Die 50 besten Platten des Jahres 2017
Wir haben abgestimmt und die einzig wahre Liste erstellt: Das sind die 50 Favoriten der ME-Redaktion und somit die besten Alben des Jahres 2017. Ha!
Platz 3: Wanda – NIENTE
Vertigo/Universal (VÖ: 6.10.)
Um den ewigen Vergleichen mit Oasis noch eine Parallele zu spendieren: Spätestens seit diesem Jahr kann man die fünf Wiener nicht mehr auf den einen Song reduzieren. Klar, „Bologna“ wird noch in Jahrzehnten eine Hymne sein. Aber bereits „Bussi Baby“ erreichte Platz drei in den österreichischen Charts.
Unvorstellbar im von Teenies bestimmten Single-Markt. Doch was 2017 passierte, stellt einen unerwarteten Höhepunkt im immer noch rasanten Aufstieg dieser Band da: Nach der massenuntauglichen, allerdings strategisch klugen Leadsingle „0043“, die Wanda Beachtung aus bisher unerschlossenen Hörerschaften schenkte, thronte der Nachfolger „Columbo“ auf Platz eins der Austria-Charts.
Das erinnert an Weihnachten 1994, als Oasis’ „Whatever“ sich in den UK-Charts zwischen Mariah Carey und Boyzone auf Platz drei breitmachte. Fünf Monate später sollte die Band dann mit „Some Might Say“ auf Platz eins stehen und eine Zeitenwende einläuten.
Ob der „Columbo“-Erfolg die Geschichte ähnlich spalten wird, sei dahingestellt. Aber was jetzt bereits feststeht: Nur drei Jahre nachdem sie in unsere Leben explodiert ist, lässt sich mühelos ein Best-of der „letzten Rock’n’Roll-Band unserer Generation“ zusammenstellen.
Das ist besonders erstaunlich vor dem Hintergrund von NIENTE, ihrem trotz Sommerhit „Lascia mi fare“ melancholischem Album. Nach „Das Ende der Kindheit“ und dem wehmütigen „Das letzte Wienerlied“ wird selbst der Hinterletzte verstehen, dass auch verschwitzte Lederjackenträger auf ihre geschundenen Seelen aufpassen müssen. Die „traurig-schöne Kindheit in 0043“ zieht sich nicht nur durch die Single, sondern auch durch „Wenn du schläfst“.
Überhaupt setzt die Band ihr Spiel mit den Selbstreferenzen fort, ist immer wieder selbst bei sich zu Gast, wie ehedem natürlich Oasis und natürlich, natürlich die Beatles. Der Bonustrack „Lasciarsi è una pazzia“ ist eine italienische Version von „Auseinandergehen ist schwer“, in „Wenn du weißt, wo du herkommst“ recycelt Marco Wanda die Strophen von „1, 2, 3, 4“, dem kalkulierten Bierzelt-Hit aus BUSSI, der die Bierzelte und Après-Ski-Hütten dann doch noch nicht erreicht hat.
Das mögen Oasis dank „Wonderwall“ Wanda noch voraushaben. Wo sie aber von den Wienern geschlagen wurden: mit dem jeweils dritten Album. Wanda sind das, was BE HERE NOW vorgegeben hat zu sein: Sie sind jetzt da. Und das ist nach John Lennon der quintessenzielle Auftrag von Rock’n’Roll. Der Wanda-Rausch hält an, der seit drei Jahren gefürchtete Kater stößt mittlerweile selbst mit an. Stephan Rehm Rozanes
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