Die Evolution Mando Diaos: Ihre Alben im Überblick | Diskografie
Von BRING 'EM IN bis BANG: Hier eine Übersicht der Rezensionen, die seit Mando Diaos Debüt im Musikexpress über ihre Platten erschienen sind. Am 11. Mai könnt Ihr die Band im Rahmen unserer #DAHEIMDABEIKONZERTE von zuhause aus erleben.
MTV UNPLUGGED: ABOVE AND BEYOND (2010)
Die Lieblingsschweden der Indierock-Jugend mal anders: Der Versuch, Disco-Klopper wie „Dance With Somebody“ zu entschleunigen, funktioniert verblüffend gut.
Eines der Hauptprobleme bei Mando Diao: Oft hat man den Eindruck, dass da in Sachen Songwriting gar nichts passiert. Enge Hosen aus schwedischer Qualitätsproduktion, eh. Coole Lederjacken, check. Gute Frisuren, klaro. Aber diese „amtlichen“ Gitarrenriffs, die textlich eher simpel gehaltenen Songs zu Stadionrock aufblasen, besitzen eben einiges Nerv-Potenzial. ABOVE AND BEYOND ist indes eine erstaunliche Platte, weil sie auf Rezensentenseite zunächst für verschämte Bodenblicke sorgt.
Die Quintessenz des Mando-Diao-Unplugged-Albums ist nämlich folgende: Huch, so schlecht sind die gar nicht. Weder die Jungs noch die Songs. So zeigt sich bei den entschlackten und oft etwas entschleunigten Versionen von Knallern wie „Dance With Somebody““ und „Down In The Past“ ordentliche Arbeit in der Inszenierung. Das Klavier nimmt eine wichtigere Rolle ein, klimpert die Stücke Richtung Boogie. Björn Dixgard zeigt, dass seine Stimme auch in einer Live-Situation genug Kraft besitzt, um ruhige Stücke zu transportieren. So muss man in „Mr. Moon“ kurz an eigentlich zu wuchtige Referenzpunkte wie den jungen Eric Burdon denken. Die Streicher – es bleibt eben ein „MTV Unplugged“ – transportieren die Songs aber nie Richtung Kitsch.
Diskutabel sind eher die geladenen Gäste: „High Heels“, ein Duett mit Juliette Lewis, ist ganz schön affig. Der Versuch, mit einem eigens installierten Fake-Lagerfeuer Dramatik zu schaffen, scheitert ebenso wie der, so eine Art sexuelle Spannung aufzubauen. Auch die Newcomerin Lana Del Rey bleibt blass. Nur, als Ray Davies die Band bei der Kinks-Coverversion „Victoria“ unterstützt, gibt es so etwas wie einen Gänsehaut-Moment – weil das Duett offenbar kaum geprobt wurde und so nicht fehlerfrei, aber gerade deshalb seelenvoll intoniert wird. (Jochen Overbeck)