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Die 100 wichtigsten Frauen im Pop – Platz 14 bis 10


Eine Reise durch Female-Pop gestern und heute. Hier geht's zu den Rängen 14 bis 10.

Musik kennt erst mal kein Geschlecht: Die angeschlagene Saite, die getretene Fußtrommel oder der Loop in der Audio-Software – alles komplett genderneutral. Schöner Gedanke, oder?

Doch über Ton und Beat hinaus spielt das aufgeladene Thema sehr wohl eine Rolle. Musik ist, wenn sie die Instrumente verlassen hat, immer auch Kontext. Musik bildet Realitäten ab und nimmt genauso auch Einfluss auf sie.

Dass Pop und Gesellschaft über die Dekaden diverser geworden sind, braucht man heute nieman- dem zu erzählen. Wer sich aber bei all der Bewegung hingegen gern mal im Bart kratzt und lieber noch mal umdreht, ist der traditionsbewusste Popkulturkanon. Unzählige Listen werden immer noch angeführt von Dylan und den Beatles – Radiohead gelten hier noch als junge Herausforderer. Auch dieser Blick mag für manchen einen Reiz besitzen, doch wenn es mal wieder auf das Argument rausläuft, es gäbe ja so wenig einflussreiche Musikerinnen, dann dimmen sich die Lichter.

Wir widmen uns im aktuellen MUSIKEXRESS daher all den einflussreichen Frauen im Musikbetrieb. So selbstverständlich das alles sein möge, so wertvoll sind doch die Impulse, die uns weibliche Acts zusätzlich zu ihren Hits noch obendrauf gegeben haben. Nur weiter so, we’ve only just begun.

Was wir brauchen, ist ein neuer Kanon der Popmusik

Hier ein neunzehnter Teaser der Liste der 100 wichtigsten Frauen im Pop – Platz 14 bis 10:

Platz 14: Grace Jones

Model, Schauspielerin, Society-Queen, Stammgästin in der New Yorker Nobeldisco Studio 54. Erst 1977, mit 29, begann Grace Jones ihre Musikkarriere. Vier Jahre später schuf sie mit NIGHTCLUBBING ein Gesamtkunstwerk, das nicht nur die 80er-Jahre definierte, sondern weit darüber hinaus wirkte. Die Reste des 70er-Jahre-Rock, die vom Bildersturm der New Wave übriggelassen wurden, wischte die Jamaikanerin mit ihrem fünften Album zumindest für kurze Zeit vom Tisch. Grace Jones hatte die Zukunft erfunden und die klang elektronisch, eiskalt und entmenschlicht. Auf dem Cover präsentierte sie sich als androgynes Wesen mit Bürstenhaarschnitt und Zigarette im Mundwinkel. „Feeling like a Woman, looking like a man“, singt sie in „Walking In The Rain“ und öffnete der Genderfluidität alle Türen.

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Ohne sie wüssten wir nicht, dass die Popkultur ein Konglomerat aus Musik, Image, Mode, Style und Kunst ist.

(Albert Koch)

Platz 13: Beyoncé

Queen B ist eine Koryphäe im Live-Business, die Meisterin der musikalischen Wiedergeburten und eine Ikone der Popkultur. Trotz des notorischen Vorwurfes, eine PR-Marionette zu sein, trieb Beyoncé die weibliche Autonomie maßgeblich voran und zelebrierte ihre künstlerische Individualität. Bereits 2008 unterstrich sie mit „If I Were A Boy“ die ungleiche Machtdynamik zwischen den Geschlechtern und lieferte zwei Jahre später mit „Run The World (Girls)“ eine Hymne für Frauen. Die Alben BEYONCÉ (2013) und LEMONADE (2016) machten Feminismus zu einer Prio der Gen Z und „Flawless“ wurde quasi zum Soundtrack des Popfeminismus. Die 42-Jährige war und ist Vorbild für weibliche Selbstermächtigung, und als sie 2014 erklärte „I’m feelin’ myself“, taten es ihr viele Frauen gleich.

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Ohne sie hätten es familienorientierte oder figurbetont gekleidete Frauen als Feministinen deutlich schwerer.

