Düsseldorf, Phillipshalle – Ein übles Festival


Wieder einmal hatte jemand zum Festival gerufen. Und alle waren sie gekommen: Die Festivalwölfe, die Alt-Hippies, die Fans, die Modegecks und (was leider nicht normal ist) die meisten der angekündigten Bands: deutsche, englische, eine ungarische (Omega) und eine dänische (Secret Oyster).

Zu den Zugpferden gehörten diesmal die neu formierte Ginger-Baker-Crew, die Baker-Gurvit/ Army, die Intelligenz-Rocker Gentle Giant, die „alten Herren“ Hardir & York und die Hammerband UFO, von denen sieh freilich nicht alle als solche entpuppten. Hardin & York zeigten, von einer Ausnahme abgesehen, ein Programm, das sie schon 1970 vorgestellt hatten und damals Kritiker wie Hans in Erstaunen versetzte. Ihre Standards also dementsprechend der (eher höfliche) Beifall. Ginger Baker dagegen hatte es leichter. Mit neuen Leuten und teilweise frisch überholtem Stil trommelte er sich wieder ganz in die Herzen des Publikums. Aber überwältigend war er nicht. Gentle Giant, die wohl derzeit unpassendste Festivalgruppe, spaltete denn auch sehr schnell die Zuhörer in zwei Lager: Während die einen buhten und pfiffen, klatschten die anderen begeistert Beifall. Das war wohl zu anspruchsvoll und zu introvertiert für Ohren, die davor schon etliche Stunden laute und meist harte Rocktöne aufgenommen hatten. Als UFO die Bühne betrat, von den meisten schon seit eineinhalb Tagen sehnlichst erwartet, blicht die Hölle los. Als sie schließlich aufhören (wollen), toben die ca. 6000 Leute in der Düsseldorfer Philipshalle immer noch. Drei Zugaben müssen sie geben und erhalten hiermit die verdiente Plakette des Festival-Siegers. Einige andere Bands, die nur auf zwei Zugaben kommen, konnten da nicht mithalten . . .

So befriedigend auch die Musik und das Feeling in der Halle waren, so schlecht war es um die Organisation bestellt. Markus Figgen, ein (sehr) junger Typ aus Essen veranstaltete dieses „Second Pop-Meeting“, sein /weites nach dem letzt jährigen Deutsch-Rock -lest. Ob es an ihm. seinem amerikanischen Mäzen, sprich Geldgeber. Jay Partridge oder an den zum Teil völlig erfahrungs- und ahnungslosen Helfern lag, wird wohl nie geklärt werden. Irgendwann tauchte das Gerücht auf, Eintrittskarten wären geklaut und draußen verkauft worden. Randy Pie weigerte sieh zu spielen, bevor nicht die gesamte Gage bezahlt wäre, etliche Bands erhielten ungedeckte Schecks als Vorkasse und einigen Amateurgruppen wurde plötzlich abgesagt, damit die zu langen Umbaupausen aufgeholt werden konnten. Nur die Großen, die Engländer, hatten mit all dem nichts am Hut. Sie hatten die besten Auftrittszeiten und die Gage schon lange im voraus kassiert. Statt der angekündigten Chicken Shack kam als guter aber unpassender Ersatz Jazz-Rock-Gitarrist Larry Coryell mit einem Freund. Wie kommt es, daß immer wieder Bands. Manager und sonstige Typen auf solche Festivals hereinfallen? Man kann nun mal kein Festival veranstalten, ohne die nötige Kohle im Rücken zu haben, und hier war sie zweifellos nicht in genügendem Maße vorhanden. Fazit: viele zerstörte Illusionen, schlechte Vibes und für den maßgeblichen Herrn vermutlich einige Gerichtstermine.