Eine Geschichte der Sitcoms: Die ikonischsten US-Comedy-Serien der 2000er-Jahre
Na, dank Corona auch schon ganz Netflix durchgebingt? In „Eine Geschichte der Sitcoms“ stellen wir die besten Serien eines Jahrzehnts vor und liefern Euch damit mehr Inspiration für die Tage zuhause.
In einem Ausnahmezustand wie der aktuellen Coronavirus-Pandemie gibt es zwei Arten von Menschen: Die einen versinken liebend gerne in den Tiefen von dystopischen Serien, um sich selbstzerstörerisch noch tiefer in die mentale Apokalypse zu begeben. Die andere Hälfte wählt den Weg des Verdrängens und lässt sich von Sitcoms und Komödien berieseln, um Sorgen und Ängste sanft beiseite zu schieben.
Wer sich stolz und ohne Scham der zweiten Kategorie zuordnet, aber nicht zum fünften Mal „The Office“ schauen möchte, kann hier fündig werden: In „Eine Geschichte der Sitcoms“ präsentieren wir jeweils die ikonischsten Comedy-Serien eines Jahrzehnts, um Euch ein wenig Abwechslung und Inspiration fürs Binge-Watchen zu geben. Außerdem wollen wir ein paar Fragen auf den Grund gehen: Wie haben sich Sitcoms über die Jahrzehnte hinweg entwickelt? Und warum waren manche von ihnen so irrsinnig erfolgreich?
Was definiert eine Sitcom?
Sitcoms unterscheiden sich von anderen Formen der Comedy durch eine hohe Gag-Quote, wobei diese jedoch alle in eine dramatische Handlung eingepflegt sind – das gibt den Zuschauer*innen die Möglichkeit, persönliche Zuneigung und Bindungen zu den Charakteren aufzubauen. Eine Folge überschreitet meistens nicht eine Dauer von 30 Minuten, auch die Sets sind oft einheitlich und ändern sich über mehrere Staffeln hinweg wenig.
Bei der klassischen Sitcom war auch die Live-Aufnahme vor Publikum ein fester Bestandteil des filmischen Konzeptes – und das hörbare Gelächter der Zuschauer*innen sprach somit für eine hohe Qualität der Serie. Später wurden die Lacher immer öfter erst im Nachhinein eingebaut, bei den meisten aktuellen Sitcoms (wie bei „Modern Family“ und „New Girl“) wird komplett darauf verzichtet.
Auch die Dramaturgie einer Sitcom hat sich über die Jahrzehnte hinweg verändert: Das ursprüngliche narrative Konzept einer Sitcom sieht eine „zirkuläre Dramaturgie“ vor – die Charaktere werden pro Folge vor ein Problem gestellt und nach jedem gelösten Konflikt befinden sie sich wieder an ihrer Anfangsposition. Diese Erzählweise wurde vor allem aus dem Grund eingeführt, dass Episoden nach Lust und Laune im Fernsehen wiederholt werden konnten, ohne dass jemand der Geschichte nicht folgen könnte. Erst als offensichtlich wurde, dass Zuschauer*innen eher bei einer Sitcom hängen bleiben, wenn sie mit den Figuren mitfühlen und ihren Lebensweg verfolgen können, wurde die „zirkuläre Dramaturgie“ abgeschwächt. Stichwort: Charakterentwicklung.
