Die Sterne: Köln, Live Music Hall


ZWEI METER SIND EINE SCHWIERIGE ARBEITSHOHE. FÜR Leute mit Höhenangst sowieso, aber auch für Menschen, die sehr groß sind. Sterne-Sänger Frank Spilker zum Beispiel ist nun mal so lang – und das hat unmittelbar zur Folge, daß er seine Spickzettel nicht lesen kann. Denn die liegen auf dem Boden, und Spilker singt für gewöhnlich im Stehen. Aber: Sicherheit geht vor. Die Sterne unterbrechen also ihren eben erst begonnenen Set, Spilker bückt sich, krabbelt ein bißchen auf der Bühne herum und erklärt das Ganze auch:“lhr müßt entschuldigen, aber wir sind noch nicht lange auf Tour, und gestern abend sind die Zettel etwas durcheinander geraten und ich fühl‘ mich besser, wenn sie in der richtigen Reihenfolge sind.“ Spilker faltet sich wieder auseinander, und dann geht’s auch schon weiter im Programm. Mit einem Klassiker der Sterne: „Scheiß auf deutsche Texte“. Das mag man Zufall nennen oder charmantes Kalkül – wichtig ist, daß Spilker sich sicher fühlt. Einen Sparkassen-Nachwuchsbandwettbewerb würden Die Sterne zwar immer noch nicht gewinnen, und besonders Schlagzeuger Christoph Leich ist live nicht unbedingt die Fleischwerdungvon Funkyness.aber immerhin: Die meisten Stücke fängt die Band zusammen an, und einige bringt man sogar gemeinsam zu Ende. Derweil das Publikum die überwiegend sperrigen Schlaureimereien textsicher mitsingt. Das wortgewordene Drama eines sozialen Aufstiegs, der „Universal Tellerwäscher“, groovt wunderbar, bei „Das bißchen besser“, dem Expose gegen doofe Silvester-Feierei, jingelt sich die Gitarre die eigenen Saiten wund, „Abstrakt“ kommt fett, und „Big in Berlin“ ist einfach die etwas andere Standortbestimmung. Verlaufen in einer großen Stadt-warum nicht? Wo ist hier-wer weiß das schon so genau? Klar ist aber: Von allen deutschen Bands sind Die Sterne dann doch die funkigsten. Und interessant bleiben sie sowieso: „Ich mag wie Du mich ansiehst/ Ich finde es gut wenn du’s läßt/Ich schätze es sehr, daß du bestimmte Grenzen nicht verletzt“, hat Frank Spilker dann auch noch gesungen. Genau, das ist es doch: „Respekt“. Respekt ist wichtig, und so soll das sein. Die meisten Menschen nicken mental mit dem Kopf und gehen zufrieden nach Hause. Für einige von ihnen ist morgen wieder Proseminar. Dann nur ohne Musik.