Die Liebe ist nicht tot, sie riecht nur komisch
Skunk von Justin Courter
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Überbordender Roman über olfaktorische Fetische und anderes Allzumenschliches
Für dieses Buch wurde ein Verlag gegründet! So stellt es zumindest der Verleger Markus Hablizel auf der Homepage seines Unternehmens dar: Er habe „Skunk“ über das Internet entdeckt, sich vom Autor selbst das Buch zuschicken lassen und eine Übersetzung in Auftrag gegeben.
Protagonist des Romans ist Damien Youngquist. Ein junger Mann, der für seine Mitmenschen nicht viel übrig hat. Seine Konflikte mit der Gesellschaft verschärfen sich, als Damien eine Vorliebe für das Abwehrsekret von Stinktieren entwickelt – es erinnert ihn an den Geruch der Lieblingsbiersorte seiner Mutter. Bald hält er sich eine Stinktierfamilie, schnuppert er nicht mehr, sondern trinkt den Skunkmoschus. Irgendwann wird seinen Kollegen und seinen Nachbarn in der Vorstadt der Geruch unerträglich und Damien durch dramatische Ereignisse in die Einsiedelei getrieben.
Dem New Yorker Autor Justin Courter gelingt mit „Skunk“ das Kunststück, das befremdliche Hobby, das unausweichlich zur Sucht wird, für den Leser nach und nach zu einem gewöhnlichen Umstand zu verwandeln, mit dem in seiner eigenen Logik umzugehen ist. Das führt zu Momenten von absurder Komik, die durch Tragik grundiert sind, eine Gemeinsamkeit mit den Werken John Irvings.
Doch „Skunk“ hebt sich davon ab durch die Erzählstimme des Damien Youngquist, der in seiner Isolation viel gelesen hat und sich deshalb stets einer gewählten Ausdrucksweise bedient. „Es hatte keinen Zweck, es zu leugnen, nicht einmal mir selbst gegenüber“, denkt er: „Ich war verliebt. Ich litt schreckliche, so nie gekannte Qualen.“ Seine Auserwählte ist die Meeresbiologin Pearl, die einige geniale Erfindungen gemacht hat, vor allem aber eine ähnlich geruchsintensive Vorliebe hat: Sie ist Fischfetischistin. Die Liebe wird Damien schließlich retten, irgendwie, aber der Weg bis dahin ist turbulent – und wird hoffentlich nie fürs Duftkino verfilmt.
Felix Bayer