Die ikonischsten Sitcoms der 2000er-Jahre:
Curb Your Enthusiasm
2000 – jetzt
Am 17. Oktober 1999 veranstaltete der US-amerikanische Sender HBO ein einstündiges Comedy-Special mit dem Titel „Larry David: Curb Your Enthusiasm“ (deutsch: „Zügeln Sie ihren Enthusiasmus“). Larry David erklärte später, dass der Titel ursprünglich deshalb gewählt wurde, um die Erwartungshaltung des Publikums zu minimieren – schließlich wusste der Comedy-Autor nach dem immensen Erfolg seiner Sitcom „Seinfeld“ bis dato noch nicht, wie es kreativ für ihn weitergehen sollte. Seine Sorge war jedoch unbegründet: Das Comedy-Special, das auf Improvisation und sozialen Fauxpas basierte, wurde prompt zu einer kompletten Serie ausgebaut. Im Jahr 2000 erschien die erste Staffel von „Curb Your Enthusiasm“ (lasst uns den schrecklichen deutschen Titel „Lass es, Larry!“ vergessen) und entwickelte sich schnell zum Publikumsliebling. Bis heute wurde die Show 47 (!) Mal für einen Emmy nominiert und gewann einen „Golden Globe“ in der Kategorie „Best Television Series – Musical or Comedy“ im Jahr 2003.
„Curb Your Enthusiasm“ stellt Larry David als fiktionalisierte Version seiner selbst in den Mittelpunkt des Geschehens. Inspiriert von wahren Ereignissen ist auch der David der Show ein halb-pensionierter Comedy-Autor nach der Popularität von „Seinfeld“. Er lebt mit seiner Frau Cheryl (Cheryl Hines) in Los Angeles und verbringt seine Zeit mit seinem engsten Freund und Manager Jeff (Jeff Garlin) und dessen temperamentvoller Ehefrau Susie (Susie Essman). Die Serie lebt wie auch „Seinfeld“ von den unangenehmen und absurden Situationen des alltäglichen Lebens, deren chaotischen Auswirkungen Larry häufig zum Opfer fällt. Das Besondere an „Curb Your Enthusiasm“ ist jedoch die Art und Weise, wie die Serie entwickelt wird: Statt eines festen Skripts schreibt Larry David pro Folge nur einen kurzen Geschichtenentwurf, an dem sich die Schauspieler*innen inhaltlich orientieren. Der Rest wird improvisiert.
Scrubs – Die Anfänger
2001 – 2010
Das englische Nomen „scrub“ bedeutet auf deutsch sowohl „OP-Kittel“ als auch „Amateur*in“ – und fasst den Inhalt der gleichnamigen Sitcom damit passend zusammen. Die Serie startet mit den zwei Jungmedizinern John Michael Dorian (Zach Braff) – genannt J.D. – und Christopher Turk (Donald Faison), die sich nach dem Studium im fiktiven Sacred Heart Hospital wiederfinden und dort als Ärzte anlernen. Der freundschaftliche und später romantische Neuzugang der Gruppe ist die leicht neurotische, aber bildhübsche Elliot Reid (Sarah Chalke), die mit J.D. über den Verlauf der Serie eine On/Off-Beziehung führt und Christophers spätere Ehefrau Carla Espinosa (Judy Reyes). Im chaotischen Krankenhausbetrieb müssen sich die drei stets den Schikanen und Anweisungen des strikten Chefarztes Dr. Robert Kelso (Ken Jenkins) und des zynischen, aber fairen Oberarztes Dr. Percival Cox (John C. McGinley) beugen.
Was „Scrubs – Die Anfänger“ von anderen Sitcoms ihrer Zeit unterscheidet, ist die Ich-Perspektive, die sich durch die Show zieht. So werden alle Episoden aus der Sicht von J.D. erzählt und von inneren Monologen, Fantasien und Tagträumen komplementiert. Zudem tragen fast ausschließlich alle Folgen einen Titel, der im Original mit dem Wort „My“ beginnt (z.B. „My Finale“). Die Show beruht vage auf den Erlebnissen von Showrunner Bill Lawrence, als dieser für eine kurze Zeit im Krankenhaus arbeitete. Die Slapstick-artigen gestischen und mimischen Reaktionen der Darsteller*innen, die humorvolle Umsetzung von J.D.’s Gedankenspielen und Träumen, sowie die Vermischung von lustigen und tragischen Serienelementen machten „Scrubs – Die Anfänger“ zu einer der beliebtesten Serien der 2000er-Jahre.
