Eels


…UND DANN GIBT ES KONZERTE, DIE SIND SINGULÄRE EREIGNISSE. UND man geht hinaus und schaut durch eine etwas andere Brille als zuvor und es kommt der Moment, da soll man bedauernswerten Nichtdagewesenen erzählen, was denn nun gar so großartig an der Sache war. Nun… bei den Eels ist alles ein bisschen anders als auf anderen Konzerten. Zum Beispiel ist da die Halle bestuhlt. Und wo man dann so gesittet im Konzertsaal sitzt, kommen die Musiker des Eels Orchestra 2000 auf die Bühne – noch ohne Chef E – und heben zu einer Ouvertüre an. Ein ausgedehntes, lo-fi-kammerorchestrales Intro, bei dem die Fünf (ein Herr im Anzug – der „Colonel“ – an Bassgitarre und -Geige, E’s Kumpel Butch an Schlagzeug, Kesselpauken und Glockenspiel, zwei Manner – einer im Santa Claus-Kostüm – hinter Big-Band-Notenständern an Saxophonen, Posaune, Trompete, Klarinette, Querflöte und Banjo sowie die verehrungswürdige Lisa Germano an Violine, Viola, Keyboard, Gitarren, Mandoline, Schellenring und Blockflöte) eifrig die Instrumente durchwechseln und Leitmotive aus Eels-Songs aufgreifen. So ist man eingestimmt, und jetzt schlurft mit zerzaustem Haar E an sein Klavier. Der Mann hat die Träne im Knopfloch und ein schiefes Lächeln im Gesicht. Es ging ihm gar nicht gut zuletzt, doch für uns hat er seine Düsternis in einen trockenen, melancholisch-freundlichen und – was für eine Erleichterung – ironiefreien Humor umgemünzt, der den ganzen Abend durchströmt. Und ab jetzt passiert nichts mehr, was nicht entweder überraschend, charmant, liebenswert oder einfach bezaubernd wäre. Da sind die Songs vom fast unverschämt fantastischen neuen Album „Daisies Of TheGalaxy““Grace Kelly Blues“, „Sound Of Fear“, „It’s A Motherfucker“,“Mr. E’s Beautiful Blues“,Trauermärsche, Moritaten, verhaltene Rocker, atonale Ausbrüche, Herzzerreißer. Da ist E, der sich immer wieder augenzwinkernd als Bigband-Leader geriert („Horns, stand please!“, „Lemme hear you. Colonel!“) oder mit Butch, einem sanften Riesen mit John Goodman-Aura, witzelt („Ah, Butch wants to make a speech.“ Butch: „I appreciate all of my fans Coming out tonight… Butch tends to like that.“). Die nervig cleveren Gutfinde-Hits vom ersten Album „Beautiful Freak“ fugen sich umarrangiert undoof ins Programm: Zu „Susans House“ singt Lisa Germano mit unbeschreiblicher Rauch-Stimme den Refrain. Und bei „Novocaine ForThe Soul’zur Zugabe wird’s gänzlich wunderlich-wundervoll: Das Orchester spielt Strauß‘,,Also sprach Zarathustra“. „Life is hard.and so am I…“ rezitiert E über schwellende Bläser und unheilvolle Pauken, bevor das Ganze in eine getragene, Lambchop-esque Version übergeht. Hat jemals ein Künstler einen ungeliebten Hit würdiger zurückerobert? Und wo er uns gerade schon so softly gekillt hat mit diesem Song, singt E „Can’t Help Falling In Love With You“-diese Konigin der Schnulzen, genau zum richtigen Zeitpunkt von der richtigen Band. Womit haben wir das alles verdient? So fragt man sich nach zwei weiteren Zugaben, als man die nunmehr neonbeleuchtete Halle langsam verlasst – und drinnen plötzlich wieder gejubelt wird: Die Eels haben beschlossen, uns nochmal zu überraschen, stehen jetzt zwischen arbeitenden Roadies auf der Bühne und spielen noch eine Country-Nummer. Einfach so. Aus Laune. Sowas hat man selten. Genau wie das ganze Konzert. Verneigung.