Die Utopien der 1000 Robota
Selten war in den letzten Jahren eine Band in Deutschland so umstritten wie 1000 Robota aus Hamburg das sind – sieht man mal von denen ab, die von groß und möglichst plumpinszenierten Provokation und die Reaktionen darauf auf dem Boulevard leben.Auch 1000 Robota wollen provozieren, jedoch keine eingeübten Kläff-Reflexe. Die drei Jungen treten einem richtig gegens Schienbein. Oder wie es der Maler Daniel Richter, Eigentümer des Robota-Labels Buback, in der aktuellen Ausgabe des Musikexpress formuliert: „Das ist die einzige junge Band, die ich kenne, die nicht diese sülzige Art von Nachdenklichkeit und Molltongesang hat.“
Ob einem in der künstlerischen Aussage oder einfach nur musikalisch gefällt, was diese Band anbietet odernicht: Sie ist zumindest interessant. Und das trifft auch auf den Film „Utopia Ltd.“ zu, den die Dokumentarfilmerin und Musikvideo-Regisseurin Sandra Trostel über 1000 Robota gedreht hat. Sie zeigt darin, wie der Enthusiasmus von Anton Spielmann und seinen Freunde Basti Muxfeldt und Jonas Hinnerkort in der Kluft zwischen Alltag und Medienpräsentation auf eine harte Probe gestellt wird, wie sie gebeutelt werden von den Umständen.
Der Film begleitet 1000 Robota eineinhalb Jahre in der Anfangszeit des immer noch sehr jungen Trios. Und die Band selbst weiß er schon mal zu überzeugen: „Dieser Film repräsentiert etwas, das den Kern der Band umschreibt. Außerdem hat er auch einen allgemeinen Wert, den sich junge und alte Menschen gleichermaßen anschauen können, weil da in Wunden rumgesalzt wird, die allgegenwärtig sind. Dieser Film zeigt, dass junge Leute, die als Nichtsnutze, Schwule, arrogante und eklige Menschen abgestempelt wurden und werden, durch Ausdauer und Willen, trotz der ganzen Steine auf ihrem Weg weiterkommen“, sagt Anton Spielmann: „Wir veröffentlichen weiterhin Alben und sind weiterhin präsent. Ob das wirtschaftlich tragbar ist, das beweist ja dieser Film auch, das ist nicht der Kern der ganzen Angele- genheit. Die Sicht: Man liefert ab, wenn man wirtschaftlich relevant ist, das ist Schwachsinn. Die musikalischeMaterie, um die es geht verliert so ihren Wert, verliert ihren Kern.“
„Utopia Ltd.“ läuft als Eröffnungsfilm der Sektion „Perspektive Deutsches Kino“ auf der heute beginnenden Berlinale und erhielt bereits das „Prädikat wertvoll“. Kinostart ist am 12. Mai.