Die Achse des Nonsens


Da sucht George W. Bush auf der ganzen Welt nach Achsen des Bösen und merkt gar nicht, dass der Widerstand im eigenen Land am erbittertsten ist. Bedrohlich oder nicht – die amerikanischen Betreiber der Site www.bushorchimp.com verstehen es ganz hervorragend, das weltpolitische Ansehen ihres Rudelführers zu diskreditieren. Über zwei Seiten sind dort Foto-Kollagen zu bestaunen, auf denen der Präsident der Vereinigten Staaten einem jeweils passend dreinblickenden Schimpansen zugeordnet wurde. Muss man erwähnen, dass die Ähnlichkeiten bisweilen in irritierendem Maße verblüffend sind?

Die Achse des Nonsens lässt sich im Netz weiterverfolgen – und zwar bis zu dem Online-Spiel unter www.blairmag.com/blair4/dyke. Nicht „George W. Bush or Chimpanzee?“ lautet hier die Frage, sondern „Lesbian or German Lady?“ Das Ratespiel beginnt am Seitenende unter „lez play!“: Bei neun Fotos von meist kurzhaarigen Damen muss entschieden werden, ob es sich um eine lesbisch orientierte Frau oder aber um eine Deutsche handelt. Eine Frechheit, ohne Frage. Diskriminierend, geschmacklos etc. etc. Aber vielleicht auch ein kleines bisschen lustig? Und aufschlussreich im Hinblick auf den Ruf, den deutsche Touristen offenbar in den USA genießen.

Wer seinem Ärger über solche Respektlosigkeiten Luft machen will, dem empfehle ich einen Besuch bei www.brunching.com. Unter „Best of“ findet sich ein „Alanis Lyric Generator“, der es erlaubt, in Windeseile einen zornigen Songtext zu erstellen. Ein Nomen (z.B. „discrimination“), ein paar Adjektive (vielleicht „revolting“ oder „disrespectful“?) und fertig ist ein Text, der gut und gerne so als Bonustrack auf einer erweiterten Neuauflage von Morissettes „Jagged Little Pill“ erscheinen könnte. Sehr befreiend. The Notwist haben endlich eine ordentliche Website. Vorbei sind die Zeiten, in denen man mittels Google 2.073.418.204 Webseiten nach The Notwist durchsuchen musste, um dann nach einer kurzen – für eine Suchmaschine inakzeptabel altklugen – Belehrung („The ist ein sehr häufiges Wort und wurde in der Suchanfrage ignoriert“) ein Ergebnis präsentiert zu bekommen: „Ungefähr 5.080“ Treffer berichtete Google regelmäßig, was eine seltsam präzise Angabe für ein „ungefähr“ ist. Und wie frustrierend war es dann, diese „Treffer“ nun wiederum nach Brauchbarem durchkämmen zu müssen, nur um dabei auf „Weilheim-Specials“ unter www.pfaffenwinkel.de zu stoßen. Manch einer landete gar über den „Notwist is awkward“-Link beim „Daily Trojan“, der Studenten-Zeitung der University of Southern California in Los Angeles (www.usc.edu/student-affairs/dt). „TheNotwist werden nur Erfolg haben, wenn die Band lernt, ihre Gitarren leise zu drehen oder Acher eine Solo-Karriere anstrebt“, analysiert dort ein „Experte“ mit journalistischem Leichtsinn.

Gosub sei Dank gibt es jetzt www.notwist.com, programmiert von den Berliner Webdesignern von Gosub Communications, die auch für www.kittyyo.com und www.surrogat.com verantwortlich zeichnen. Die Notwist-Homebase wird von nun an in Sachen Bandpage das Maß aller Dinge sein. Ziemlich sensationell ist allein der brillant programmierte „Confuser“, der es erlaubt, Notwist-Songs zu dekonstruieren, um sie dann zu neuen „Remixen“ zusammenzusetzen. Dazu kann man Videos, epileptisch zitternde Lyrics-Fenster und andere Albernheiten starten, bis der Browser „unerwartet geschlossen “ wird, „da Fehler 2 aufgetreten ist“. Dann hilft nur noch der Affengriff*. Nie hat sich ein Neustart so gelohnt.