Arrested Development
2003 – 2006
Was tun, wenn man die einzige verantwortungsbewusste Person in der eigenen Familie ist? Diese Frage muss sich Michael Bluth (Jason Bateman) stellen, als sein Vater – Immobilienmogul George Bluth Sr. (Jeffrey Tambor) – wegen Veruntreuung ins Gefängnis kommt und das Schicksal des Familienunternehmens und den lieben Verwandten in seinen Händen liegt. Das ist wahrlich keine leichte Aufgabe: Matriarchin Lucille Bluth (Jessica Walter) ist eine Manipulatorin mit latentem Alkoholproblem, sein älterer Bruder „Gob“ (Will Arnett) ist passionierter Zauberer mit Größenwahn, Michaels narzisstische Zwillingsschwester Lindsay (Portia De Rossi) lebt über ihre Verhältnisse und „Buster“ (Tony Hale) – der jüngste Spross der Bluth-Geschwister – ist psychisch labil, intellektuell zurückgeblieben und emotional an die Mutter gekettet. Hinzu kommt noch Michaels schüchterner Sohn George Michael (Michael Cera), der einen heimlichen Crush auf seine Cousine „Maeby“ (Alia Shawkat) hat und Michaels Schwager Dr. Tobias Fünke (David Cross); früherer Psychiater und anstrebender Schauspieler ohne Talent. Kein Wunder, dass Michaels Versuche, diese Familie zusammenzuhalten, meist in Missverständen und Chaos enden.
„Arrested Development“ (auf deutsch: Entwicklungshemmung) erlebte zunächst einen Höhenflug – und dann den freien Fall. Als Star-Regisseur Ron Howard den Autor Mitchell Hurwitz für die Serie engagierte und die erste Staffel im Jahr 2003 anlief, regnete es direkt Lob und zahlreiche Auszeichnungen – ganze sechs Emmys gewann die neue Sitcom, die sowohl von Fans als auch von Kritikern begeistert angenommen wurde. Doch nur drei Jahre später dann die traurige Nachricht: Aufgrund von zu niedrigen Einschaltquoten wurde die Serie bereits nach der dritten Staffel abgesetzt. Im Jahr 2011 kündigte Netflix urplötzlich eine Wiederaufnahme der Show an – es folgte die vierte Staffel im Jahr 2013 und eine fünfte im Jahr 2018. Fun Fact: Gastschauspielerin Liza Minelli nahm nur an der Sitcom teil, weil Ron Howard sie persönlich darum gebeten hatte – seit sie früher als Babysitterin auf Howard aufgepasst hat, verbindet die beiden eine enge Freundschaft.
Two and a Half Men
2003 – 2015
Angeleitet von den Skandalen von Hauptdarsteller Charlie Sheen, dem Besetzungswechsel zu Ashton Kutcher und einigen nachträglichen Rants von Jungdarsteller Angus T. Jones erstrahlt „Two and a Half Men“ bis heute in keinem sehr schönem Licht. Dennoch: Die berühmt-berüchtigte Serie war eine der erfolgreichsten Shows der 2000er-Jahre und fungierte als Gallionsfigur für einige später folgende Shows wie „The Big Bang Theory“ und „Mike & Molly“. Doch zunächst zum Inhalt: Der Werbejingle-Komponist Charlie Harper (Charlie Sheen) wohnt in einer luxuriösen Strandvilla in Malibu und genießt sein Leben in vollen Zügen: Er trinkt den ganzen Tag über Alkohol, schläft mit einer Vielzahl von Frauen und gibt sich teilweise seiner Spielsucht hin – bis eines Tages sein verklemmter Bruder Alan (Jon Cryer) und dessen zehnjähriger Sohn Jake (Angus T. Jones) bei ihm auftauchen, die nach der Scheidung von Ex-Frau Judith (Marin Hinkle) eine Bleibe suchen. Aus einer vorübergehenden Lösung entwickelt sich schnell eine Langzeit-Abmachung und die dysfunktionale Beziehung zwischen Charlie und Alan steht im Mittelpunkt der Serie. Einzig die korpulente Haushälterin Berta (Conchata Ferrell) und die Nachbarin und Stalkerin Rose (Melanie Lynskey) halten den chaotischen Haushalt weitestgehend zusammen.
