Die 50 besten Platten des Jahres 2017
Wir haben abgestimmt und die einzig wahre Liste erstellt: Das sind die 50 Favoriten der ME-Redaktion und somit die besten Alben des Jahres 2017. Ha!
Platz 19: Arcade Fire – EVERYTHING NOW
Columbia/Sony (VÖ: 27.7.)
Vier Jahre nach REFLEKTOR war die Indie-Rock-Welt wieder hungrig auf neue, große Musik der einflussreichen Band aus Kanada. Die überraschte mit einem Titelsong, der an Schlager und Frankie Valli erinnerte und einem scheinbar kleinen Album. Win Butler und seine Gang rollten Synthesizer aus, warfen auch die Reste von Theatralik und Kirchenakustik über Bord, experimentierten mit Offbeats, Disco, Pop und Country. Der Welt blieb EVERYTHING NOW allerdings nicht allzu lange in Erinnerung – die Arenen blieben während ihrer jüngsten Nordamerika-Tourdaten halb leer. Fabian Soethof
Platz 18: Moses Sumney – AROMANTICISM
Jagjaguwar/Cargo (VÖ: 22.9.)
Der Name Moses Sumney geistert seit zwei Jahren in der Musikwelt herum. Was aber erwarten von einem Künstler, der schon als neues Wunderkind auserkoren wurde, Solange und Bon Iver verzaubert hat? Verdammt viel! Sumneys A-Romantizismus in turbulenten Zeiten wie diesen ist spirituell, auf seine ganz eigene Art und Weise. Erhaben philosophiert er über Existenzialismus, verpackt in zarten, anmutigen Elektro-Folk. Als verunsicherter Teenager versteckte Sumney seine Aufnahmen noch heimlich unter seiner Matratze – heute kaum zu glauben. Sabine Winkler
Platz 17: Kelela – TAKE ME APART
Warp/Rough Trade (VÖ: 6.10.)
Vielleicht ist TAKE ME APART der Kulminationspunkt einer Entwicklung, die Anfang des Jahrzehnts begonnen hat, die Rückholung des R’n’B auf die gute Seite unter Berücksichtigung postmoderner Elektronik. Kelela trifft auf ihrem Debüt die perfekte Balance aus Mainstream und fordernden elektronischen Sounds, ihre Themen sind weibliche Selbstermächtigung, Sex, Feminismus. TAKE ME APART ist auf vielen Ebenen keine potenzielle Zukunft des R’n’B, sondern seine Gegenwart. Wer etwas über das Jetzt im Pop erfahren will, muss dieses Album hören. Albert Koch
Platz 16: John Maus – SCREEN MEMORIES
Ribbon Music/Domino/ GoodToGo (VÖ: 27.10.)
Avantgardistischer Erschütterungs-Pop aus der Feder eines Doktors der Philosophie: So geht die jüngste Geschichte von John Maus. Sein Uni-Abschluss sagt natürlich nichts darüber aus, wie fähig er mit synthetischen Klangstrukturen umgehen, wohl aber, wie versiert er existenzialistische Gedanken in Pop verpacken kann. „It’s a dream to dream, to dream to choose you to dream to choose home“, heißt es in „Decide, Decide“. Das Problem der mannigfaltigen Handlungsoptionen, das der menschlichen Spezies innewohnt, so zu thematisieren: einzigartig. Jördis Hagemeier
Platz 15: The National – SLEEP WELL BEAST
4AD/Beggars/Indigo (VÖ: 8.9.)
„The day I die – where will we be?“, fragt Matt Berninger im zweiten Song hier, der als Scharnier zum Frühwerk der Amerikaner dient: Er ist eine dieser Hymnen, mit deren Hilfe sie sich über mehr als ein Jahrzehnt eine frenetische Fanbase aufgebaut haben. Insgesamt haben The National ihren Rock von Euphorie befreit, mit Lücken und Sollbruchstellen versehen. Vielleicht liegt es daran, dass alle Mitglieder in den letzten Jahren Zeit hatten, eigene Interessen zu verfolgen: SLEEP WELL BEAST klingt sad, aber auch superlocker. Jochen Overbeck
Platz 14: Japanese Breakfast – SOFT SOUNDS FROM ANOTHER PLANET
Dead Oceans/Cargo (VÖ: 14.7.)
Bei Michelle Zauner ist alles im Taumel. Ihre Melodien leiern, die Texte verhandeln Schmerz und Selbsterfahrung im hypnotischen Wechsel, und dass ihr Gesang in den Höhen nur zu gern dünn wird, darf als schöne Interpretation von Egalheit betrachtet werden. Ja, eigentlich ist dieses Leben doch egal. Zumindest sobald man versucht, es von einem anderen Planeten aus zu betrachten. Und so tobt sich Zauner auf ihrem blubbernden Zweitwerk richtig aus – sogar Auto-Tune darf mitmachen! Jördis Hagemeier
Platz 13: Aldous Harding – PARTY
4AD/Beggars/Indigo (VÖ: 19.5.)
Wem nützen all die Singer/Songwriter ohne die richtigen Songs? Aldous Harding hat die richtigen Songs. Die Musik auf ihrem zweiten Album changiert zwischen Folk noir und Kammerpop, ist minimalistisch instrumentiert, oft reichen akustische Gitarre oder Piano als Lead-Instrumente, dazu gibt es schräge Bläser und die dezente Ambience aus dem elektro-akustischen Versuchslabor. Manchmal klingt die Neuseeländerin wie die verlorene Tochter von Nico. Produziert hat John Parish, langjähriger Mitarbeiter von PJ Harvey. Auch eine passende Referenz. Albert Koch
Platz 12: Bilderbuch – MAGIC LIFE
Maschin/Universal (VÖ: 17.2.)
Bilderbuch sind die großen Architekten der deutschsprachigen Unterhaltungsmusik. Die Wiener verknüpfen ihren bei Falco, aber auch bei Kanye West und Ibiza-Partytracks der 90er-Jahre andockenden Pop so smart mit dem Zeitgeist wie wohl gerade keine andere Band unseres Sprachraumes. So entsteht eine Art upgedatete (okay, und etwas smartere) Version der EAV, die immer dann, wenn das im Vergleich zum Vorgänger noch einmal erkennbar feiner geschnitzte Sounddesign die Macht völlig an sich ziehen möchte, plötzlich doch mit einem Hit wie „Baba“ um die Ecke kommt. Jochen Overbeck
Platz 11: Thundercat – DRUNK
Brainfeeder/Ninja Tune/Rough Trade (VÖ: 24.2.)
Diese Platte ist eine Einladung. In eine Welt, in der der vielleicht beste Mann am sechssaitigen E-Bass seine wogenden, perfekt arrangierten Soundentwürfe aus Funk, Free-Jazz, Yachtrock und Neo-Soul durch die Songs sprudeln lässt. In einen Kosmos aus Cartoon-Humor, Lavalampenlicht, Katzen-Witzen und Afrofuturismus. Hier kommen die schmachtenden Yacht-Altmeister Michael McDonald und Kenny Loggins zu Besuch und Kendrick Lamar schaut kurz zum Rappen vorbei. Mit diesem geschmeidigen Durchhalte-Sound konnte man den Trump’schen Irrsinn ganz gut aushalten. Annett Scheffel
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