Eels, Berlin, Trash


Die Bühne ist ein Kinderzimmer. Es gibt ein Telefon, eine klitzekleine Ukeleie, ein nettes Stühlchen, diverse sonderbar geformte Schlaginstrumente und dergleichen mehr. Dann kommt die Rasselbande. Mr. E, der Chef, trägt gelbe Haare, klobige Schuhe und ein geheimnisvolles Lächeln im Gesicht. Und als die Eels ihr knapp zwei Dutzend wunderschnuckelige Songs dauerndes Konzert beginnen, seufzen wir, die wir sie hören dürfen, einvernehmlich auf. Vielleicht, denken wir, ist die Liebe doch etwas sehr schönes, obwohl sie meistens irrsinnig traurig macht, irgendwie. Versonnen lächelnd wechselt E von der Gitarre ans E-Piano und wieder zurück. Er wispert, erzählt heisere Geschichten vom Scheitern allen Bemühens, er krakeelt. Rasch entstehen diese seltenen, seltsamen Momente, in denen sich das Glück rasenden Unglücks Bahn bricht, sich das Auge der Seele auftut und verwundert auf das blickt, was ist.

Das Publikum verspürt plötzlich eine irre Sehnsucht: Wiesen, Sonne, Glücklichsein! Die drei jungen Männer loten mit Echoklängen die Untiefen der Seele aus, klopfen mit unerschrockenen Baßtönen all die Monstren und Lemuren ans Tageslicht, die da allgemach im Verborgenen am Herzen nagen, und jagen sie mit einigen quicklebendigen Grunge-Tönen alsbald zum Teufel. Nichts ist so schlimm, daß man es nicht in Worte fassen und in Klängen festhalten könnte. Diese Band tut das mit atemberaubendem Charme, vorwitziger Naivität und ungeheuer viel abgebrühter Souveränität. „I bet you’re flying inside“, singt E im live zur Hymne der Sehnsucht geratenden ‚Beautiful Freak‘. Kreuzbergs Kämpen verbeißen sich den Tränenfluß. Vielleicht ist das Leben doch etwas sehr Schönes, obwohl es meistens irrsinnigtraurig macht, irgendwie.