Die größte Aufmerksamkeit erhielt die Serie im Jahr 2011, als Charlie Sheen aufgrund von abfälligen Bemerkungen und seiner ausgeprägten Rauschmittelsucht vom Sender gefeuert wurde. Kurzerhand wurde Ashton Kutcher für die neue Hauptrolle gecastet; er spielte bis zum Jahr 2015 den kindischen Internet-Milliardär Walden Schmidt, der mit Alan über die letzten Staffeln eine enge Freundschaft entwickelt (talking about absurd: Die beiden heiraten in der letzten Staffel). Als auch der dritte Hauptdarsteller Angus T. Jones nach der elften Staffel der Show ausstieg, fielen auch die Zuschauerzahlen stetig. „Two and a Half Men“ fand im Jahr 2015 nach zwölf Staffeln zu einem Ende, bei dem der vermeintlich tot geglaubte Charlie zurückkehrt und letztendlich von einem Klavier erschlagen wird.
The Office (US Version)
2005 – 2013
Dass eine erfolgreiche Produktion gerne auch mal in anderen Ländern adaptiert wird, ist heutzutage nichts Neues mehr. Wer erinnert sich noch an die französische Teenie-Komödie „Lol – Laughing Out Loud“ aus dem Jahr 2008, die in ihrer amerikanischen Version mit Miley Cyrus und Demi Moore in den Hauptrollen jeglichen Charme verlor? Dies muss jedoch nicht immer zutreffen. Das beste Beispiel für eine gelungene Adaption ist die Sitcom „The Office“, die ihren Ursprung in Großbritannien hatte, mit der US-Version zu noch mehr Erfolg kam und in Deutschland unter „Stromberg“ bekannt ist.
Wie auch das britische Pendant mit Komiker Ricky Gervais in der Hauptrolle ist die US-Version von „The Office“ im Stil einer Mockumentary mit nur einer Kamera und ohne Lachkonserven gefilmt, um die Serie wie eine echte Dokumentation wirken zu lassen. Schauplatz der Serie ist das Büro der fiktiven Papiergroßhandelsfirma „Dunder Mifflin Inc.“ in Scranton, Pennsylvania, wo der Büroalltag der Angestellten aufgenommen und daraufhin in „Einzelinterviews“ von den Charakteren kommentiert wird. Der Chef des Büros ist Michael Scott (Steve Carell); ein sich stetig selbstüberschätzender und unangenehmer Zeitgenosse, der mit dem Lauf der Serie allerdings immer mehr sympathische Charaktereigenschaften entwickelt. Da Scott jedoch keinerlei Fingerspitzengefühl für Humor und den richtigen Zeitpunkt an den Tag legt, enden seine humoristischen Versuche meist in unangebrachten Witzen oder gänzlichen Blamagen. Weitere Mitarbeiter bei „Dunder Mifflin Inc.“ sind der nerdige und schräge Fantasy-Freak Dwight Schrute (Rainn Wilson), der mit dem gelangweilten Assistenzmanager Jim Halpert (John Krasinski) einen Streiche-Krieg am Laufen hat. Halpert ist wiederum seit Jahren in die hübsche Empfangsdame Pam Beesly (Jenna Fischer) verliebt, die zu Beginn der Serie allerdings verlobt ist.
