„Die Heads Konnte Ich Mir Nicht Anhören“
Nach dem Rechtsstreit mit seinen ehemaligen Talking Heads- Kollegen legt David Byrne nun mit "Feelings" eine Solo-CD vor
Lower Manhattan, ein kleines Besprechungszimmer im 11. Stock eines Bürogebäudes. In hellem Jeansanzug und mit kurzen, steil aufrecht stehenden Haaren wirkt David Byrne agil, fast jungenhaft. Bedächtig nippt er an seinem Mineralwasser, bevor er auf die erste Frage antwortet.
Dein neues Album „Feelings“ klingt erheblich entspannter als dein letztes. Wie kommt’s?
Die letzte Platte war durch zwei Todesfälle in meiner Familie beeinflußt. „Feelings“ beginnt zwar auch recht düster, aber die Aufnahmen machten diesmal sehr viel Spaß.
Du hast auf „Feelings“ auch mit Morcheeba zusammengearbeitet. Schielst du auf ein junges Publikum?
Ganz und gar nicht. Als die Songs entstanden, waren sie so eine Art TripFolk, eine Akustikgitarre verbunden mit Loops. Von Morcheebas Album wußte ich, daß sie die gleiche Technik verwenden und mit der klassischen Liedform arbeiten. Deshalb kamen wir zusammen.
Wird es jemals eine Reumon der Talking Heads geben?
Nein. Für mich ging es immer darum, mich weiterzuentwickeln. Als wir uns damals trennten, neigten wir schon dazu, Platten wegen des Geldes zu produzieren. Es war Zeit aufzuhören. Ich wollte nie Teil einer Band sein, in der es nur um Nostalgie und Sentimentalität geht.
Was hältst du von dem neuen Album deiner ehemaligen Kollegen?
Ich kenne es nicht. Ich könnte es mir nicht mal anhören.
Warst du denn nicht neugierig?
Schon. Aber wenn ich es mir anhören würde, wäre die nächste Frage todsicher, wie ich es finde. Und ich möchte niemals eine Antwort daraufgeben müssen.
Es gab sogar einen Rechtsstreit um den Namen „Talking Heads“.
Der Name stand für etwas, das wir zu einer bestimmten Zeit gemeinsam gemacht haben. Eine Verbindung zur Gegenwart kam mir wie kommerzielles Ausschlachten vor. Weil ich Hauptsongschreiber und Sänger war, fand ich, daß sich ein Großteil der Band-Identität mit mir verband. Die anderen widersprachen dem. Inzwischen ist der Prozeß vorbei – der Aufkleber „No Talkin‘, Just Heads“ auf ihrem Album war allerdings nicht sehr subtil.
Redet ihr noch miteinander?
Nur über unsere Anwälte.
Schmerzt das?
Es ist wie eine Scheidung. Du kehrst nie zu deiner Ex-Frau zurück. Das passiert nur Elizabeth Taylor. Und ich bin ja nicht Richard Burton.