Die wichtigsten Alben im Oktober – Teil 2
Mit Tame Impala, Deadmau5, Conrad Schnitzler und Moullinex.
Das schreiben wir in der aktuellen Ausgabe über einige det Alben, die im Oktober erscheinen:
Boys Noize – „Out Of The Black“
„Alex Ridha ist 29 Jahre alt. Bei seinem Output und seiner erstaunlichen Karriere als global agierender DJ, Produzent (für sich selbst und andere Künstler), Remixer (Depeche Mode, Feist und 100 andere) und Labelinhaber wirkt es so, als müsste es mindestens zwei Ridhas geben, damit dieses Pensum zu schaffen ist. Out Of The Black ist das dritte Boys-Noize-Album nach Oi Oi Oi (2007) und Power (2009). Es ist eine dezent ausgewogene Mischung aus dem Acid-infizierten Ballertechno („Conchord“), den man von Boys Noize erwartet, Midtempo-Tracks („Touch It“) und erstaunlich melodischen Nummern („Ich R U“).“ Albert Koch
Tame Impala – Lonerism
„John Lennon findet keine Ruhe im Nirwana. Pausenlos wird er herbeizitiert, besonders inbrünstig von Nachgeborenen wie Kevin Parker, Jahrgang 1986. Parker singt wie Lennons Geist. „I know I gotta be above it now“, erklärt er zunächst einsichtig zum Auftakt seines zweiten Albums mit Tame Impala, seiner Band, die eigentlich nur aus ihm selbst besteht und einigen Gehilfen. Doch dann endet Lonerism wieder im John-Lennon-Modus mit „Sun’s Coming Up“. Einem Klavierwalzer, der sich abrupt in eine surreale Klanglandschaft verwandelt. Parkers ganz private Magical Mystery Tour. Es geht vorrangig darum, warum man heutzutage psychedelisch musiziert und wie. Wenn alle Grenzerfahrungen gesammelt und alle Gesundheitsrisiken dokumentiert sind. Hirnerweichende Drogen sind nicht mehr vonnöten, um solche Musik zu machen und sich an ihr zu erfreuen. Kevin Parker liest nicht mehr Timothy Leary,sondern Stephen Hawking. So hört sich das auch an in Songs wie „Feels Like We Only Go Backwards“ und „Nothing That Has Happened So Far Has Been Anything We Could Control“. Die späten Sechziger und frühen Neunziger waren so zuversichtlich, dass die Welt kein Rätsel war. Jetzt sind die Wissenschaften eine andere Welt.“ Michael Pilz
Why? – Mumps, Etc.
„Pinocchio auf dem Albumcover taumelt gefährlich nah über dem weit geöffneten Maul des Wals. Doch der will vielleicht ja einfach nur spielen. „Why?“ steht in der Sprechblase daneben. Verstehen muss man das nicht immer, wenn der Amerikaner Yoni Wolf mit seiner Alt-HipHop-Familie Why? zu Wort und Bild greift, um dem Publikum wieder eine neue Kollektion rätselhafter und rätselhaft schöner Songs ins Haus zu stellen. Vielleicht ist es alles in allem Pop, gerahmt von sprachmächtigen Alltagserkundungen, bösen Gedankenspielen und den Beats, die sich so formvollendet um das Klingeln und Säuseln der Instrumente drehen. Yoni Wolf ist Mitbegründer des Anticon-Kollektivs, Künstler und Label stehen für eine programmatische Überschreitung der Grenzen zwischen Musik-Genres. Was durchweg für Verwirrung sorgte – mal wurden Why? als Folk-Pop-Kollektiv gepriesen, im nächsten Augenblick als Indie-HipHop-Band, dann als Electro-HipHopper gefeiert, in ihrer zehnjährigen Geschichte haben Wolf & Friends schon so ziemlich alle Zuordnungen außer Heavy Metal und Drum & Bass erfahren. Vom superknuspergroovigen Eröffnungstrack „Jonathan’s Hope“ bis hin zum kammermusikalischen, tödlichen Finale „As A Card“ spielt Wolf auf Mumps, etc. seine Extraklasse als Sänger, Songautor und Soundbastler eben auch wieder in viele Richtungen konsequent aus – mit der Tendenz zum Versponnenen, leicht Barocken, etwas Abgedunkelten, aber der nächste Witz folgt alsbald. Wenn er sich vom Mumps erholt hat, kann Yoni Wolf uns bei Gelegenheit ja mal erzählen, was aus Pinocchio im Maul des Wals geworden ist.“ Frank Sawatzki
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