man beim zweiten Mal mitsummt, die eben diese Hit-Qualität haben, nach der Produzenten auf der ganzen Welt fahnden.
Jeff Lynne zu Studioarbeit, Arrangement und seiner Rolle als Bandleader und Produzent: „Also, es ist kein Geheimnis, daß ich keine Noten lesen oder schreiben kann. Aber ich habe einfach ein Ohr für Orchestrierung und Arrangement. Ich spiele nach dem Gehör, aber man muß eben eine Sound-Idee, ein Konzept haben, um etwas wie ELO zu realisieren.
Was die Details betrifft, mußt du Louis Clark fragen, der die Sachen ausschreibt und auch dirigiert. Ich stehe einfach drauf, im Studio aus einfachen Elementen wie bei einem Puzzle Stück für Stück zusammenzufügen, zu verwerfen und zu mischen. Mit Kelly Groucutt zusammen mache ich die Chöre, den Leadgesang immer allem.
Dieser stückweise Schöpfungsprozeß macht mir immer wieder Spaß. Als Produzent bin ich jederzeit objektiv meiner Musik gegenüber Ich kann das einfach trennen und auch nach tagelanger Arbeit zu mir sagen: „Das Zeug da taugt nichts. Mach es noch mal. Jeff!“
Soweit der Produzent Jeff Lynne, der heute mit über fünf Millionen verkaufter Platten von jedem neuen ELO-Album kalkulieren kann.
1973 war damit noch nicht zu rechnen. Man war froh, zumindest die ewigen Umbesetzungen [ in den Griff bekommen zu haben: : Michael D’Alburquerque. Baß und Weinkenner aus adligem‘ Hause, Geiger Mik Kaminski (live auch noch heute dabei) und die Cellisten Melvyn Gale und Hugh McDowell bildeten die Formation.
Dem dritten ELO-Album ON THE THIRD DAY, Lynnes erstem Konzept-Werk folgte 1974 ELDORADO – mit dem sofort im Kopf haftenden „I Can’t Get It Out Of My Head“. Die erste Goldene Schallplatte folgte – bis heute sind es 50 in Gold und Platin, ausverkaufte Tourneen in Europa und den USA; ELO war ein Top-Act.
Eine gute Live-Band war und wurde ELO, so gesteht auch Jeff Lynne heute, nie. Die Musik war im Studio geboren, in mühsamer, akribischer Arbeit synthetisiert; sie konnte auf der Bühne nur schlechter werden.
Mit dem fünften Album FACE THE MUSIC und den Hit-Singles „Evil Woman“ und „Strange Magic“ hielt Jeff Lynne den Erfolgskurs, konsolidierte ihn mit A NEW WORLD RECORD, 1976. Auch hier sorgten zwei Single-Auskopplungen „Livin‘ Thing“ und „Telephone Line“ für „vergoldete“ Verkaufszahlen. Obwohl Lynne an Singles nie sonderlich interessiert war. gehört ELO bis heute eher zu den Musikbox-Gruppen, deren Songs man kennt, ohne vielleicht gar zu wissen, von wem sie stammen.
Auf die Auswahl der Single hat Jeff Lynne keinen Einfluß. „Das ist Sache der Plattenfirma. Natürlich könnte ich etwas vorschlagen, aber sie würden antworten., Was verstehst denn du davon?‘ (lacht). Vielleicht mögen sie einfach die erste Zeile, aber dann gibt der Song oft doch nichts her. Dann kann ich sagen; ,Seht ihr ich hab’s gleich gesagt. Ihr hättet den anderen nehmen sollen.‘ Auf diese Entscheidungen bin ich nicht scharf. Für mich sind Singles ohnehin nur der Promotion-Angelhaken für die LP. Mir geht es um Musikkonzepte. Und so überlasse ich ihnen die Wahl. Ist mir Heber als umgekehrt, daß sie kommen könnten und sagen: , Wir haben es dir gleich gesagt'“ 1978 brachte schließlich den (vorläufigen) Höhepunkt der ELO-Erfolgsgeschichte. Im Jahr zuvor war die bis dato aufwendigste Platten-Produktion der Gruppe, das Doppelalbum OUT OF THE BLUE auf den Markt gekommen. In Zahlen: 17 Songs, in drei Monaten geschrieben. Mack, der Toningenieur des Musicland, soll 1127 Stunden am Mischpult verbracht haben. Mit Songs wie „Mister Blue Sky“, „Sweet Talkin‘ Woman“ und „Turn To Stone“ verkaufte sich das siebte Album von ELO weltweit über zehnmillionen mal.Bei dem gigantischen Open-Air-Konzert am 26. August 1978 in Hollywood gab’s ein Bankett für 600 geladene Gäste (einschließlich Roulette-Chips für alle: 50000 Pfund), einen Werbeballon für 25000 Pfund, „Extra-Laser“ (ELOs eigene reichten nicht für das Stadion) und „Extra-Security“ für 6500 Pfund, schließlich die Bühne für 200000 Pfund. Ob in diesen Summen die Kosten für das 30 Meter durchmessende, hydraulisch auf die Bühne gleitende Ufo in Form eines halbierten Hamburgers enthalten sind, war nicht zu klären.