How I Met Your Mother
2005 – 2014
Die erste Staffel von „How I Met Your Mother“ beginnt im Jahr 2030, wo Ted Mosby (Josh Radnor) seinen Kindern Penny und Luke die Geschichte erzählt, wie er ihre Mutter kennengelernt hat. Flashback ins Jahr 2005: Ted wohnt mit seinem besten Freund Marshall Eriksen (Jason Segel) in einem Appartement in New York, wo die beiden die meiste Zeit mit Marshalls Langzeitfreundin Lily Aldrin (Alyson Hannigan) und Barney Stinson (Neil Patrick Harris), einem notorischen Womanizer, in der Bar unter ihrer Wohnung abhängen. Als sich Lily und Marshall verloben, macht sich Ted unweigerlich selbst über seine Zukunft Gedanken – und verliebt sich Hals über Kopf in die kanadische Fernsehreporterin Robin Scherbatzky (Cobie Smulders), die er im „McLarens“ kennenlernt.
„How I Met Your Mother“ hatte über die erste Staffeln hinweg den Ruf inne, eine neue Version von „Friends“ sein zu wollen. Vor allem die Prämisse von einer Freundesgruppe Ende 20, die in New York mit Karriereplänen und Liebesbeziehungen hadern, schien ziemlich naheliegend. Über die Staffeln hinweg konnte sich HIMYM jedoch zu einer eigenständigen Show mit einer gigantischen Fanbase entwickeln; insbesondere die Rolle des Barney Stinson erreichte bei den Millenials schnell Kultstatus. Was die Show von anderen Serien abhob, war vor allem die Vielzahl von technischen Innovationen, die spätere Sitcoms nachhaltig geprägt haben. So trafen Showrunner Craig Thomas und Carter Bays damals die gewagte Entscheidung, Rückblenden zu einem integralen Bestandteil der Show zu machen – gewagt insofern, als dass „How I Met Your Mother“ stilistisch traditionell mit Multi-Cams gefilmt wurde. Anstatt jedoch vor einem Live-Publikum zu drehen, wurden die Aufnahmen in einem Studio aufgenommen und später mit Lachkonserven aus Episodenvorführungen ergänzt. Dies gab der Serie freie Hand, zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her zu wechseln – das Resultat war eine neue Form von Sitcom-Humor, der sich aus Überraschungsmomenten und schnellen Szenenwechseln zusammensetzte.
https://www.youtube.com/watch?v=BVhGuuTalcU
30 Rock
2006 – 2013
Die alleinstehende Mittdreißigerin Liz Lemon (Tina Fey) arbeitet als Chefautorin bei der fiktiven NBC-Varieté-Show „The Girlie Show“ in New York und muss sich gleichzeitig um die Besetzung und Crew kümmern; darunter um den unberechenbaren Hauptdarsteller der Sendung Tracy Jordan (Tracy Morgan), ihren ungefragt ehrlichen Chef Jack Donaghy (Alec Baldwin), ihre beste Freundin Jenna Maroney (Jane Krakowski) und Kenneth Parcell (Jack McBrayer) – den Page im GE Building. Im Fokus von „30 Rock“ stehen die persönlichen und romantischen Erlebnisse der Hauptcharaktere, die politischen Meinungsverschiedenheiten zwischen Lemon und Donaghy, sowie das neurotische Verhalten von Maroney und Morgan. Die Serie basiert stark auf Tina Feys persönlichen Erlebnissen als Chefautorin bei der bekannten Late-Night-Show „Saturday Night Live“; zudem übernahmen auch einige ihre Kolleg*innen von SNL eine Rolle in der Sitcom, darunter Tracy Morgan und Jack McBrayer.
