Doch nicht Daft Punk: Wolfgang Flür auf Fake hereingefallen
Das frühere Kraftwerk-Mitglied dachte, er würde mit dem echten Thomas Bangalter kommunizieren & zusammenarbeiten – dem war aber nicht so.

Wolfgang Flür, Ex-Mitglied der Band Kraftwerk, wurde offenbar zu einer Fake-Daft-Punk-Zusammenarbeit verleitet. Der Musiker, der zwischen 1973 und 1986 als Teil von Kraftwerk berühmt wurde, glaubte, für zwei Songs seines neuen Albums TIMES (Veröffentlichung am 28. März) mit Daft-Punk-Mitbegründer Thomas Bangalter gearbeitet zu haben. Diese Kollaboration reiht sich in ein Werk mit hochkarätigen Co-Künstlern wie Boris Blank (Yello) oder auch Peter Hook (New Order) ein. Doch steckte hinter der Kollaborateur letztendlich nicht Bangalter, sondern jemand, der sich über soziale Medien nur als der Musiker ausgab. Um wen es sich tatsächlich handelt, ist immer noch unklar.
„Ich liebe dich, Wolfgang“
Die Zusammenarbeit nahm ihren harmlosen Anfang, als Flür eine Facebook-Nachricht erhielt. Der Absender stellte sich seinen Angaben zufolge als Thomas Bangalter vor und lobte Kraftwerks Einfluss auf die elektronische Musik und machte sein persönliches Fantum klar. „Wir lieben euch Leute. Ohne Kraftwerk hätten wir unseren eigenen Roboter-Stil nicht gefunden und hätten nicht Helmen auf der Bühne gestanden. Und ich liebe dich, Wolfgang. Bitte, kannst du mir ein signiertes Album schicken?“, schrieb dieser angeblich.
Nachdem tatsächlich eine signierte Platte bei Bangalter angekommen sein soll, habe Flür die Zusammenarbeit für einen gemeinsamen Track vorgeschlagen. Flür und sein musikalischer Partner Peter Duggal arbeiteten an einem Track, in den angebliche Beiträge Bangalters integriert und mit Peter Hooks Basslinie kombiniert wurden. Zwei Songs, „Über_All“ und „Monday to the Moon“, landeten auf dem Album TIMES, wobei Bangalter unter dem Namen Thomas Vangarde gelistet wurde – ein Name, den auch Bangalters Vater in seiner musikalischen Vergangenheit als Künstlernamen verwendet hatte.
Daft-Punk-Archivar enthüllt den Schwindel
Nach der Veröffentlichung des Albums enthüllte Daft-Punk-Archivar Luke Perez den Schwindel. Perez legte die Recherche auf seiner Website offen und offenbarte, dass Bangalter nicht an dem Projekt beteiligt war. Auffällig war nicht nur die Tatsache, dass Daft-Punk-Mitglieder sich selten öffentlich oder in sozialen Medien äußern, sondern auch, dass Bangalter unter einem anderen Namen in den Credits auftauchte. Perez bemerkte: „Merkwürdigerweise scheint niemand aus Bangalters tatsächlichem Umfeld davon gewusst oder es ihm mitgeteilt zu haben, bis die Tracks veröffentlicht wurden – obwohl dies über zwei Jahre lang bekannt war.“
Letztlich bestätigte eine Person aus dem engeren Umfeld von Daft Punk, dass Bangalter nichts mit der Zusammenarbeit zu tun hatte. „Ich nehme an, dass der Fake-Bangalter Flürs Team davon überzeugen konnte, dass er sich jetzt Thomas Vangarde nennt, um seine Spuren zu verwischen“, resümierte Perez. Es sei außerdem bemerkenswert, dass weder das Label Cherry Red Records noch andere Beteiligte den Betrug hinterfragten.
Das Duo von Daft Punk hatte sich 2021 offiziell getrennt, nachdem ihr letztes Album RANDOM ACCESS MEMORIES (2013) fünf Grammys gewann. Seit der Auflösung ist Bangalter gerne als Komponist für Ballett-, Film und Kunstprojekte aktiv, während sein ehemaliger Bandkollege Guy-Manuel de Homem-Christo als Musikproduzent tätig bleibt.
Der Vorfall zeigt, wie leicht sich in der digitalen Welt Identitäten vortäuschen lassen – selbst in der Musikbranche, wo Kollaborationen oft auf persönlichem Vertrauen basieren.