Mag sein, daß sich diese Gigantomame schon deshalb gelohnt hat, weil man mich eingeschlossen – fünf Jahre später immer noch davon spricht. Jeff Lynne gibt denn auch unumwunden zu, daß ELO als schlechte Live-Band diesen technisch-visuellen Zauber bitter nötig hatte. Die einzige Live-Platte von ELO, THE NIGHT THE LIGHT WENT ON IN LONG BEACH, aufgenommen im Mai 1974, übergeht er gerne mit Schweigen.
DISCOVERY, das 1978 veröffentlichte achte Album der Band, faßt noch einmal, in etwas härterer Gangart, den erfolgreichen ELO-Sound zusammen. Singles wie „Diary Of Horace Wimp“, „Dont’t Bring Me Down“ und „Shine A Litte Love“ markierten aber zugleich einen Tiefpunkt von Jeff Lynnes Inspiration.
Auf TIME aus dem Jahre 1981 fehlten die eingängigen, „klebrigen“ Hits. Das Arrangement wird zum Selbstzweck, nicht mehr zur ornamentalen Ausarbeitung einer Melodie. Für eine Welt-Tournee in jenem Jahr werden Louis Clark und Dave Morgan als zusätzliche Keyboarder neben dem Violinisten Mik Kaminski engagiert. Ein Roboter namens Fred taumelt und schlittert beiläufig auf der Bühne herum. Er soll nur 5000 Pfund gekostet haben. Kleine Brötchen also.
Einen weiteren Abstieg bedeutete ELOs Beteiligung an dem Film „Xanadu“ mit Olivia Newton-John. Über zehn Monate arbeitete die Band an einem Soundtrack; vier Titel kamen schließlich dabei heraus. Der Film war offenbar ein derart lächerliches Werk, daß selbst Bev Bevan von „Peinlichkeit“ sprach und davon, daß hier „wertvolle Zeit verrat“ worden sei.
Auf das neue Album SECRET MESSAGES und auf die – schon immer – recht dürftigen Texte angesprochen, sagt Jeff Lynne‘ „Also, Texte haben mir früher absolut nichts bedeutet. Ich habe oft Science-fiction-Themen gewählt, weil mich die technologische Seite interessiert. Einer meiner Favoriten, David Bowie ein brillanter, hochintelligenter Mann – stand schließlich auch lange Zeit auf so etwas.
Wie gesagt, ich habe früher meine Texte so schnell wie möglich heruntergeschrieben. Heute bedeutet mir das schon mehr. Ich versuche etwas sehr Schweres: Texte, die viel aussagen, ohne wirklich etwas zu sagen (lacht .
Im übrigen ist es richtig, wenn du sagst, das Album sei härter. Wir haben wieder zwei richtige Rock n‘ Roll-Nummern dabei: auf Proben und bei den Soundchecks haben wir immer Rock ’n’Roll gespielt Außerdem, um ganz ehrlich zu sein, hingen mir die Streicher langsam zu den Ohren raus. Das heißt nicht, daß ich sie für immer aufgebe, zunächst einmal reicht es einfach. Eine Tour in diesem Jahr? Nicht, daß ich wüßte – oder wollte.“
Man mag von ELO halten, was man will: Jeff Lynne, der sicher manches nicht wahrhaben will, sich auch manchmal überschätzt, ist auf seine Art ein integrer, sympathischer Mann Er hat eine Menge wirklich guter Melodien geschrieben Seit einiger Zeit kommt nichts Rechtes mehr Vielleicht behält Jeff Lynnes Paladin, Bev Bevan, sogar recht, der 1982 in einem Interview sagte. „Ich bewundere Jeff. Genie ist ein oft mißbrauchtes Wort, aber wenn jemand im Rock n Roll diese Bezeichnung verdient, dann er. Die Leute werden noch in 35 Jahren ELO-Songs summen „