Während seiner Laufzeit gewann „30 Rock“ eine Unmenge an Preisen und Auszeichnungen. So erhielt die Show im Jahr 2009 ganze 22 Emmy-Nominierungen, was den Rekord der meist nominierten Fernsehserie aller Zeiten brach. Damit hatte „30 Rock“ seinen eigenen Rekord gebrochen – im Jahr 2008 wurde die Show bereits 17 Mal für den Preis nominiert. Die „Writers Guild of America West“ listete sie zudem als die 21. beste geschriebene Fernsehserie, auch für das Serienfinale wurde „30 Rock“ mehrfach ausgezeichnet. Trotz all dem Erfolg konnte die Sitcom jedoch nie ein großes Publikum erreichen – trotz phänomenalem Cast und Produktionsteam. Als die Serie im Jahr 2009 zum ersten Mal im deutschen Fernsehen ausgestrahlt wurde, lag die Zuschauerquote sogar bei weniger als 5.000 Personen und damit unterhalb der Messbarkeitsgrenze. Ein Faktor, der „30 Rock“ bis heute einflussreich macht, ist ihre umfangreiche Verwendung von „Cutaways“; plötzliche Schnitte zu kurzen Szenen, die in keinem wirklichen Zusammenhang zur eigentlichen Szene stehen. Dieses charakteristische Stilmittel sollte später von Sitcoms wie „New Girl“ übernommen werden.
The Big Bang Theory
2007 – 2019
„The Big Bang Theory“ ist die erfolgreichste Sitcom der 2000er-Jahre und erreichte zu seinem Höhepunkt mehr als 20 Millionen US-Zuschauer*innen pro Folge. Ein Erfolg, der zunächst nicht in Sicht war: Als Showrunner Chuck Lorre im Jahr 2006 den ersten Pilot von „The Big Bang Theory“ einem Testpublikum präsentierte, war dies gar nicht begeistert. Einzig die Charaktere von Leonard und Sheldon schienen gut anzukommen. Ein Jahr später versuchte Lorre mit einer neuen Idee und einem erweiterten Cast erneut sein Glück – die Show bekam zwar vom Sender eine erste Staffel in Auftrag, konnte aber weder gute Einschaltquoten noch positive Kritiken erzielen. Erst mit der zweiten und dritten Staffel nahm „The Big Bang Theory“ an Fahrt auf und entwickelte sich über die Spanne von insgesamt 12 Staffeln zu einem Kassenschlager. Für die letzte Staffel erhielten alle fünf Hauptdarsteller*innen (bis auf Melissa Rauch und Mayim Bialik) eine Million Dollar pro Folge – ein Rekordgehalt für eine Sitcom. Der Erfolg von „The Big Bang Theory“ basiert primär auf den nerdigen Verhaltensweisen der vier Wissenschaftler und ihrem teils peinlich akkuraten Interesse an Comicbüchern, Superhelden und „Star Trek“ oder „Dungeons und Dragons“.
Zu Beginn der Serie treffen die beiden Physiker Leonard Hoftstadter (Johnny Galecki) und Sheldon Cooper (Jim Parsons) auf die neue Nachbarin Penny (Kaley Cuoco), die in die Wohnung nebenan einzieht und in der Cheesecake Factory arbeitet, eigentlich jedoch Schauspielerin werden möchte. Sheldon ist ein autistisch angehauchtes Genie mit anti-sozialen Verhaltensweisen und fotografischem Gedächtnis, während sich Leonard trotz hoher Intelligenz relativ normal verhält. Die hübsche Penny wiederum zeigt sich zunächst ziemlich naiv und einfältig, hängt aber dennoch schnell mit den Jungs von gegenüber ab. Die Freundesgruppe wird von Rajesh „Raj“ Koothrappali (Kunal Nayyar) und Howard Wolowitz (Simon Helberg) abgerundet; zwei ähnlich schrägen Nerds wie Leonard und Sheldon. Während Raj die ersten Staffeln nur betrunken mit Frauen reden kann, ist Howard von seinen Fähigkeiten als „Womanizer“ überzeugt, die allerdings eher nichtexistent sind. In den späteren Staffeln kommen noch die süß wirkende aber temperamentvolle Bernadette Rostenkowski (Melissa Rauch) und Amy Farrah Fowler (Mayim Bialik) hinzu, die eine Liebesbeziehung mit Howard und Sheldon beginnen und sich zu Pennys engsten Freundinnen entwickeln.