(Christin Rodrigues)

Platz 12: Sylvia Robinson

Mit dieser Mother fuckt niemand! Bevor Sylvia Robinson zur Urmutter des HipHop wurde, hatte sie bereits eine steile Karriere hinter sich: 1957 schuf sie im Duo Mickey & Sylvia den Evergreen „Love Is Strange“, produzierte später Soul­-Hits für ihre eige­ne Plattenfirma All Platinum, bevor sie 1979 im Club „Harlem World“ MC Lovebug Starski über den Beat des Sommerhits, „Good Times“ von Chic freestylen hört. Robinson bietet ihm eine Aufnahme an, er lehnt ab. Ihr Sohn vermittelt sie dann an den Hob­by­Rapper Henry Jackson. Um den herum castet Robinson die Sugarhill Gang und veröffentlicht als CEO ihres neuen Labels Sugar Hill den ersten Hip­ Hop­Hit überhaupt: „Rapper’s Delight“. 1981 rea­giert sie auf eine Rap­Parodie Mel Brooks’ mit dem ersten Answer­ Song des Genres, „It’s Good To Be The Queen“. Im Jahr darauf macht sie mit der Ver­öffentlichung des sozialkritischen „The Message“ von Grandmaster Flash & The Furious Five Rap zu dem, was es in den USA bis heute maßgeblich ist: das CNN für Schwarze.

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Ohne sie wäre die dominante Jugendkultur des 21. Jahrhunderts eine völlig andere.

(Stephan Rehm Rozanes)

Platz 11: Debbie Harry

Als sich Punk in New Wave verwandelte, ver­schwand auch dessen bierschweißige Männlich­keit und wurde ersetzt von einer androgynen Ele­ganz, der Debbie Harry Gesicht und Stimme gab. Niemand war so cool wie die 1,60 kleine New Yorkerin aus dem Umfeld von Andy Warhol, ihr gebleichtes Haar so markant, dass ihre Band nach ihm benannt wurde. Blondie führten die New Wave nicht nur an die Spitze der Charts, sondern schlugen währenddessen auch noch die Brücke zum parallel aufstrebenden HipHop. Man könnte Harry vorwerfen, dass das von ihr geprägte Image zum Fluch wurde für nachfol­gende Generationen, aber den Kapitalismus konnte selbst sie nicht im Alleingang aushebeln: „Sex sells, das ist mir klar“, schrieb sie in ihrer Autobiografie „Face It“, aber wenn man sich des Prinzips schon bedient, dann „wenigstens zu meinen Bedingungen, nicht zu denen irgend­ eines Managers.“

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Ohne sie wären die New York Dolls, für die sie als Fah­rerin arbeitete, bevor sie selbst berühmt wurde, noch seltener pünktlich gewesen

(Thomas Winkler)

Platz 10: Joni Mitchell

Ohne selbst dort aufgetreten oder vor Ort gewesen zu sein, schrieb Joni Mitchell 1969 die Hymne zum Jahrhundert­ Festival Wood­stock. Die in Kanada geborene Sängerin, Gitarristin und Songwriterin besaß die Gabe, ihre Songs in einer Sprache zu buchstabieren, die dem Publikum die Essenz von Ereignissen nahebringen konnte. Mitchells Erkennungs­melodie „Both Sides Now“ wurden mehr als 1.000 Coverversionen zuteil. Ihre Songs, die sie bald auch mit Jazzmusikern (etwa Charles Mingus) einspielte, ließ sie auf offenen Akkor­den fließen, Mitchell sprach von „forschenden Akkorden“, die eine perfekte Kulisse für ihre scharfen Beobachtungen und die Fragen bil­deten, die sie an das Leben stellte. Die zehn­fache Grammy­-Gewinnerin avancierte zur Poetin von Weltrang und zum Role Model für Generationen von Songwriterinnen. Kurz vor ihrem 80. Geburtstag feierte sie 2022 ein Live­-Comeback.

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Ohne sie wären Frauen im Pop erst viel später als Song­writerinnen und Produzentinnen anerkannt worden.

(Frank Sawatzki)

Bad Bunny, Rosalía, Karol G: Weshalb Reggaeton nicht zu unterschätzen ist

+++ Unser aktuelles Heft ist seit dem 09. Februar im Handel. Darin gibt es die komplette Lister der 100 wichtigsten Frauen im Pop. Hier teilen wir immer wieder Ausschnitte des Rankings. +++