Die Gesetze des Marktes


Das Debütalbum der Futureheads war in Großbritannien schon letzten Herbst in aller Munde, The Others und ihr erster Longplayer sind es seit dem späten Winter. Ein Phänomen, das in den 90ern verbreitet war (als viele wichtige Britpop-Alben mit langer Verspätung oder gar nicht in Deutschland erschienen) und derzeit wieder gehäuft auftritt: Während Indiebands in ihrer Heimat die Kassen klingeln lassen und im Rest der Welt Achtungserfolge feiern, wartet Deutschland meist zwei bis sechs Monate. Schuld sind die neuen Gesetzen des Marktes, wie er von den Majors gestaltet wird. Bei EMI – Plattenfirma von Mando Diao, deren Alben hierzulande ebenfalls Riesenverspätung hatten – sagt man, es gehe um das Wohl der Band. Die müsse für Promotion zur Verfügung stehen, erklärt Produktmanager Bernd Harbauer. Ein wichtiger Faktor sind aber auch Pläne, die EMI auf internationaler Ebene schmiedet. Ähnlich sieht man die Sache bei SonyBMG: Produktmanager Andreas Därmann weist auf die für Promozwecke benötigte Vorlaufzeit hin. So habe man etwa im UK ein Jahr an Kasabian gearbeitet, bevor dort ihr Debüt erschien und auf Platz vier einstieg. „Das ist für uns ein Vorteil, weil man den Medien erzählen kann: Paßt mal auf, das geht in England durch die Decke“, sagt Därmann. Engagierte Musikfans, die sich intensiv über die neuesten Trends informieren, importieren die Alben inzwischen per Internet direkt aus dem Ursprungsland. Därmann meint, es gelte, den richtigen Moment für die hiesige Veröffentlichung zu wählen, dann könne man die Importe vernachlässigen. Die eignen sich zudem als Indikator dafür, was mit einer Band passieren kann ob „es zuckt bei denen“. In einer kriselnden Musikindustrie sind die Zeiten weltweit simultaner Veröffentlichungen vorbei. Freunde der aktuellsten Musik müssen sich gedulden – oder weiterhin bei Importhändlern kaufen.