Eine Klangreise um die Welt: „“Party Global“ im Stadtgarten


Der erste Sturm fand aber an der Kasse statt. Nur 600 Privilegierte durften rein; hunderte blieben vor der Tür — mit oder ohne Popkomm-Ausweis. Wer dabei war, erlebte zuerst ein Festival der Mehrstimmigkeit: Die fünf Belgierinnen von Zap Mama, vier davon afrikanischer Abstammung, boten eine poetische Klangreise um die Welt. Ihre Mischung von ethnischen Vokalklängen brauchte nur ein paar Minuten, um das Publikumsgemurmel zum Verstummen zu bringen. Nach 60 Minuten des Jodeins, Flüsterns und Stöhnens fühlte man sich in eine Zauberwelt versetzt — als ob rosa Tulpen von der Decke regneten.

Khaled setzte den Gegen-Akzent. „Rai ist der Rock der Araber“, betont der unangefochtene König der Popmusik aus Oran seit Jahren. Und er konnte mit seinem neuen, breitgefächerten Musikkonzept eindrucksvoll demonstrieren, wie man eine Brücke zwischen Kulturen schlägt. Raffiniert seine Live-Bearbeitung alter Hits wie „Kutche“ oder „La Camel“ mit funkigen Bläsern, Reggae-Einlagen oder Bluesfeeling. Mit dem Dance-Floor-Hit „Didi“ steigerte sich schließlich das Rai-Fieber in Trance.

Aber der Abend hatte noch ein weiteres Highlight zu bieten: Machel Montano. mit 17 Jahren „Young King of Soca“ in seiner Heimat Trinidad. Die Mitglieder seiner zehnköpfigen Band kennen sich aus dem Sandkasten, und auf Anhieb ließ die Soca-Truppe Carneval-Stimmung im Stadtgarten explodieren. Montano entpuppte sich als großartiger Entertainer. Den glatten Groove vom Computer-Schlagzeug kompensierte er mit einer sagenhaften Show und einem ständigen Dialog mit dem von so viel Energie manchmal überfahrenen Publikum. Höhepunkt waren zwei Songs von Shabba Ranks, unterlegt mit karibischem Flair.

Nach mehr als dreieinhalb Stunden Musik war das Stehvermögen des Publikums erschöpft und der Beweis erbracht: Die Worldmusic ist bei der Pop-Komm an der richtigen Stelle. Nur mehr Platz muß ihr noch eingeräumt werden.